Bondkurse und Ölpreise

Laut Theorie müssten die Bondkurse bei steigenden Öl- und Goldpreisen sehr schwach sein. Das Gegenteil ist aber der Fall.

Sind die stabilen bis steigenden Bomdpreise nun ein Zeichen von Stärke (good reaction on bad news), so dass sie bei evtl. fallenden Rohölpreisen noch stärker werden, oder steht die Schwäche in den Bondpreisen unmittelbar bevor.

Was sagen die erfahrenen Experten im board ?

Geschrieben von logo am
Gast

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Ölpreise sind momentan auf einem 13 Jahreshoch, aber nicht inflationsbereinigt. Die Gefahren für das globale Wachstum und Infektionsgefahren sind gegeben aber nicht von der Relevanz wie in den Medien berichtet wird.

gruss

Roland
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

Aber, als die Preise an der NYMEX für Curde plötzlich wegen der möglichen Aufgabe von al Sadr im Iraq kurzfristig fiel, fielen die Preise der US T's plötzlich mit. Warum, nun auch wenn es viele negieren (Snow, Japans MOF, etc) wird kein vernünftiger Teilnehmer leugnen, dass exorbitant hohe Energiekosten die Inflation treiben, die in alle Produktpreise durchdringen und auch die Margins der Unternehmen drücken werden. Weniger Gewinnaussichten der Unternehmen würde den S&P nicht mehr so optimistisch aussehen lassen. Darum werden die Anleger eher in Anleihen, als in Equities gehen.

Fallen aber die Preise für CL, werden darum auch die Anleihenpreise wieder fallen. Am Mittwoch konnte man das beobachten.

Gast

Flucht in Qualität ist das Spiel das im Moment durch den hohen Ölpreis bei den Bonds gespielt wird.

Meine Erwartung ist, das Bonds mit sinkenden Ölpreis sich abschwächen werden und die Aktienmärkte einen sinkenden Ölpreis als Katalysator für Kurssteigerungen nutzen werden. Nur wann das sein wird ?

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Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

Es ist immer wieder amüsant zu beobachten wie ein- und dieselben Ausgangsdaten unterschiedlich, sogar gegensätzlich interpretiert werden können; wobei ich mal davon ausgehe, dass letztendlich keiner der hier Schreibenden weiß, wohin die Reise bei den Bonds gehen wird.

Gast

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Zitat: 'wobei ich mal davon ausgehe, dass letztendlich keiner der hier Schreibenden weiß, wohin die Reise bei den Bonds gehen wird.'

Das hast Du gut erkannt.

gruss

Gast

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Das macht doch den Charme der Börse aus. ;-)

Guten Wochenstart allen

tomxy.
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

Wie Roland bereits gesagt hat stellen Bonds und Aktien substitutive Anlageformen dar. Derzeit befinden wir uns anscheinend in einer Situation in der der Rohölpreis auf den Aktienmarkt einen größeren Einfluss hat, als auf den Bondmarkt. Mich wundert dies nicht, mein derzeitiger Eindruck ist, dass die FED künftig stärker auf die Kerninflationsrate excl. Rohöl schauen wird (auf den Rohölpreis hat sie ohnehin keinen Einfluss). Da steigende Rohölpreise der Volkswirtschaft Kaufkraft entziehen wird ein weiterhin hoher Rohölpreis damit indirekt die Zinspolitik der FED einengen. Der Preis für Rohöl wird zunehmend durch (aus US-Sicht) externe Faktoren bestimmt, z.B. durch das Wachstum in China. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt ist der prozentuale Rohstoffverbrauch der chinesischen Volkswirtschaft recht hoch. Chinesische Produkte mögen zwar einen niederigen Preis haben, der Rohstoffverbrauch eines Billigprodutkes ist jedoch genauso hoch wie der eines Hochpreisproduktes.

Bedingt durch andere Faktoren (z.B. Demographie, Verschuldung) wird das Wachstum in den reiferen Volkswirtschaften zukünftig möglicheweise ohnehin niederiger ausfallen, als in der Vergangenheit. Daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass wir bei der Zinspolitik eine ähnliche Entwicklung sehen werden wie in Japan. Für den Bondmarkt würde das noch reichlich Luft nach oben bedeuten.

Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

Bild entfernt.

deriva
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

@logo,

in der Vergangenheit sind Rohölpreise solange weiter gestiegen, bis die Bondpreise eine neuen Tiefkurs erzielten.

Zusammenfassend gesagt: steigende Energiepreise trieben Zinssätze mittelfristig bis langfristig nach oben und relativ stabile Bondpreise neigten dazu, Rohölpreise kurzfristig nach oben zu drücken.

Falls sich die Geschichte wiederholt, kommt es zu folgenden Szenario: solange die Bondpreise über den Tiefkursen von Mai/Juni handeln, steigen die Energiepreise weiter an. Dieser Prozess hält an bis die Bondpreise schließlich tief genug sinken, um Einfluss auf die Finanzmärkte und Wirtschaft haben zu können. Hier werden dann die Ölpreise kollabieren - und den Hochpunkt bei den Zinssätzen markieren.
Die Betonung liegt auf FALLS.

Gruß deriva

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Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

@deriva

hört sich interessant an und scheint auch sinn zu machen.

hast du auch eine entsprechende erklärung für den euro bzw. dollar im zusammenhang mit ölpreisen und bonds ?

grüße

logo

deriva
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

@logo,

der EUR/USD liegt z.Z. im gleichen Bereich wie Ende 1998, als der Ölpreis sein zyklisches Tief unter 10 USD ausbildete. Der in 2001 einsetzende EUR/USD-uptrend war hauptsächlich durch die Zinspolitik beeinflusst.

Der hohe Ölpreis trifft bekanntlich alle Volkswirtschaften; die flexible US-Wirtschaft wird das am leichtesten verkraften. Durch die Konkurrenz der weltweiten Überkapazitäten („Globalisierung“) wird der hohe Ölpreis zur Verringerung der Unternehmensgewinne führen. Das ist jetzt schon an dem Ausstieg aus Aktien und der Zuwendung zu den Bonds („Flucht in Qualität“) zu sehen.

Wenn das US-Wirtschaftswachstum aufgrund gestiegener Kapitalzinsen und eines stärkeren USD wieder zurückgeht, wird der EUR/USD auch in Anbetracht der twin deficits über das diesjährige Hoch steigen.

Gruß deriva

lion
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

Höhere Ölpreise als Segen für die Obligationenkurse

Erklärungsversuch zu einem Widerspruch

Die hohen Ölpreise sind derzeit ein beherrschendes Thema an den Finanzmärkten. Eine der unter den Nägeln brennenden Fragen ist, wieweit die Preissteigerungen des schwarzen Goldes die Obligationsmärkte beeinflussen. In einer Kurzanalyse kommt die Bank Pictet zum Schluss, dass die Obligationsmärkte ihr Verhalten bei Ölpreisschocks verändert haben. Illustriert an einem auf Daten der Jahre 1983 bis 2004 beruhenden Vergleich zwischen den Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen und den Ölnotierungen, war noch in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrzehnts eine starke Parallelität zu beobachten. Seit den neunziger Jahren entwickelten sich jedoch Zinsniveau und Erdölpreise zunehmend gegenläufig. Dieses Auseinanderlaufen widerspricht an sich der ökonomischen Lehrmeinung, wonach steigende Ölpreise die Inflation anheizen, was unmittelbar die Zinsen erhöht und umgekehrt die Kurse umlaufender Obligationen drückt. Tatsächlich ist aber seit zwei Monaten eine negative Korrelation zwischen Bondrenditen und Ölpreis feststellbar. Die Pictet-Analytiker erklären das neue Reaktionsmuster an den Obligationsmärkten vorab mit geringeren Erdölverbrauch der industrialisierten Volkswirtschaften. Untersucht worden ist neben dem Erölkonsum zusätzlich noch, wie sich die Notenbanken, ein wichtiger Taktgeber an den Obligationsmärkten, bei Ölschocks verhalten. Basierend auf den Protokollen der Fed von 1979, 1980, 1990 und der Gegenwart hat sich herausgeschält, dass die amerikanischen Geldpolitiker ihr Argumentarium zum Zusammenhang zwischen Öl und Zins über die Jahre nicht anpassten: Im Urteil der Zentralbankiers führten höhere Ölpreise stets zu einer steigenden Inflation und zu einem tieferen Wachstum. Die geldpolitischen Reaktionen darauf wurden jedoch von der jeweiligen wirtschaftlichen Situation vor dem Ölschock abhängig gemacht. Während Chairman Paul Volcker nach seiner Amtsübernahme im Jahre 1979 - anders als damals sein Vorgänger Miller - angesichts des zweiten grossen Ölpreisschocks und einer zweistelligen Inflationsrate die geldpolitischen Zügel anzog, senkte Greenspan während des ersten Golfkriegs im Jahre 1990 trotz einem steilen Preisanstieg des Rohöls die Leitzinsen. Mit andren Worten: Die amerikanische Geldpolitik war jeweils mehr von der Verfassung der Wirtschaft als von der ökonomischen Grundhaltung - unabhängig von der Person des Fed-Präsidenten - geprägt. Aus dieser Warte verlagert sich für die Marktteilnehmer an den Obligationsmärkten die Diskussion auf das Vertrauen in die Zentralbank, die Inflation generell im Zaum zu halten. Solange die Notenbanken und allen voran das Fed diese Aufgabe erfolgreich bewältigen, werden nach Ansicht von Pictet höhere Ölpreise wahrscheinlich auch in Zukunft mit höheren Obligationspreisen quittiert werde.

Quelle: Neue Zürcher Zeitung vom 27.08.2004

select
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

Crude Short und Bund long.

wuelle
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

@select

Ich verstehe Dein Chart nicht. Wie ist es zu interpretieren?

select
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

@wuelle [#15]

"Wie ist es zu interpretieren?"

Meine Meinung ist weiterhin, der Ölanstieg übertrieben gewesen war. Viele spachen durch die großen Nachfrage nach Öl von einer drohenden Inflation usw. Nun scheint sich das globale Wirtschaftswachstum "etwas" abzuswächen. Daduch entweicht aus Crude nicht nur der spekulative Teil des Anstiegs seit 2001.

Das Thema "Inflation" wurde zurück in die Versenkung gebracht und damit der Weg für die "mutigen" Bondkäufer geebnet. Mal schauen wann Deflation in den Medien auftaucht.

Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, das die Notenbanken erstmal von weiteren Zinserhöhungen absehen. Vielleicht die eine oder andere. Dies ist aber "scheinabar" in den Preisen einkalkuliert und somit wird weiter gekauft.

Die Zinsen können also wieder fleißig fallen, was sie auch schon tun.

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