Richard Ebert
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Bundesfinanzministerium erwartet Ansturm auf Hedge Fonds

Bundesfinanzministerium erwartet Ansturm auf Hedge Fonds

Gesetzentwurf sieht Warnhinweis vor: Bei diesem Investmentfonds müssen Anleger bereit sein, auch einen Totalverlust hinzunehmen

(09.07.03) Berlin - Das Bundesfinanzministerium rechnet mit einer starken Nachfrage nach den hochspekulativen Hedge Fonds, die ab dem kommenden Jahr auch in Deutschland zugelassen werden sollen. Vor allem Banken und Versicherungen hätten in den vergangenen Monaten ein großes Interesse an dieser riskanten Anlageform signalisiert, sagte der Abteilungsleiter im Bundesfinanzministerium, Jörg Asmussen, bei der Vorstellung eines Diskussionsentwurfs für ein "Investmentmodernisierungsgesetz" am Dienstag in Berlin. Staatssekretärin Barbara Hendricks sieht den heimischen Finanzplatz durch die neue Anlagemöglichkeit gestärkt. Mit strengen Auflagen werde für einen ausreichenden Anlegerschutz gesorgt.

Es gebe ein reges Interesse an diesen Produkten, begründete das Ministerium die geplante Zulassung. Die Anleger warteten auf eine Möglichkeit, auch in Zeiten negativer Börsenentwicklung Gewinne erwirtschaften zu können. Mit Hedge Fonds spekuliert der Anleger mit hohem Einsatz auf steigende oder sinkende Trends am Zins-, Devisen oder Aktienmarkt. Liegt er mit seiner Wette falsch, kann der ganze Einsatz verloren gehen. Auf dieses Risiko sollen Anleger mit dem Produkthinweis hingewiesen werden: "Der Bundesminister für Finanzen warnt: Bei diesem Investmentfonds müssen Anleger bereit und in der Lage sein, Verluste des eingesetzten Kapitals bis hin zum Totalverlust hinzunehmen." Um das Risiko für Privatanleger zu begrenzen, sieht der Entwurf vor, dass sie nur in Dachfonds investieren dürfen, die wiederum in mindestens fünf einzelne Hedge Fonds anlegen. Auf diese Weise wird das Risiko gestreut. Institutionelle Anleger sollen hingegen direkt in Hedge Fonds investieren können.

Das Bundesfinanzministerium sieht in der Einführung der neuen Anlageform "ein Zeichen für die Reife des Finanzmarktes". In Ländern wie Großbritannien, der Schweiz oder Luxemburg würden Hedge Fonds seit langem erfolgreich vertrieben. Mit der Novelle würde Deutschland nun mit diesen Ländern gleichziehen, sagte Staatssekretärin Hendricks. Die Neuregelung schaffe ein "Gleichgewicht" zwischen den Interessen des Marktes und dem Schutz der Anleger.

Das Mindestkapital zur Auflage eines Hedge Fonds soll 300 000 Euro betragen. Der Entwurf sieht liberale Regelungen sowohl bei den so genannten Leerverkäufen als auch bei der Kreditaufnahme und dem Einsatz von Derivaten zur Erzielung von Hebeleffekten vor. Bei den Leerverkäufen spekuliert der Anleger mit Aktien, die sich gar nicht tatsächlich in seinem Besitz befinden, auf sinkende Kurse. Mit den Derivaten lässt sich auf Grund der Hebelwirkung bei einer richtigen Markteinschätzung ein sehr viel größerer Gewinn erzielen als bei den realen Transaktionen auf den Finanzmärkten. Mit mehr Transparenz und einer verschärften Aufsicht will das Finanzministerium das Risiko für die Anleger mindern. "Wir werden weiter eine Aufsicht haben, die beißen kann", meinte Abteilungsleiter Asmussen.

Im Vorfeld hatte Bundesverbraucherministerin Renate Künast Bedenken gegen die Liberalisierung geäußert. Auch in der SPD-Fraktion gibt es Kritiker. Der finanzpolitische Sprecher der SPD, Jörg Otto Spiller, warnte davor, dass Banken und Versicherungen das Geld ihrer Kunden verspekulieren könnten. Die Skeptiker verweisen auf das Beispiel des amerikanischen Hedge Fonds LTCM, der 1998 Milliardensummen in den Sand gesetzt hatte. Globalisierungsgegner warnen zudem vor einer größeren Instabilität der Märkte.

Die Gesetzesnovelle soll am 13. August ins Kabinett gehen. Das parlamentarische Verfahren soll im November abgeschlossen sein. Mit Widerstand der Union im Bundesrat rechnet das Ministerium nicht. Die Bundesregierung sei aber im weiteren Gesetzgebungsverfahren "offen für Änderungsvorschläge", meinte die Staatssekretärin. dsi

(Quelle: Die Welt / http://www.Welt.de )

Geschrieben von Richard Ebert am
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