J.Lotte
Mitglied seit 11 Jahre 4 Monate

** Das Zeichnen von Charts - eine ausgestorbene Kunst ?

Hallo zusammen,

vor einiger Zeit hat ein Interview mit Linda Bradford Raschke meine Aufmerksamkeit geweckt. Es ist unter dem Titel, "Körperkontakt mit dem Markt", in der Printausgabe des Technical Investor (Februar/März 2001) erschienen.

Linda spricht sich dort dafür aus, Charts per Hand anzufertigen, nur so könne ein entsprechendes "Gefühl für den Markt" entwickelt werden. Natürlich setzt sie auch Software ein! Dennoch fertigt sie zusätzlich Charts mit Bleistift, Lineal und Millimeterpapier an.

Ich habe außerdem gehört, dass sich die Terminhändler in den Börsenringen kleine, skizzenhaft Charts auf ihre Notizblöcke zeichnen.

Nun, mich würde interessieren, ob es in diesem Forum ebenfalls noch Leute vom "alten Schlag" gibt, die ihre Charts mit weichem Bleistift und dem Wallstreet-Journal selbst anfertigen und wenn ja, welche Erfahrungen dabei gemacht wurden.

Unter http://www.wdgann.com/HistoricalCharts/chartingsupplies.htm können Sie sich sogar das Orginalpapier bestellen, dass kein geringerer als W.D. Gann zu seiner Zeit benutzt hat.

Zudem möchte ich die Leser auf eine Technik aufmerksam machen, die mir immer sehr geholfen hat. Es handelt sich um die "Upside-Down-Regel". Man stellt einen Chart einfach auf den Kopf. Ein bullisher Chart muß demnach sehr bearish aussehen. Es ist manchmal wirklich sehr nützlich eine andere Perspektive zu haben.

Tipp: Drucken Sie sich die Charts aus, Sie brauchen nicht den Monitor auf den Kopf stellen :-)

Viele Grüße

Jan

Geschrieben von J.Lotte am
Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 4 Monate

Charts auf den Kopf zu stellen habe ich in der Vergangenheit oft gemacht. Am wirkungsvollsten ist eine Kopie auf transparenter Folie, die man 'von hinten' ansehen kann, mit diesem Trick verläuft die Zeitachse wie gewohnt von links nach rechts.

Der Effekt, besonders bei Seminaren, ist verblüffend. Die gleichen Teilnehmer, die bullish für den Markt sind, suchen 10 Minuten später bei dem 'gedrehten' Chart erneut nach Kaufgelegenheiten.

Termin-Trader
Mitglied seit 11 Jahre 4 Monate

Hi,

eine weitere Methode ist das Drehen um 90 Grad, einfach zu bewerkstelligen mit jedem x-beliebigen Grafikprogramm.

Man gewinnt eher eine neutrale Sicht um zu beurteilen, ob die Tendenz aktuell eher nach links oder rechts gerichtet ist.

Good Luck!

B.Stenger

http://www.termintrader.de

Gast

Hallo,

Zu Chartexperimenten auf altmodischem Papier kann man eigentlich nur jedem raten, zumindest mal eine Zeitlang auf Ausdrucken zeichnen, ebenso drehen und spiegeln etc.

Selbst mal eine längere Datenreihe bewußt MANUELL eingeben, macht absolut Sinn, um ein reales Marktgefühl und einen "inneren 7. Sinn" für Bewegungsmuster, Abläufe und Situationen eines Marktes zu bekommen bzw. teils unbewußt zu trainieren.

Computer sind ja ganz nett, aber alle großen und grundsätzlichen BEOBACHTUNGEN zu den Märkten stammen aus einer Zeit, wo es noch keine PCs gab und stattdessen intensives "Chart-Reading" betrieben wurde.

Klingt vielleicht antiquiert, aber wird schließlich auch in vielen anderen Berufen so praktiziert, indem man zunächst ein "praktisches Materialgefühl" entwickeln soll und damit dann später an den PC geht.

Gilt im Grunde auch für die überall aus der Software wählbaren vollautomatisch berechneten Indikatoren. Wenn man den logischen Sinn und die meist einfachen mathematischen Formeln und deren Beobachtungsgrundlagen nicht wirklich praktisch kapiert hat, sollte man sie besser garnicht erst benutzen.

Ein Flugsimulator allein macht noch keinen guten Piloten, vielleicht ein Grund warum es so schnell viele Abstürze nach Ende der langen Schönwetterperiode am Markt gab.

Grüße, T. Spörer

Norden-Trader
Mitglied seit 11 Jahre 4 Monate

@ Termintrader + all

Bei Windows XP Pro genügt ein Rechtsklick in den desktop; in dem sich auftuenden Fenster kann man 90, 180, 270 Grad und zurück anklicken, womit sich der desktop insgesamt dreht, also einschliesslich der Fußleiste.

Die Drehung müßte um 180 Grad erfolgen, um den Chart auf den Kopf zu stellen.
Aber die Methode von Herrn Ebert ist natürlich sinnvoller.

Gruß

U. Norden

Termin-Trader
Mitglied seit 11 Jahre 4 Monate

Hallo Norden-Trader,

thx für den Tipp, wußte ich nicht!

Gruß,
Bruno

gautama2
Mitglied seit 11 Jahre 4 Monate

@ Norden-Trader

Der Tip ist cool, aber warum finde ich bei mir nichts in dem Fenster?

Ich rechtsklicke auf den Desktop und Win XP Pro hab ich auch, aber das Ergebnis sieht anders aus :(

MHuebner
Mitglied seit 11 Jahre 4 Monate

@J.Lotte

Habe in meinen Anfangsjahren täglich die "Hoppenstedt"-Charts von Hand weitergemalt. War mir persönlich eine große Hilfe und kann JEDEM nur empfohlen werden. Gerade zu Anfang. Man bekommt ein anderes Gefühl für den Markt, für Widerstand und Unterstützung. Und sieht - quasi in Zeitlupe (da das Malen von Hand ja Zeit beansprucht) - wie der Markt auf die W und U reagiert und Formationen bildet.

Original W.D.Gann-Papier muss es aber nicht sein, halblogarithmisches Linienpapier tut es auch :)

In der heutigen computergestützten Zeit male ich die Charts auch nicht mehr, aber ich gebe JEDEN TAG die OHLC-Kurse von ca. 60 Werten PER HAND ein. Auf diese Art halte ich auch engen Kontakt zu MEINEN DATEN und weiß, was in meiner Datenbank landet und bekomme so ein Gefühl für die Tagesbewegungen.

Gruß,

Manfred Hübner
sentix

trendling
Mitglied seit 11 Jahre 4 Monate

Hallo,

wie wär’s mit C-(C + C) als Indikator ?

Norden-Trader
Mitglied seit 11 Jahre 4 Monate

@ gautama2,
@ all

Bei mir steht noch zusätzlich ein Symbol des Programms PIVOT PRO Portrait Displays mit den Drehen options. Wenn es also kein Bestandteil von XP Pro ist, hat mir die Lieferfirma dieses Hilfsprogramm ungefragt mitgegeben/installiert.

Sorry für die unbewußt falsche Zuordnung zu WINDOWS.

Gruß

U. Norden

Gast

@ Norden-Trader + Alle

Hallo,

es könnte sein, daß dies Programm mit dem Bildschirm mitgeliefert wurde.

Für diejenigen, die trotzdem die Charts drehen/spiegeln möchten gibt es unter
http://www.hardcopy.de eine Lösung.

Gruss remark

J.Lotte
Mitglied seit 11 Jahre 4 Monate

@ T.Spörer und Manfred Hübner

Ich glaube, dass das Anfertigen von Balkencharts per Hand, noch einen weiteren entscheidenen Vorteil bietet. Man wird durch den hohen Zeitaufwand gezwungen, sich auf einige wenige Märkte zu konzentrieren. Diese "kennt" man dafür in- und auswendig.

Zudem glaube ich, dass man neben dem allgemeinen Marktgefühl auch ein besseres Gefühl für das Zusammenspiel der verschiedenen Zeitrahmen bekommt.

Vor drei Wochen habe ich mit dem Zeichen angefangen. Ich bin wirklich gespannt.

Viele Grüße

Jan Lotte

StarTrader
Mitglied seit 11 Jahre 4 Monate

Hi, J.Lotte,

ich zeichne eigentlich nur P&F Charts per Hand. Bei Balkencharts und Candlesticks verlasse ich mich lieber auf den Computer, alleine schon wegen den Indikatoren.

Aber es stimmt, man bekommt ein Gefühl für den Markt, in dem man handelt.

mfg
Tim

J.Lotte
Mitglied seit 11 Jahre 4 Monate

Hallo Tim,

mit Indikatoren habe ich in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht. Ich habe früher mit Stochastik und ADX experimentiert, mit niederschmetternden Ergebnissen. Ich habe dann neuere Indikatoren wie z.B. den Aroon ausprobiert. Doch wesendlich besser waren meine Erfahrungen auch nicht.

Danach habe ich mich mit der Sentimentanalyse beschäftigt. Bin jeden Montag los, um mir die neuste Ausgabe der Barrons' zu besorgen und habe über alle darin veröffentlichten Indikatoren Buch geführt.

Nun, die Ergebnisse waren schon besser, aber alles andere als ideal. Der fallende Aktienmarkt wurde beispielsweise permanent von einem überverkaufen "Bullish Consensus" begleitet. Der B.C. hielt sich Wochen (!) in der Extremzone und hat mich sehr verunsichert.

Auch das Put/Call-Ratio ist irreführend. Das Interview mit Erich Florek in ETM 252 (nicht 251, wie im ETM-Findex angegeben!) hat mir die Augen geöffnet.

Ich habe in der Vergangenheit zudem den Fehler gemacht, zu viele Trendlinien in den Chart einzuzeichnen, habe den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen. Glauben Sie mir, es gibt immer eine Trendline, die Ihre Position rechtfertigt, man muß nur lange genug suchen :-)

Nach all diesen Erfahrungen bin ich zu der Meinung gekommen: je einfacher, desto besser. Keine Stochastik, keinen MACD, keinen VIX und kein Put/Call-Ratio.

Meine Strategie heute, beruht auf gleitenden Durchschnitten und einigen konkreten Einstiegsregel. Ich beachte höhere Hochs und höhere Tiefs. Ich zeichne zudem nur die wichtigsten Trendlinien in einen Chart.

Außerdem bin ich der Meinung, das Gann und Elliot erfolgreich in einen Handelsplan integriert werden können. Man sollte nur keine "Raketenwissenschaft" aus den Theorien machen.

Ich denke, dass mich das Chartzeichnen noch weiter voran bringt.

Viele Grüße

Jan

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