LukasL
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Dax Indikation bei Gaps für Optionsscheine und Zertifikate

Bei morgenlichen Eröffnungen von Gaps habe ich festgestellt, dass die Indikation nicht dem Börsenwert entsprechen, sondern das Gap bereits eingepreist ist. Wo steht denn eigentlich das dies regelkonform ist? M.E. müßte doch beispielsweise die erste Börsenindikation, z.B. Xetra, wenn dieser zugrunde gelegt wird, auch die Basis eine Optionsschein- bzw. Zertifikate Taxierung sein. Ist diese Abzocke im Emmissionprospekt verankert?

Jetzt bin ich mal gespannt. :-);

Danke

Lukas Lückge

Geschrieben von LukasL am
Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Könnten Sie bitte ein ganz konkretes Beispiel bringen ?

LukasL
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Aber gerne, Herr Ebert. :-)

Ich wähle einmal zur Verdeutlichung ein Extrema (morgen früh könnten wir so etwas erleben):

Der Dax wird außerbörslich taxiert mit 4035, Xetra-Dax Endstand war 4005, sie kennen sicherlich diese Werte. Aufgrund US-Vorgaben wird bei einem Hebel-Kracher Zertifikat mit einer Basis von 4075 natürlich ein Emittenten Kurs von ca. 0,50 Cent gestellt. Wenn die Börse morgen früh eröffnet, so wird der erste Xetra Wert, auf den letztlich die Zertifikate fußen vielleicht zunächst mit 4015 und somit mit einem Gap von 10 Punkten eröffnen. Nur erstaunlich ist, dass die Kurse für Zertifikate nie zu diesem Kurs gestellt werden, sondern zu der Basis 4035!

Haben Sie eine Erklärung?

Freundliche Grüße aus Köln
Lukas Lückge

losh
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ LukasL

Die ersten DAX Stände werden aus bereits vorhanden Eröffnungskursen des DAX und, beim Nichtvorhandensein, aus den Schlusskursen des vorangegangenen Handelstages berechnet.

In diesem Sinne spiegeln diese ersten DAX Stände nicht die wirkliche Marktlage wieder. Und hier dann wieder der Hinweis sich am DAX-Future zu orientieren und diesen zu deskontieren.

bbakee
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Sonst wäre das Geldverdienen ja auch wirklich zu einfach. ;)

LukasL
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Aber was steht in den Emissionsprospekten? Wo ist diese Vorgehensweise rechtlich abgesichert?

Lukas

Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

losh hat die absolut korrekte Antwort gegeben.

Ich will noch deutlicher werden (fiktive Zahlen): Aktie A im Dax, Gewichtung 10 %, meldet eine Stunde vor Börseneröffnung nicht nur einen Verlust von 10 Millarden Euro, sondern auch noch falsche Bilanzen wie bei Parmalat. Händler schätzen, dass der erst Kurs um 25 % niedriger eröffnen wird. Demzufolge dürfte der Dax um 2,5 % oder 100 Punkte niedriger eröffnen.

Tut er aber nicht, denn der Handel in A-Aktien ist bis 12 Uhr ausgesetzt. Wenn jetzt alle anderen Dax Aktien zusammen unverändert notieren würden, hätten wir einen unveränderten Dax. In der Sekunde, wo der Handel mit A-Aktien um 12.01 Uhr wieder beginnt, fällt der Dax um die oben genannten 100 Punkte.

Der Dax-Future handelt sofort bei Eröffnung des Handels um 100 Punkte niedriger, und damit viel niedriger als der Xetra-Dax.

Das Beispiel ist ganz drastisch und wird hoffentlich nicht vorkommen, aber es könnte auch um eine Übernahme der Commerzbank weit über dem letzten Börsenkurs kommen, ebenfalls mit Handelsaussetzung und umgekehrten Vorzeichen.

Erst wenn wirklich alle 30 Aktien aktuell gehandelt wurden und werden und im Xetra-Dax berücksichtigt sind, kann er nach meiner Meinung zur Preisbildung bei Optionsscheinen und Zertifikaten berücksichtigt werden.

Gruss Richard Ebert

hardworker
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ Richard Ebert

Diese Beiträge machen die TerminmarktWelt für uns angelernte Trader so interessant.

Von unseren Freunden werden wir zwar als Börsenspezialisten bewundert, im Vergleich zu Profis wie Herrn Ebert sind wir 2. Klasse Volksschule. Gut daß die Märkte auch für uns ihre Brosamen haben.

MfG

hw

Gast

Was man sich vielleicht noch überlegen sollte ist folgende Situation.

1) Die Kursstellung orientiert sich am Dax bzw. F-Dax.

2) Der Dax wird notiert von 9.00 bis + 17.30 Uhr. Wie das funktioniert hat Herr Ebert aufgeführt.

3) Nehmen wir nun einmal an, der Dax notiert um 17.30 bei 4002 Punkten. Ein Wave-Schein der Deutschen Bank mit Baisis 4000 würde 15 Ticks kosten. In der Schlussauktion wird der Dax mit 3982 gesettelt. Somit ist der Schein wertlos.

4) Nehmen wir weiter an, das Settlement würde bei 4000,10 liegen, würde der Schein nicht verfallen und sein Kurs dürfte um die 0,13 liegen.

5) Das Szenario geht nun weiter, und der Dow klettert um 100 Punkte nach oben. Der DBAX stünde bei 4040 und der Schein bei 0,53.

6) Gesetzt den Fall, es würde bei der Berechnung des Dax noch eine Miniorder vorliegen, diese aber reicht aus, um den Dax bei der ersten Berrechnung auf 3998,99 fallen zu lassen, wäre der Schein wertlos, obwohl der nächste Daxstand zb. 4012 hergibt und sich schließlich bis 4040 heranarbeitet.

Ist dieses Szenario unmöglich?

gruss

Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ Walter

Das ist eines von vielen Szenarien, wie sie täglich vorkommen können. Durch die unterschiedlichen Handelszeiten auf Xetra, auf dem Parkett und nachbörslich bei Lang & Schwarz und anderen Firmen, aber auch dadurch, dass Dax Futures nach 17.30 Uhr nicht mehr gehandelt werden können, während Zertifikate weitergehandelt werden, ergeben sich neue Chancen, vor allem aber auch neue Risiken.

Noch interessanter wird es, wenn die Eurex US den Handel in Dax Futures zu unserer Nachtzeit aufnimmt, vielleicht mit einem 24 Stunden Handel, ohne den gleichzeitigen Handel der Dax-Aktien. Dann ist Daytrading rund um die Uhr angesagt.

@ hardworker

Danke für das Lob. Ich helfe nicht nur gerne, sondern lerne auch jeden Tag etwas durch die Beiträge der anderen Mitglieder auf diesem Forum.

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