° Am Zuckermarkt verschieben sich die Gewichte zu Lasten der Baissiers
(09.04.2003) Die Zuckerpreise scheinen sich am Weltmarkt dem Gesetz der Schwerkraft gebeugt zu haben, das sie so lange ignorieren konnten. Doch es spricht einiges dafür, dass sich im Hintergrund gravierende Veränderungen des fundamentalen Bildes zusammenbrauen, die nur noch wenig Raum für weiter sinkende Preise lassen, ja sogar Raum für anziehende Notierungen schaffen könnten.
Zunächst steht fest, dass die Prognosen der „üblichen Verdächtigen“ zum Produktionsüberschuss in der laufenden Saison 2002/03 (Oktober/September) über die Monate hinweg tendenziell gesunken sind. Dies ändert zwar nicht viel daran, dass die Weltvorräte wegen angesammelter Überschüsse aus den vergangenen Rechnungsjahren ansehnlich gestiegen sind, doch wird der Markt diese Reserven vielleicht schon 2003/04 benötigen, um von ihnen zehren zu können.
Der Hauptgrund für diese Annahme liegt in der Europäischen Union. Nach allem, was bisher zu vernehmen war, wird die Zuckerrübenfläche in dieser bedeutenden Erzeugerregion 2003 stark zurückgehen. Gegenüber 2002 könnte sie um 8 bis 10 Prozent sinken, heißt es in Fachkreisen. Grund dafür ist wiederum, dass sich Brüssel künftig sehr viel weniger großzügig bei der Vergabe von Exportsubventionen zeigen wird.
Hinzu kommt, dass es in weiten Teilen Europas nun schon seit Wochen viel zu trocken ist. Sollte dieser Zustand noch länger anhalten, wäre die frühe Wuchsphase der Pflanzen akut gefährdet. Ferner ist zu beachten, dass der Winter im europäischen Teils Russland und in der Ukraine ungewöhnlich lange andauert. Dies kann den Anbau und die frühe Wuchsphase der Zuckerrüben stark beeinträchtigen.
Darüber hinaus halten es Experten für wahrscheinlich, dass Brasilien in diesem und im kommenden Jahr weit weniger Zucker als bisher angenommen exportieren kann. Zum einen scheint, was nicht unbestritten ist, die Produktion zu sinken, und zum anderen wird wohl ein sehr hoher Anteils des Zuckers zu Äthanol und damit zu Treibstoff verarbeitet, weil die Benzinpreise dort hoch bleiben dürften.
Kurzfristig könnten Vorbereitungen auf die Liquidation der Mai-Kontrakte Verwerfungen verursachen. Die Fonds sind trotz der gefallenen Preise noch immer netto auf der Kaufseite engagiert, was technisch eher belastend wirkt. Sie scheinen ihre Positionen auf spätere Kontrakte zu verschieben. Unterdessen leidet das physische Geschäft besonders bei Weißzucker unter den stark gestiegenen Frachtraten, die im Zuckergeschäft wegen ihres beispiellos hohen Anteils an den Gesamtkosten für einen Importeur eine bedeutende Rolle spielen.
(Quelle: Taurosweb)
Grafik: Zucker New York Mai 2003 auf Tagesbasis
Nach einem Preisanstieg von 70 Prozent in 10 Monaten kam es in den letzten 7 Wochen zu deutlichen Korrekturen. Setzt sich der Aufwärtstend jetzt fort?