Richard Ebert
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° Auf der Suche nach dem Point of no Return

„Eines Morgens werden wir es alle wissen“ – Auf der Suche nach dem Point of no Return

(18.09.2003) Langsam wird es an den Finanzmärkten auf breiter Front unheimlich. Die Aktienbörsen verweigern die zumindest aus technischer Sicht überfälligen Korrekturen. Von der Wall Street wird fast täglich über immer neue Exzesse berichtet, deren kleinster gemeinsamer Nenner die institutionalisierte Gier ist. Der Yen klopft unüberhörbar an der Schwelle von 115 Yen je US-Dollar an, deren Unterschreiten die Notenbank in Tokio allein in diesem Jahr bisher mit einem Aufwand von schätzungsweise 100 Milliarden Dollar zu verhindern suchte.

Der Ölpreis kollabiert. Die Konjunkturprognosen werden immer optimistischer. Die Arbeitsmärkte befinden sich in desolater Verfassung. Die amerikanische Notenbank bekennt verschlüsselt, dass ihr die Deflationsrisiken für die überschaubare Zukunft die größten Sorgen bereiteten. Wo Reformen schon längst mit hartem Besen hätten vorgenommen werden müssen, werden sie in ihren Ansätzen zerredet. Gold erweist sich trotz extremer technischer Belastung nach jedem Rückschlag sehr rasch als munteres Stehauf-Männchen. Die staatlichen Haushaltsdefizite explodieren, und sie können bereits in vielen Fällen nie wieder getilgt werden.

Die bewusst in bewusst willkürlicher Folge vorgenommene Aufzählung solcher Schlaglichter ließe sich fast beliebig fortsetzen. Wie man es dreht und wendet, sie passen nicht zusammen. Und doch lassen sie uns, wenn man sie filtert, eines wissen: Hier läuft etwas unkontrolliert und vielleicht auch nicht mehr kontrollierbar aus dem Ruder.

Als treibende Kraft dieses Prozesses vermuten wir in erster Linie die exzessive Liquidität, die Notenbanken rund um den Erdball zur Verfügung stellen, um an jenen Punkten zu „helfen“, die ganze Bankensysteme zum Einsturz bringen könnten. Was von dieser Liquidität nicht benötigt wird, sucht inzwischen fast buchstäblich um jeden Preis Unterschlupf in tatsächlich oder vermeintlich attraktiven Anlageformen.

Über allem steht die Hoffnung ungezählter privater und auch institutioneller Anleger, auch diesmal werde sich, wie schon so oft zuvor in den zurückliegenden Jahren, wieder einmal alles richten lassen. Alles werde wieder gut. Man müsse nur so weitermachen wie bisher.

Und es finden sich auf allen Ebenen genügend Hofschranzen und Wasserträger, die, bedenkenlos und oft wider besseren Wissen, den offiziell verordneten Optimismus unters überwiegend ahnungslose Volk streuen.

Doch für die Finanzmärkte mit ihrer überschießenden und nicht mehr angemessen rücknehmbaren Liquidität gilt gleiches wie für einen Körper, dessen lebenswichtige Organe zu versagen beginnen: Irgendwann helfen die Spritzen nicht mehr.

Der Point of no Return kommt näher. Nur wissen es die meisten noch nicht. Doch vor allem weiß niemand, wo genau er liegt. Das hält die meisten, die im Grunde wissen, worum es geht, davon ab, sich gerade noch rechtzeitig auf das große Ereignis einzustellen. Sie wollen den Tanz auf dem Deck der Titanic bis zum Letzten auskosten, wo doch die Kapelle gerade so mitreißend aufspielt.

Aber eines Morgens werden wir es alle wissen.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
Richard Ebert
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F
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Aber in der Zwischenzeit sollte man das Geldverdienen nicht vergessen.

Viele Grüsse

Franjo

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