Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

° Baumwolle beginnt in New York wieder billig zu werden

(05.05.2003) Die Baumwollpreise in New York sind in den letzten zehn Tagen scharf eingebrochen. Das kam nicht überraschend, denn die Kaufengagements der Spekulation hatten zuvor Rekordhöhen erreicht und sich lange auf extrem hohem Niveau gehalten. Als die Notierungen ihr im März verzeichnetes zyklisches Hoch nicht überwinden konnten, sackten sie zusammen. Auf den Charts ist eine Lücke entstanden, die aller Erfahrung nach gefüllt wird, bevor sich die Abwärtsbewegung fortsetzt. Die Dynamik des Abschwungs ist jedoch so ausgeprägt, dass es diesmal auch ohne eine solche Zwischenerholung weiter abwärts gehen kann.

Im Hintergrund des Schwächeanfalls stehen auf der fundamentalen Seite sich anscheinend verdichtende Vermutungen, nach denen China Buchungen bei amerikanischen Exporteuren storniert habe oder stornieren werde. Wie gravierend solche Schritte sein können, ist erst zu beurteilen, wenn konkrete Informationen vorliegen. Es ist auch davon die Rede, dass die Lungenkrankheit SARS die chinesische Wirtschaft schwer treffen und somit auch deren Baumwollbedarf verringern könnte. Hier handelt es sich aber zunächst um reine Spekulationen. Als sicher ist jedenfalls anzusehen, dass die chinesische Nachfrage nach hochwertiger, im Lande selbst nur unzureichend erzeugter Baumwolle mittel- und längerfristig nicht berührt wird. Daher dürfte China ein bedeutender Baumwollabnehmer der USA bleiben.

Mit Blick auf die neue Ernte in den USA bleibt festzuhalten, dass die Anbauarbeiten vor allem in Texas normal verlaufen, in Kalifornien jedoch hinter dem zu dieser Zeit üblichen Stand zurückhinken. Wenn Kalifornien nicht aufholt oder andere Probleme auftauchen sollten, wäre dies ein gewichtiger Grund für wieder anziehende Notierungen.

Die statistische Situation zeigt ohne jeden Zweifel, dass die Weltproduktion 2003/04 (August/Juli) deutlich steigen muss, um eine Knappheit zu verhindern. Wichtig ist vor allem, dass der Anteil an knapp werdender hochwertiger Ware überproportional zunimmt. Dies bedeutet, dass besonders der neuen Ernte in den USA nichts zustoßen darf, wenn die Preise einigermaßen stabil bleiben sollen. Unter diesem Aspekt ist der Raum für weiter sinkende Preise wohl sehr gering geworden.

Das International Cotton Advisory Committee (ICAC) erwartet, dass die Weltproduktion 2003/04 gegenüber der laufenden Saison von 88,06 Millionen Ballen auf 97 Millionen Ballen steigt. Damit würde aber noch nicht einmal der 2001/02 verzeichnete bisherige Rekordstand von 98,82 Millionen Ballen wieder erreicht. Der Verbrauch soll 2003/04 gegenüber der laufenden Saison von 96,08 Millionen Ballen auf 96,8 Millionen Ballen zunehmen. Dies bedeutet, dass der Weltbestand von 40,37 Millionen Ballen auf 40,6 Millionen Ballen steigen würde. Ende 2001/02 waren noch 48,4 Millionen Ballen vorhanden.

(Quelle: Arnd Hildebrandt / Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
Richard Ebert
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