° Baumwolle: BH's aus China auf der Strafzoll Abschussliste
Der zu Exzessen neigende Baumwollmarkt läuft aus dem Ruder - Eine hintergründige Frage zur Produktion von BH's in den USA
(25.11.2003) Baumwolle ist das prominenteste Opfer des protektionistischen Anfalls, den die Regierung Bush erfasst hat. Wie könnte es auch anders sein, wo doch aus dieser Faser hergestellte Bekleidung und Textilien aus China mit Strafzöllen belegt werden.
Die Chinesen haben bereits ansehnliche Mengen Baumwolle für Lieferung 2003/04 (August/Juli) in den USA gebucht und einen nicht geringen Teil davon auch tatsächlich verschiffen lassen. Es kann sein, dass die hoch gesteckten Erwartungen in die chinesischen Buchungen, die noch vor der Verhängung der Strafzölle gehegt wurden, nicht aufgehen. Es muss aber nicht sein.
Die Chinesen verfügen aus ihrer eigenen Ernte und aus den Importen zunächst einmal über ausreichend Ware, um einige Monate warten zu können. Dann könnte sich die ganze Aufregung gelegt haben und auch die Regierung Bush zur Besinnung gekommen sein. Jedenfalls ist es viel zu früh, die Chinesen als Käufer amerikanischer Baumwolle für die laufende Saison völlig abzuschreiben.
Doch genau das macht der Markt, und der eigentliche Grund dafür ist auch klar erkennbar: An keinem Terminmarkt hatten die spekulativen Kaufengagements bis zum 18. November einen so hohen Anteil an der Gesamtzahl der offenen Positionen wie an diesem. Wie bei Getreide und bei Ölsaaten, so ist es auch hier die Zweckbestimmung der Schwächephase, diesen Haussiers den Garaus zu machen.
Dass dabei in diesem engen, leicht manipulierbaren Markt Exzesse entstehen können, ist nicht verwunderlich. Jedenfalls sind hier jetzt bereits Preise entstanden, die in einem krassen Missverhältnis zu den fundamentalen Bedingungen stehen, selbst wenn man stark reduzierte chinesische Importe voraussetzt. Nicht vergessen werden darf auch hier die Liquidation des Dezember-Kontrakts in New York, die unter den gegenwärtigen Bedingungen zusätzlichen Preisdruck ausübt.
Noch ein kleines Kuriosum am Rande: Alan Abelson, der Chefkolumnist von Barron's, berichtet, er habe sich unter seinen weitgereisten Kollegen beim Wall Street Journal, das im selben Verlag erscheint, umgehört und dort niemanden gefunden, der jemals in den USA einen Produzenten von Büstenhaltern getroffen habe. Doch gerade auch BH's aus China stehen auf der Strafzoll-Liste der Regierung Bush. Abelson fragt hintergründig, ob Bush etwa Arbeitsplätze in einer Branche schützen wolle, die es in den USA überhaupt nicht gebe.
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)