Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

° Baumwolle: Tendenzwende nach oben ?

Der Baumwollmarkt nähert sich einer Tendenzwende nach oben hin – Die Statistik rechtfertigt die herrschenden Preise nicht

(20.08.2003) Baumwolle befindet sich in New York seit nunmehr gut vier Wochen eindeutig, ungebrochen und sehr geordnet auf Talfahrt. Schleppende Nachfrage nach Ware aus der US-Produktion, die Aussicht auf eine entspanntere statistische Versorgungslage am Weltmarkt und saisonale Einflüsse können als Ursachen für den Preisverfall ausgemacht werden.

Doch nach Lage der Dinge ist das Ende der Abwärtsbewegung vorgezeichnet. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Notierungen nennenswert weiter sinken, verringert sich schon aus jahreszeitlichen Gründen. Auf der technischen Seite ist von Bedeutung, dass die spekulativen Fonds in beachtlichem Umfang auf der Baisse-Seite des Terminmarkts in New York liegen. Damit verfügt er über ein beträchtliches Auftriebspotential, das nur noch darauf wartet, freigesetzt zu werden.

Zur statistischen Situation hat das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) kürzlich neue Erkenntnisse vorgelegt. Es schätzt die Weltproduktion 2003/04 (August/Juli) nach dem Stand vom 1. August auf 95,38 Millionen Ballen von je 480 Pound. Dem soll ein Verbrauch von 99,16 Millionen Ballen gegenüberstehen. 2001/02 wurden nach Angaben des USDA 87,99 Millionen Ballen erzeugt und 97,77 Millionen Ballen verbraucht. Das Ministerium erwartet, dass der Weltvorrat an der Faser in der laufenden Saison von 37,62 Millionen Ballen auf 34,29 Millionen Ballen schrumpft. Im Verhältnis zum geschätzten Verbrauch dürften die Bestände daher auf ein im historischen Vergleich sehr niedriges Niveau sinken.

Die rein amerikanische Statistik des USDA kündigt eine Abnahme der Produktion gegenüber der vergangenen Saison von 17,21 Millionen Ballen auf 17,1 Millionen an. Der Bedarf an amerikanischer Baumwolle soll von 19,2 Millionen Ballen auf 18,4 Millionen Ballen zurückgehen. Dennoch erwartet das Ministerium 2003/04 einen Rückgang des Bestands an der Faser in den USA von 5,5 Millionen Ballen auf 4,3 Millionen Ballen.

Eine offenkundige Schwachstelle der USDA-Statistik ist die Prognose des Bedarfs an US-Ware. Die USA sind das einzige Land der Welt, das überwiegend über Baumwolle von hoher Qualität verfügt. Unter anderem interessiert sich China permanent für diese Ware, um sie in Form von Textilien und Bekleidung zu re-exportieren. Dies ist für die devisenhungrigen Chinesen ein gutes Geschäft, das sie beständig ausweiten.

Im übrigen ist der vorausgesagte US-Bestand von 4,3 Millionen Ballen ein Minimum. Selbst ein geringfügiger Rückgang könnte die Preise stark in Bewegung bringen. Wenn der saisonal bedingte Preisruck in den nächsten vier Wochen weicht, könnte unter den überschaubaren Umständen eine solide Aufwärtsbewegung einsetzen.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
Richard Ebert
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