Richard Ebert
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° Blei: Der Markt bleibt gut versorgt - keine steigenden Preise

(02.05.2003) Blei scheint in London von seinem zyklischen Tief bei rund 440 Dollar je Tonne aus unter kurzfristigen Aspekten zu einer recht soliden Erholung angesetzt zu haben. Ob sich daraus eine dauerhafte Aufwärtsbewegung entwickelt, ist jedoch zweifelhaft. Plausibler klingt die charttechnisch untermauerte These, dass sich dieser Markt seit Jahresbeginn in einer ausgedehnteren Bodenbildung befindet. Auch saisonale Gesichtspunkte sprechen noch bis weit in den Sommer hinein gegen nachhaltig anziehende Notierungen, da mit einem stets möglichen zusätzlichen Bedarf an dem Metall nach dem Winter nicht mehr zu rechnen ist.

Natürlich kann Blei nicht betrachtet werden, ohne einen Blick auf die allgemeine Lage an dem Metallmärkten zu werfen. Von einer einheitlichen Tendenz kann hier keine Rede sein, doch ist unbestreitbar, dass die Baissiers gegenwärtig stärkeren Einfluss ausüben als die Haussiers. Blei folgt unter den sechs börsengehandelten Industriemetallen einer allgemeinen Tendenz ohnehin nur selten. Dafür ist der Markt einfach zu eng, zu wenig transparent und damit auch zu stark unter Kontrolle der Produzenten. Hinzu kommen häufig ausgeprägte, saisonal bedingte Bewegungen des Bleis, die die anderen Metalle nicht mitmachen.

Als eines der größten Probleme auf der Nachfrageseite gilt derzeit der regional unterschiedliche, teilweise aber drastische Rückgang der Autoproduktion. Dies verringert den Bedarf an neuen Batterien entsprechend. Was häufig übersehen wird, ist die Tatsache, dass die bereits vorhandenen Fahrzeuge länger genutzt werden. Dies bedeutet zunehmenden Bedarf an neuen Batterien als Ersatz für ausfallende, wenn auch der aus der rückläufigen Autoproduktion entstehende Bedarfsausfall dadurch nicht aufgewogen werden kann.

Auf der Angebotsseite ragen die Schließung und die vorübergehende Stillegung von Bergwerken, Hütten und Raffinerien in der westlichen Hemisphäre hervor. Das für die kommenden Jahre vorgezeichnete und auch erforderliche Wachstum des Angebots wird daher zu einem wesentlichen Teil nicht auf Primärblei entfallen, sondern zunehmend auf Sekundärware.

Beachtenswert erscheinen Vermutungen, nach denen der Höhepunkt der chinesischen Netto-Exporte von Blei bereits überschritten sein dürfte und dass die Ausfuhren von 2004 an nachhaltig sinken. Als kleines Gegengewichtung wird eine Zunahme der Netto-Exporte aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten erwartet.

Unter dem Strich ergibt sich jedoch, dass die Bilanz zwischen Produktion und Verbrauch im laufenden Jahr wesentlich enger ausfallen dürfte als in den vergangenen Jahren. Barclays Capital schätzt, dass der Überschuss gegenüber dem vergangenen Jahr weltweit von 107 000 Tonnen auf 11 200 Tonnen schrumpfen könnte, um 2004 wieder auf 59 100 Tonnen und bis einschließlich 2006 zunächst auf 97 700 und dann auf 110 600 Tonnen zu wachsen. Societe Generale hingegen sieht für 2003 wegen stagnierender Produktion die Möglichkeit eines Produktionsdefizits von 50 000 bis 100 000 Tonnen.

Eine solche Fehlmenge wäre unserer Meinung nach aber leicht aus vorhandenen Vorräten zu decken, ohne dass der Bleipreis nennenswert steigen müsste. Allein in den von der Londoner Metallbörse (LME) lizensierten Lagerhäusern befinden sich derzeit mehr als 170 000 Tonnen Blei.

(Quelle: Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
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