Richard Ebert
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° Bund und Bond: Die Kapitalmarktzinsen sinken weiterhin

Die Kapitalmarktzinsen sinken eindeutig – Doch das wird weithin noch ignoriert – Erholung der Weltwirtschaft steht auf tönernen Füßen

(14.01.2004) Die wirklich wichtigen Dinge werden häufig erst ins Licht der Öffentlichkeit gerückt, wenn sie längst geschehen sind. Dann hallen sie aber nicht selten so lange nach, bis sie entweder niemand mehr hören will oder bis sie sich erledigt haben.

So geht es in diesen Tagen den transatlantischen Kapitalmarktzinsen. Die Kurse zehnjähriger amerikanischer und britischer Staatsanleihen sind im Zuge ihrer seit dem Sommer beziehungsweise Herbst laufenden Aufwärtsbewegungen dieser Tage charttechnisch eindeutig nach oben hin ausgebrochen. Gleichartige europäische Titel, vertreten durch deutsche „Bunds“, begannen Anfang November als Letzte zu steigen. Ihnen ist der charttechnische Ausbruch zwar noch nicht gelungen, doch scheint er unmittelbar bevorzustehen.

Die Kapitalmarktzinsen in den wirtschaftlich führenden Regionen der westlichen Hemisphäre sinken also. Gegenüber ihren zyklischen Höchstständen sind sie bereits beachtlich zurückgegangenen.

Zu Beginn eines neuen Jahres ist es nicht ungewöhnlich, dass diese Zinsen sinken beziehungsweise die Kurse dieser Qualitätsanleihen steigen. Dies ist denn auch das Standardargument mancher, die sich mit anderen Begründungen schwer tun.

Ihnen muss vorgehalten werden, dass es sich hier nicht um ein Januar-Phänomen handelt, auch wenn die Bewegungen von saisonalen Einflüssen, darunter vor allem der Wiederanlage von Coupons, bisher gefördert wurde. Vielmehr handelt es sich in allen Fällen um solide etablierte, sehr geordnet verlaufene Aufwärtsbewegungen, die sich im Januar bisher nur fortgesetzt haben.

Das Entscheidende an den sinkenden Kapitalmarktzinsen ist, dass sie von den jeweiligen Märkten ausgehen. Die Notenbanken haben hier, eine konventionelle Geldpolitik vorausgesetzt, keine nennenswerten Einwirkungsmöglichkeiten.

Von Bedeutung ist ferner, dass die Märkte für Staatsanleihen als erwiesenermaßen sehr zuverlässige konjunkturelle und monetäre Frühindikatoren gelten. Sie haben sich zwar mitunter stark geirrt, doch lagen die Gründe dafür meist in nicht vorhersehbaren Überraschungen oder in Täuschungsmanövern von Notenbanken.

Was sagen uns nun die immerhin auf breiter Front sinkenden Kapitalmarktzinsen? Ganz einfach: Es steht sehr schlecht um eine dauerhafte Erholung der Weltwirtschaft. Und noch etwas: Alles Gerede über nachhaltig steigende Inflationsraten ist wirklich nur Gerede.

Gefährlich wird es jetzt für Anleihen von Emittenten, deren Bonität nicht „erste Sahne“ ist. Vor allem institutionelle Anleger haben sich in ihrem unersättlichen Hunger nach möglich hohen (nominalen) Zinserträgen bis zur Halskrause in hochriskanten Anleihen engagiert. Die Renditedifferenzen dieser Risikopapiere zu erstklassigen Staatsanleihen sind über die Monate hinweg stark geschrumpft. Sie bieten schon seit langem nicht mehr die Risikoprämie, die es rechtfertigen könnte, sie zu halten.

Wenn den Institutionellen dies klar wird, werden sie alle auf einmal auszusteigen versuchen. Doch sie werden erleben, dass das, was sie über längere Zeit hinweg mühelos kaufen konnten, nicht mehr ohne weiteres und vor allem nicht ohne erhebliche Kursverluste wieder verkauft werden kann. Denn die Märkte für Ramsch-Anleihen funktionieren nicht mehr, wenn es ans große Verkaufen geht.

Wir müssen uns also auf einiges gefasst machen, das über Aktien, Gold und die Rohstoffe hinweg Breitenwirkung entfaltet. Die Risikoscheu dürfte sprunghaft zunehmen.

All diese Überlegungen wären gewiss Schall und Rauch, wenn die Kurse der transatlantischen Staatsanleihen jetzt wieder einbrechen würden. Doch dafür gibt es wenigstens aus technischer Hinsicht nicht die geringsten Anzeichen. Im Gegenteil.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

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