Richard Ebert
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° Der Dollar geht zum beschleunigten Fall über

Der US-Dollar geht zum beschleunigten Fall über – Für den Euroraum gilt: Es wird heiß ... "fasten your seat belts"

(19.05.2003) Nun scheint der amerikanische Dollar zum beschleunigten Fall überzugehen. Äußerungen des US-Finanzministers Snow nach dem Treffen der sieben führenden Industrieländer (G-7) werden so interpretiert, dass die USA durchaus zufrieden mit der Entwicklung des Dollar seien. Offiziell haben die G-7 durch Nichterwähnung bekundet, dass ihnen der Dollar keine Sorgen bereitet. Wohl dem, der’s glaubt!

Der hochsensible Devisenmarkt hat verstanden: In absehbarer Zeit ist von offizieller nichts zu erwarten, was den Dollar stützen könnte. Jeder weiß inzwischen, dass eines der großen Ungleichgewichte in dieser Welt, nämlich die Leistungsbilanzdefizite der USA, nur beseitigt werden können, wenn der Dollar fällt, fällt und immer weiter fällt. Der Devisenmarkt wird nun sehr rasch testen, wo die Schmerzgrenze liegt.

Die Amerikaner müssen auf diese Weise zum Konsumverzicht gezwungen werden. Ihr Verbrauch ist in einem Maß überhöht, das nahezu 6 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts entspricht. Das ist eine Menge Stoff.

Was wir nicht wissen, sondern nur ahnen können, sind die Folgen dieses Konsumverzichts. Er bedeutet ganz einfach, dass die US-Importe sinken müssen. Wie wird der Rest der Welt, und hier vor allem der Euroraum, mit rückläufigen Einfuhren dieses Landes fertig, wo doch kein Ersatz für schwindende Nachfrage aus den USA in Sicht ist?

Es kann nur in Tränen enden. Für den Euroraum verstärken sich die Rezessionsgefahren. Im besonders exportabhängigen Deutschland ist bereits Rezessions-Alarm gegeben worden. Unter den gegebenen Umständen wird es nicht mehr lange dauern, bis die Rezession in voller Blüte steht. Morgan Stanley stellt an diesem Montag fest, dass die Rezession in Deutschland bereits auf den gesamten Euroraum ausstrahlt.

Der Rest lässt sich leicht ausmalen. Da sich die Europäische Zentralbank (EZB) nicht rührt, obgleich die monetären Bedingungen in ihrem Verantwortungsgebiet wegen der rasanten Aufwertung des Euro immer restriktiver werden, und fiskalischer Raum zum Gegensteuern nicht mehr zur Verfügung steht, steuert der gesamte Euroraum in Riesenschritten auf eine Rezession zu. Und das bei ohnehin bereits vorhandenen deflationären Tendenzen.

Dies ist nicht die Zeit, Wagemut zu zeigen. Das sollte der Spekulation überlassen bleiben. Höchstmögliche Liquidität zu schaffen oder zu halten, bleibt oberstes Gebot. Operationen im Dollar-Bereich, und hier vor allem in auf Dollarbasis gehandelten Rohstoffen, sollten unter allen Umständen konsequent im Kurs abgesichert werden. Es wird heiß.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
Richard Ebert
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Global_2
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Hallo,

dass die Trendfolgementalität vieler Marktteilnehmer eine weitere Ursache für Dollarverfall gegenüber dem Euro ist, steht ausser Frage. Hinzu kommt, dass Bewegungen an Finanzmärkten oft eine Eigendynamik derart entwickeln können, dass es erst nach einer klaren Übertreibung zu einem Trendwechsel kommt.

Zum Thema Dollar wäre mal eine fundierte Fundamentalanalyse interessant, die auch die Aspekte betrachtet, die Arnd Hildebrandt bereits angerissen hat. Als Argument gegen den Dollar wird vor allem immer das hohe Leistungsbilanzdefizit angeführt. Auf der anderen Seite muss man aber objektiv feststellen, dass die US Volkswirtschaft strukturell in Zukunftsindustrien viele High-tech Unternehmen aufweist, die es in dieser Form nicht bzw. nur erheblicher geringer im Euroraum gibt. Wenn man fragt, was die deutschen Hightech Blue-Chips sind, dann werden als Antwort vor allem Firmen wie Dt. Telekom, Infineon, SAP und Siemens sowie die Automobilkonzerne (im weiteren Sinne) und die Maschinenbauindustrie genannt. Das war's dann aber auch schon fast.

Hinsichtlich der US Hightechs muss man aber feststellen, dass viele von ihnen Global Player sind, also ihre Produktion und zunehmend auch die Forschung & Entwicklung nicht einzig in den USA, sondern global durchführen, z.B. Produktion in asiatischen Tigerstaaten und China, F&E zunehmend in Indien.

Was die Situation in Europa angeht, so hört man in vielen Conference Calls, dass viele Unternehmen ihr "forex exposure" abgehedged haben. Mein naives Verständnis ist, dass dies vor allem über Positionen im Futures-Markt erfolgt, somit das Hedging nur für einige Monate im voraus durchführbar ist. Spätestens danach wird es aber die Exporteure aus dem Euroraum treffen.

Zurück zum Thema: Meine Frage wäre, was mittelfristig für die nächsten Jahre ein realistisches Niveau für den Dollar gegenüber dem Euro wäre, auf dem sich der Wechselkurs ungefähr einpendeln könnte. Gibt es hier gute fundamentale Analysen im Web? Problematisch bei für die Öffentlichkeit bestimmten Analysen ist natürlich immer, dass sie meist nie völlig objektiv sind, sondern die Positionierung der Markteilnehmer wiederspiegeln. Aber der Devisenmarkt ist vom Transaktionsvolumen so gross, dass eigentlich nicht "gepushed" werden muss, sondern wirklich objektiv analysiert werden könnte.

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