Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

° Der Kakaomarkt wird von Gerüchten und Mutmassungen überzogen

(08.04.2003) Der Kakaopreis befindet sich in New York auf abschüssiger Bahn, während er in London in ein Band eingeschwenkt ist. Der Unterschied erklärt sich mit der Wechselkurssituation. Unverändert besteht in New York auf kurze Sicht die Gefahr eines beschleunigten Abschwungs. In London würde dies schon wegen der Arbitrage einen Ausbruch aus der Spanne nach unten hin bedeuten. Andererseits befindet sich die Spekulation unverändert massiv auf der Baisse-Seite der Terminmärkte. Dies ist auf kurze Sicht das stärkste Argument für anziehende Preise.

Die mittel- bis längerfristigen fundamentalen Aspekte sprechen für wieder steigende Preise. Diese Prognose begründen wir mit der unverändert von uns vertretenen These, dass sich der Kakaomarkt in einem strukturellen Defizit befindet. Es wird erst in Jahren wegen überproportional zunehmender Produktion in strukturelle Überschüsse umschlagen.

In Wellen sind in letzter Zeit Berichte und Vermutungen aufgetaucht, die schon für die überschaubare Zukunft ein ausgesprochen baisseträchtiges Bild vom Kakaomarkt zeichnen. So heißt es unter anderem, besonders die westeuropäischen Verarbeiter seien nur noch bei deutlich sinkenden Preisen zu Käufen bereit. Wir fragen uns, wer das so genau weiß und warum er das in aller Öffentlichkeit ausplaudert. Prinzipiell gilt auch für den Kakaomarkt: Hört nicht auf das, was gesagt wird, sondern achtet auf das, was getan wird.

Ferner wird die These verbreitet, die Ernte in der Elfenbeinküste wäre in der laufenden Saison um 25 bis 30 Prozent höher ausgefallen, wenn die inneren Unruhen dort nicht wären. Wir hören immer nur „wäre“! Hier geht es um Tatsachen, und die deuten eben darauf hin, dass es eher 1,2 Millionen Tonnen als 1,4 Millionen Tonnen werden.

Es wird auch behauptet, die Kakaobäume in der Elfeneinküste seien gut mit Dünger und Schädlingsvertilgungsmittel versorgt worden und könnten daher 2003/04 womöglich eine Rekordernte hervorbringen. Alles Konjunktive! Und dann folgt die Einschränkung „..., wenn der Konflikt nicht wäre.“ Die Serie der Mutmaßungen ließe sich mühelos fortsetzen, wobei noch zu erwähnen bleibt, dass sich manche offenkundig heute schon sehr konkrete Prognosen zur Ernte 2003/04 zutrauen, wo doch nicht einmal klar ist, wie die Mittelernte 2003/04 ausfällt.

Die einzige akzeptable und zum Nachdenken anregende Darstellung stammt vom amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA). Sie beschäftigt sich mit Vietnam und dessen Aussichten, in wenigen Jahren zu einem der führenden Kakaoproduzenten aufzusteigen. Wir haben uns mit diesem Thema bereits am 20. Dezember befasst und bezweifelt, dass die vietnamesischen Planer tatsächlich Lehren aus ihrem Debakel bei der Kaffeeproduktion gezogen haben und daher wirklich auf eine drastische Ausweitung ihrer Kakaoproduktion verzichten. Nach Lage der Dinge werden sie es sein, die entscheidend mit dazu beitragen, dass aus dem gegenwärtigen strukturellen Defizit ein struktureller Überschuss von drückenden Ausmaßen wird.

(Quelle: Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
Richard Ebert
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Für deutsche 'Kleinanleger', die mit Kakao spekulieren möchten, bietet sich das Kakao Zertifikat der Macquarie Bank an, welches unter WKN 163.162 an der Stuttgarter Euwax gehandelt wird und auf den Londoner Kakaopreis März 2004 bezieht:

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