° Die EZB treibt ein gefährliches Spiel
Die EZB treibt ein gefährliches Spiel – und sie weiß das vielleicht noch nicht einmal
(09.05.2003) Die Europäische Zentralbank (EZB) hat offenkundig große Schwierigkeiten, den Sinn und die Ziele ihrer Geldpolitik zu vermitteln. Für viele ist nicht nachvollziehbar, warum sie auch den Donnerstag wieder einmal tatenlos verstreichen ließ. Angesichts der immer weiter verfallenden Konjunktur im Euroraum treibt sie ein gefährliches Spiel.
Deutschland, die größte Wirtschaftskraft in der Region, ist nach Einschätzung einer nicht geringen Zahl von Ökonomen bereits in eine Rezession eingetreten. Und in Deutschland fehlt auch nicht mehr viel, um vom Beginn einer Deflation sprechen zu müssen. Allein dies müsste im Grunde alle Bedenken, die wegen der Konjunktur- und Inflationsentwicklung in anderen Ländern des Euroraums vielleicht noch angebracht sind, überdecken.
Ob der kometenhaft Aufstieg des Euro durch eine Zinssenkung zu bremsen gewesen wäre, ist reine Spekulation. Da der starke Euro die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Exporteure untergräbt und damit der Gesamtwirtschaft in der Region weiter schadet, wäre allein dies den Versuch wert gewesen, den Leitzins deutlich zu senken.
Doch die EZB scheut im Gegensatz zur Notenbank in Washington (Fed) alle Experimente. Ihr Verhalten grenzt schon an Sturheit. Vorausgreifendes Handeln scheint ihr fremd zu sein. Sie ist offenbar nur zum Reagieren bereit. Hoffentlich müssen wir dies später nicht teuer bezahlen.
(Quelle: Arnd Hildebrandt / Taurosweb)
Es gibt bereits Bestrebungen, den gesetzlichen Auftrag der EZB neu zu formulieren.
Derzeit ist sie nur für die Stabilität des Euro nach innen und nach aussen zuständig. Es sollen (wie das der Auftrag an die Fed bereits jetzt vorsieht) Wachstums- und Beschäftigungsziele hinzukommen.