° Die Suche nach den Kollapsgründen für Rohöl
Vergebliche Suche nach den Gründen für den Kollaps des Ölpreises – Alles spricht für einen kurzen Ausreißer
(18.09.2003) Wo auch immer wir hinsehen und hinhören, niemandem fällt etwas Plausibles zu dem rapiden Preisverfall am Markt für Rohöl ein. Und uns schon gar nicht. Doch es führt kein Weg an der Feststellung vorbei, dass die Ende April/Anfang Mai entstandene Hausse gebrochen ist.
Auch wenn es schon als Standard-Entschuldigung angesehen werden kann: Die spekulativen Fonds haben bei den jüngsten Ereignissen am Ölmarkt eine herausragende Rolle gespielt. Zu Beginn dessen, was nun schon als Baisse bezeichnet werden kann, hielten sie exzessiv hohe Netto-Kaufpositionen. An diesen Zustand hatte man sich schon gewöhnt. Daher wurden er und seine rein technischen Folgen nicht hinreichend beachtet.
Und das ist, wie wir es sehen, noch immer so. Vor allem in den Medien sucht man nach handfesten Gründen für den Preiskollaps. Jedes Argument, und sei es noch so dünn oder fragwürdig, kommt da recht. Aber es wird übersehen, dass die hilf- und zwecklos erscheinende Suche nach Gründen von den einmal gegebenen, kaum verrückbaren Tatsachen ablenkt.
So vermögen wir nicht zu verstehen, wie allen Ernstes und vielleicht sogar noch mit Anspruch auf Gültigkeit über den Tag hinaus der Eindruck erweckt werden kann, die zuletzt verzeichneten, extrem hohen Importe von Rohöl und einigen Destillaten in die USA kündeten von einer Ölschwemme.
Tatsache ist und bleibt bis auf weiteres, dass sich die kommerziellen Vorräte vor allem an Rohöl in den USA unverändert auf einem im langjährigen Vergleich sehr niedrigen Niveau befinden.
Wir vermögen nicht zu verstehen, wie die weithin schief dargestellten Verhältnisse in den USA auch noch ohne weiteres auf den Weltmarkt übertragen werden können. Alles spricht dafür, dass, was jetzt an Öl reichlich in den USA ankommt, an anderen Orten in der Welt fehlt. In diesem Zusammenhang kann freihändig darüber gemutmaßt werden, was Saudi Arabien vor einiger Zeit dazu bewogen hat, in großem Umfang Tankerraum für Verschiffungen von Öl in die USA zu buchen.
Wenn es um die Versorgung mit einem so wichtigen Rohstoff wie Öl geht, lohnt es sich aller Erfahrung nach immer, auf der sicheren Seite zu sein. Dies bedeutet im vorliegenden Fall für uns, den Preiskollaps als einmaliges Geschenk und als Gelegenheit zu betrachten, den Bedarf bis über den Winter hinweg zu decken oder wenigstens im Preis zu sichern.
Sollten die Notierungen wider Erwarten weiter sinken, könnte jeder Käufer wohl gut mit der Vorstellung leben, beim frühzeitigen Erwerb eine Risikoprämie gezahlt zu haben.
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)