° Euro: Anstieg des Dollars wie Phönix aus der Asche ?
(09.07.2003) Es ist schon verwunderlich, wie viele Dollar-Haussiers und Euro-Baissiers in jüngster Zeit aus der Versenkung aufgetaucht sind. Nichts scheint die Meinung einer großen Zahl von Marktanalytikern und –kommentatoren so prägen zu können, wie ein dynamischer Trend. Dabei vergessen sie nur zu gerne die Argumente, die sie zuvor zur Erläuterung der entgegengesetzten Tendenz angeführt hatten.
Uns stellt sich die Frage, was sich an den fundamentalen Bedingungen für den US-Dollar so geändert haben könnte, dass seine Baisse nun vielerorts als abgeschlossen bezeichnet wird. Die Antwort muss lauten: nichts. Die den Ausschlag gebenden internen und die externen Defizite der USA wachsen zumindest tendenziell weiter. Ausländisches Kapital muss sie finanzieren.
Zumindest die externen Defizite würden weiter zunehmen, falls sich herausstellen sollte, dass der gegenwärtig für die USA zu vernehmende Konjunkturoptimismus Substanz hat. Dann nämlich würden die Importe des Landes beschleunigt steigen.
Noch kann es nicht anhand stichhaltiger Daten nachgewiesen werden, doch es bestehen triftige Gründe für die Annahme, dass die Kurssteigerungen an der Wall Street die treibende Kraft hinter der Stärke des Dollar sind. Es fließt verstärkt Auslandskapital in amerikanische Aktien, da sich die Auffassung durchsetzt, dass die Aufwärtsbewegung dort Teil eines neuen, noch länger dauernden und weiter nach oben reichenden Haussezyklus ist. Wir teilen diese Ansicht aus einer Reihe von Gründen nicht.
Das gewichtigste Argument gegen einen wieder nachhaltig erstarkenden Dollar ist in unseren Augen, dass vor allem asiatische Zentralbanken ihre Währungsreserven seit inzwischen einem guten Jahr neu ordnen. Sie sehen die Dollar-Risiken sehr wohl und streuen ihre immensen Reserven daher konsequent. Die einzige Währung, die unter Aspekten des Volumens eine Alternative zum Greenback bietet, ist der Euro.
Wir haben wiederholt auf diesen Prozess hingewiesen und unterstrichen, dass es sich bei der Umschichtung von Währungsreserven nicht um ein taktisches Manöver, sondern um einen strategischen Plan handelt. Solche Pläne erstrecken sich über Jahre.
Und zum Schluss noch etwas: Wo steht geschrieben, dass der erste große Abschwung im Rahmen einer dynamischen Baisse, wie sie der Dollar bis vor kurzem durchgemacht hat, mehr ist als nur eine überfällig gewordene technische Korrektur?
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)