Richard Ebert
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° Euro: Die Dollar-Haussiers kommen aus der Deckung hervor

Die Dollar-Haussiers kommen aus der Deckung hervor - Haben sie dabei vielleicht nicht etwas übersehen ?

(30.07.2003) Die relative Stabilität, die der amerikanische Dollar gegenüber dem Euro seit Wochen zeigt, scheint die Meinungsbildung der Auguren mehr und mehr zu beeinflussen. Mehr und mehr vormalige Dollar-Baissiers stutzen ihre Prognosen für den Wechselkursverhältnis zurück.

Mehr und mehr raten sogar, Baisse-Positionen im Greenback aufzugeben und sich mit dem Gedanken anzufreunden, auf die Gegenseite überzuwechseln. Darunter sind auch Leute, die in Fachkreisen ein hohes Ansehen genießen und nicht in dem Verdacht stehen, ihre Überzeugungen vorübergehenden Einflüssen zu opfern.

Das Hauptthema, das die Stimmung zunehmend zu Gunsten des Dollar prägt, sind die zuversichtlicheren Ausblicke zur Entwicklung der Wirtschaft in den USA bereits im laufenden Halbjahr und schon gar im kommenden Jahr. Von offizieller Seite in Washington werden Visionen verbreitet, nach denen ein Wachstum in einer Höhe bevorstehen soll, wie es seit knapp 20 Jahren nicht mehr verzeichnet wurde. Viele, aber bei weitem nicht alle, benennen die spektakulär gestiegenen Renditen der Staatsanleihen als die zuverlässigsten Kronzeugen für ihre These.

Nicht nur bekennenden Skeptikern und Pessimisten fällt auf, dass die Propagandamaschine in Washington auf vollen Touren läuft. Auf Biegen und Brechen soll die Wirtschaft in den USA gesundgebetet werden. Da der Mensch besonders in schwierigen Situationen grundsätzlich zum Hoffen neigt, nimmt er den offiziell verordneten und von vielen Medien geradezu sklavisch weitertransportierten Optimismus nur zu gerne auf.

Dieser Optimismus schlägt sich unter anderem in einem stabilen Dollar nieder. Die Wall Street hat als vorlaufender Konjunkturindikator mit mal ausgezeichneten und mal weniger überzeugenden Ergebnissen ihre Arbeit schon getan. Hier scheint der Gipfel der Zuversicht inzwischen bereits überschritten zu sein, denn der technische Verfall des amerikanischen Aktienmarktes ist nun nicht mehr zu verkennen.

Über allem "Klein-Klein" und allen nicht hinreichend gesicherten Konjunkturprognosen darf auch mit Blick auf den Dollar das große Bild nicht aus den Augen verloren werden. Seit Monaten haben wir immer wieder darauf hingewiesen, dass zahlreiche Zentralbanken, darunter vor allem asiatische, ihre Devisenreserven umschichten, um deren nicht mehr akzeptable Dollar-Lastigkeit zu verringern. Die einzige Währung, die sich unter Aspekten des gegebenen Volumens für solche Verlagerungen eignet, ist der Euro.

Die zuletzt verfügbaren Daten haben gezeigt, dass rund 75 Prozent aller Devisenreserven in US-Dollar gehalten wurden. Ein Umschichtungsprozess, wie er seit gut zwölf Monaten stattfindet und auch vom Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Duisenberg, bestätigt wurde, geht sehr langsam, dafür aber stetig voran. Ihm liegen wohldurchdachte strategische Entscheidungen der umschichtenden Zentralbanken zugrunde. Dies scheinen jene vergessen zu haben oder zu übersehen, die jetzt das Ende der Dollar-Baisse verkünden.

Übrigens: Die fundamentalen Grundbedingungen für den Dollar ändert auch eine kräftige Konjunkturerholung nicht. Im Gegenteil, die USA würden dann eher noch mehr importieren und weniger exportieren, also noch viel mehr ausländisches Kapital benötigen. Genau umgekehrt müsste es laufen, wenn sich die externen Bilanzen der USA nachhaltig bessern sollen.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
Richard Ebert
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