Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

° Euro: Die EZB und die hohe Schule der Notenbankpolitik

Die EZB versucht den Euro durch verbale Interventionen in Schach zu halten – Über die hohe Schule der Notenbankpolitik in Währungsfragen

(27.01.2004) Der Devisenmarkt will es wissen. Ist die Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar in ihrem Endstadium angelangt. Oder ist nur eine Pause auf einem sehr viel weiter nach oben weisenden Weg eingetreten?

Die Aufmerksamkeit gilt im gegenwärtigen Stadium ganz der Europäischen Zentralbank (EZB) und den Äußerungen führender Vertreter dieser Institution. Es wurde bereits mit verbalen Interventionen versucht. Sie kosten nichts. Aber sie nutzen auch nicht über den Tag hinaus, wenn es der hinter solchen Interventionen stehenden Drohung an Glaubwürdigkeit mangelt.

Und diese Glaubwürdigkeit muss die EZB eines nicht zu fernen Tages unter Beweis stellen, indem sie „physisch“ interveniert. Die hohe Schule der Notenbankpolitik besteht vor allem im bestmöglich gewählten Zeitpunkt realer Interventionen. Willkürlich gegen eine einmal etablierte Markttendenz anzugehen, ist nicht nur nutzlos, sondern aller Erfahrung nach eindeutig kontraproduktiv. Ein solches Vorgehen reizt die machtvollen spekulativen Kräfte nur, gegen eine derart unvernünftig um sich schlagende Zentralbank zu setzen und diese weiter herauszufordern.

Interventionen erreichen ihr Ziel in aller Regel nur, wenn sie in die Richtung des eingetretenen, vielleicht nur kurzfristigen Trends erfolgen. Sie können ihn mit relativ geringem Aufwand enorm verstärken und jenen, die getroffen werden sollen, massive Verluste bescheren. Das schafft dann wenigstens vorübergehend Ruhe.

Die entscheidende Voraussetzung für erfolgreiche Interventionen ist jedoch, dass sie konzertiert geführt werden. Andere einflussreiche Notenbanken müssen mitmachen. Dies wiederum setzt voraus, dass die Helfer ein ureigenes Interesse an einem gemeinsamen Vorgehen haben.

In der gegenwärtigen Situation will die EZB zwar aus guten Gründen einer weiteren Aufwertung des Euro besonders gegenüber dem US-Dollar einen Riegel vorschieben, doch die amerikanische Notenbank (Fed), die in Währungsfragen ausführendes Organ des Schatzamtes in Notenbank ist, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mit dem Auftrag rechnen, an einem Ende der Dollar-Baisse mitzuwirken. Die Regierung Bush hat nicht das geringste Interesse, gegen eine weitere Abwertung des Greenback vorzugehen. Und: Ohne oder sogar gegen die Fed am internationalen Devisenmarkt etwas zu unternehmen, ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

So sind die verbalen Interventionen der EZB nur als Frühwarnungen zu verstehen, mit denen sie den Devisenmarkt zu testen versucht. Dieser wiederum versucht, wie bereits dargelegt, die EZB zu testen. Damit hat ein Katz-und-Maus-Spiel begonnen, hinter dem noch kein wirklicher Ernst steht. Am Markt selbst nimmt die Schwankungsanfälligkeit der Wechselkurse zu. Dies lässt die auf möglichst stabile Wechselkurse und damit auf optimale Kalkulationsmöglichkeiten bedachte Wirtschaft im Euroraum immer nervöser werden. Und das wiederum kann die EZB nicht sehr lange dulden.

So wird dann aus dem Spiel wohl eines nicht zu fernen Tages Ernst. Nur, die EZB muss zuvor ihre unverzichtbaren Mitstreiter organisiert und auf eine klare Linie eingeschworen haben. Und der Zeitpunkt, zu dem zugeschlagen wird, muss passen.

Wir argwöhnen, dass es noch lange nicht soweit ist.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
Richard Ebert
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