° Euro: Die Schweden verdienen Applaus
Die Schweden verdienen Applaus – Warum sollte sich ein noch gesunder Apfel von vielen anderen faulen anstecken lassen?
(15.09.2003) Die Schweden haben trotz denkbar tragischer, emotional aufwühlender Umstände sehr rational gewählt. Sie wollen den Euro nicht.
Dies bedeutet noch keine endgültige Entscheidung, aber die Regierung hatte schon vor dem Referendum erklärt, der Wille der Wähler werde bei der letzten Entscheidung berücksichtigt.
Doch was hätte sie denn wohl anders sagen sollen, ohne die Wähler schon vor dem Urnengang vor den Kopf zu stoßen und sie zu Hause bleiben zu lassen?
Die Mehrheit der Schweden hat richtig entschieden. Für den Augenblick wenigstens. Ob es jene, die sich gegen den Euro entschieden haben, wirklich in vollem Umfang wussten oder nicht: Schweden kann sich auf beispiellos günstige fundamentale Bedingungen stützen. Und das in einer Zeit, in der die wirtschaftlich bedeutendsten Länder des Euroraums schwer erkrankt sind. Was, in aller Welt, hätte die Schweden dazu bewegen können, sich von diesen Krankheiten anstecken zu lassen?
Seit Jahren entwickelt sich die schwedische Wirtschaft besser als die des Euroraums, und nichts trübt die Aussichten für die überschaubare Zukunft. Schweden verfügt über einen hohen Leistungsbilanzüberschuss, der die Exportkraft des Landes widerspiegelt. Die Binnennachfrage ist sehr robust.
Und vor allem: Schweden hat die schmerzhaften Reformen, die vor allem in Deutschland mit ungewissem Ergebnis erst angedacht worden sind, bereits hinter sich. Und zwar mit Erfolg, wie auch der Blick auf den Haushalt der Regierung in Stockholm zeigt.
Das alles aufzugeben, um sich mit dem Euro „schmücken“ zu können, erschien der Mehrheit der Schweden nicht akzeptabel. Sie verdienen nicht nur Respekt für ihre rationale Entscheidung, sondern Beifall.
Gewisse Regierungen im Euroraum sollten den Willen der Schweden als Mahnung und zugleich als dringende Aufforderung verstehen, es besser zu machen als bisher.
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)