Richard Ebert
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° Fed: Kampf der Deflation ganz ohne Kompromisse

(23.06.2003) Wird sie nicht oder wird sie doch. Und wenn ja, wieviel? Das sind die Fragen, die sich um die am Dienstag beginnende und bis Mittwoch dauernde Tagung des Offenmark-Ausschusses (FOMC) der amerikanischen Notenbank ranken (Fed). Zunächst galt eine Senkung des Leitzinses um 0,5 Prozentpunkte als ausgemachte Sache. Einige tatsächlich oder vermeintlich gute Konjunkturzahlen haben die Erwartungen dann aber auf 0,25 Prozentpunkte schrumpfen lassen. Dann ist aber die kurios anmutende These aufgekommen, das FOMC könne sich als Kompromiss auch auf eine Senkung um 0,375 Prozentpunkte verständigen. Doch es gibt auch Stimmen, die keine Veränderung des Zielsatzes für Tagesgeld (federal funds) erwarten. Scheinbar ist also alles drin.

Am Mittwoch um 20:15 Uhr (MEZ) werden wir es wissen. Sicher ist nur, dass die Fed angesichts der von ihr permanent angesprochenen Deflationsgefahren kein Risiko eingehen wird. Sicher ist ferner, dass die Zinsmärkte derzeit eine Senkung um etwa 0,25 Prozentpunkte in den Kursen berücksichtigen.

Die Ökonomen der meisten Investmentbanken haben gute Vorarbeit geleistet, um die Erwartungen der Allgemeinheit auf eine moderate Zinssenkung hinzutrimmen. Ihrer Ansicht nach mehren sich die Hinweise darauf, dass die Konjunktur in den USA wieder Tritt fasst und im zweiten Halbjahr vergleichsweise kräftig wachsen könnte, also keine radikalen geldpolitischen Schritte mehr erforderlich sind.

Wir mussten in den zurückliegenden Quartalen immer wieder erleben, dass sich solche Aussagen als Schall und Rauch erwiesen haben. Warum sollte es also diesmal anders sein? Nichts spricht wirklich für eine Besserung, auch wenn wir einräumen wollen, dass sich Veränderungen zum Positiven wie zum Negativen hin meist schleichend und damit kaum wahrnehmbar vollziehen. Häufig kommen sie aber auch mit einem Schlag, doch da muss man sehr vorsichtig sein, denn es kann sich um statistische Verwerfungen und Abnormalitäten handeln. Dies gilt besonders für Indikatoren, deren Merkmal es ist, im nachhinein häufig revidiert zu werden.

Im Grunde tobt ein Kampf zwischen Deflation und Reflation, und das genau ist es, was die Fed klar erkannt hat. Es handelt sich um einen langwierigen Kampf, von dem zum Beispiel Merrill Lynch meint, er könne noch 12 bis 18 Monate andauern. Der Sieger steht zwar schon fest. Es wird die Reflation sein, die von einem gewissen Punkt an wieder einen unmissverständlichen Namen trägt: Inflation.

Doch so weit sind wir noch lange nicht. Wer von den Notenbankern heute bereits wieder an Inflation denkt, begeht einen tödlichen Fehler, denn er legt das Instrumentarium zur Bekämpfung der Deflationsgefahren beiseite und beginnt mit den für die Zeit falschen Werkzeugen zu arbeiten. Und das genau würde die Deflation fördern. Auch das weiß die Fed, und die Europäische Zentralbank hat es gerade zu begreifen begonnen.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
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