Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

° * Gerüchte über Schieflagen bei Hedge Fonds

Gerüchte über Schieflagen bei Hedge-Fonds – Warren Buffett sieht in den Fonds "finanzielle Massenvernichtungswaffen" – Hedge-Fonds schaffen Risiken statt sie auszuschließen

(11.08.2003) Seit Wochen tauchen immer wieder Gerüchte und Mutmaßungen darüber auf, dass sich sogenannte Hedge-Fonds in Schwierigkeiten befinden sollen. Anlass dafür gaben und geben die massiven Kursverluste an den Anleihemärkten. Dort waren diese Fonds in gigantischem Umfang auf der Hausse-Seite engagiert. Kaum zu glauben, dass sie die Mitte Juni ausgebrochene Baissebewegung in der Mehrheit auch nur einigermaßen gut überstanden haben.

Bleibt zunächst einmal anzumerken, dass der Begriff Hedge-Fonds aus den siebziger Jahren stammt. Seinerzeit bildeten sich solche Fonds, um über Engagements an den Rohstoff-Terminmärkten eine Absicherung (hedge) gegen die aus dem Ruder gelaufene Inflation zu gewähren. Das Ziel war, Risiken für den Erhalt von Kapital, die von der Inflation ausgingen, zu meiden. Die Devise lautete "die Inflation schlagen".

Heute sind Hedge-Fonds Instrumente, die Anlegern –und vor allem ihren Verwaltern- viel Geld bringen sollen. Kaum jemand, der Kapital verwalten muss, hat sich nicht schon einmal wenigstens mit dem Gedanken befasst, einen Hedge-Fonds als Turbo für die Wertentwicklung ins Portefeuille aufzunehmen. Doch im Grunde meiden die heutigen Hedge-Fonds keine Risiken, sondern sie schaffen Risiken.

Dies Gerüchte über Schieflagen dieser Fonds haben Erinnerungen an das Finanzdesaster des Hedge-Fonds Long-Term Capital Management (LTCM) im Jahr 1998 aufkommen lassen. Seinerzeit musste die amerikanische Notenbank in Eile und unter Mitwirkung anderer Zentralbanken ein Sicherheitsnetz spannen, um das internationale Finanzsystem nicht zusammenbrechen zu lassen. Immerhin hatten Geschäftsbanken LTMC seinerzeit Milliarden von Dollar geliehen, mit denen der Hedge-Fonds an den Märkten operierte. Sie wurden zu einem guten Teil in den Sand gesetzt und brachten die Banken in akute Schwierigkeiten.

Es kursieren zahllose Schätzungen über die Höhe des Kapitals, das die Hedge-Fonds verwalten. Schon vor Jahren wurde ein Betrag von 600 Milliarden Dollar genannt. Da inzwischen viele Mini-Fonds dieser Gattung wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, um auch das weniger kapitalkräftige Publikum bedienen zu können, dürfte der Gesamtbetrag inzwischen ohne weiteres auf 800 Milliarden Dollar, je vielleicht sogar auf 1 Billion Dollar gewachsen sein. Doch das ist nur das "Grundkapital" der Hedge-Fonds. Es dient als Basis für die Beschaffung von Fremdkapital. Es wird aufgenommen, um erst die richtige, hochprozentige Gewinne verheißende Hebelwirkung zu erzielen.

Die Engagements der Fonds sind so verschachtelt und verwoben, dass eine Schwachstelle im gesamten Gefüge das gesamte Gebäude zusammenbrechen lassen kann. Es sind mit Sicherheit schon einige kleine Katastrophen geschehen, von denen die Öffentlichkeit nur nichts mitbekommen hat. Die große Katastrophe wartet jedoch noch auf ihren Eintritt. Die Wahrscheinlichkeit wächst in dem Maße, wie auch unter professionellen Akteuren das Gespür für Risiken verloren geht.

Warren Buffett, der wohl unbestritten erfolgreichste Großanleger, hat die Hedge-Fonds in seinem Bericht über das Geschäftsjahr 2002 seiner Holding Berkshire Hathaway als "finanzielle Massenvernichtungswaffen" bezeichnet. Noch seien die von ihnen ausgehenden Gefahren nur latent, doch wirkten sie potentiell tödlich.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
zocka

Hallo Herr Ebert, Herr Hildebrandt,

Schade, dass noch niemand auf den Link reagiert hat. Daher mache ich mal den Anfang.

Können Sie die Quelle, von denen Sie die Gerüchte gehört haben, konkretisieren?

Ich verstehe nicht warum noch nach Jahren über den LTCM geschrieben wird. Das viele Geld, das in den Sand gesetzt worden ist, muss doch jemand anderer, ein "Schlauerer" verdient haben? Jede Futures-Position besteht aus Spieler und Gegenspieler.

Gruß,
Swingtrader

newstrader.
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Hallo,

ich habe mir den Artikel zwar durchgelesen, finde aber an der Meldung nichts bemerkenswertes. Hedge Fonds werden halt immer noch verteufelt und mythisiert. Als wären deren Methoden irgendwie "unanständig". Da kommt es immer mal wieder recht wenn man auf so einem Gerücht herumtrampeln kann und sagen kann: "Schaut da, jetzt zeigt sich wohin es führt wenn man schlauer sein will als andere!"

Ich würde das als eine Mischung aus Neid-Komplex und Sommerloch-Phantasie abstempeln. Kaum laufen die Aktienmärkte mal ein paar Wochen ganz gut, wird der normale Aktienfond wieder stolz präsentiert. Die letzten drei Jahre mag man am liebsten vergessen, denn on the long run steigen die Aktienmärkte ja angeblich sowieso nur und der Einbruch der letzten Jahre wird dann irgendwann im Chart kaum noch zu sehen sein und die Aktienindizes werden die (normalen) Hedge Fonds sowieso in der Performance schlagen, so die Phantasie mancher Fond-Manager.

Dabei fällt mir ein daß ich neulich einen Fond-Manager von Nord-Invest im Fernsehen gesehen habe! Stichwort: NordAsia, NordInternet. Ist lange her daß sich so jemand ins Fernsehen gewagt hat um dort über seine Produkte zu sprechen bzw. für sie zu werben!

Herr Hildebrandt spricht von 1 Billionen Dollar, die angeblich mittlerweile von Hedge Fonds gemanagt werden. Wäre mal interessant zu vergleichen, wieviel Geld in den letzten Jahren durch Hedge Fonds, und wieviel Kapital durch Aktienfonds vernichtet wurden. Wobei, nein, eigentlich interessiert es mich doch nicht! ;-)

Gruß!

zocka

Kostolany nannte diese Fonds "Spielersyndikate". Wohl eine treffende Bezeichnung.

hardworker
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Die hohe Leverage der Hedge-Fonds ist das Unbegreifliche. Die Grundlagen des Money-Management gelten da wohl nicht? Welche Banken gestatten diese astronomischen Vervielfacher-Kredite? Ach natürlich, West-LB & Co.

So lange die Positionen gut laufen, gibt es keine Probleme. Aber auch Hedge-Fonds können von der Baisse nur profitieren, wenn sie es vorher wissen. Laut Werbung wissen sie es wohl. Trotzdem liegen sie unweigerlich und nicht zu selten schief. Die großen Beträge am engen Ausgang und die hohe Fremdfinanzierung müssen den Karren dann umschmeißen.

Die kleinen Finanzdienstleister müssen so unsinnige KWG-Vorschriften erfüllen, wie z.B. Festgelder bei der kontoführenden Bank an die LZB als ausgereichte Kredite melden und Geldwäschebeauftragte benennen. Die Hedge-Fonds dürfen so ziemlich alles machen, was dem Vorstand ihrer örtlichen Sparkasse schlaflose Nächte bereiten würde, wenn es sich auf Ihrem Konto abspielen würde.

Ich halte Hedge-Fonds mit ihren vagabundierenden Milliarden-Beträgen für ein destabilisierendes Element, das von den Finanzmärkten geächtet werden sollte.

MfG

hw

newstrader.
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ hardworker

Zum Teil würde ich Dir rechtgeben, jedoch kann ich die negative Sicht bezüglich Hedge-Fonds nicht teilen. Für mich sind Hedge-Fonds die Aasgeier der Finanzmärkte: Sie entsorgen die Kadaver oder diejenigen die bald welche sein werden, z.B. maßlos überbewertete Aktien in den letzten paar Jahren oder das Beispiel thailändischer Bath.

Hedge-Fonds erfüllen eine katalysierende Wirkung. Sie beschleunigen die vorherrschenden oder unvermeidbaren Trends und erhöhen die Volatilität! Als aktiver Trader kann ich nur sagen: Gott schütze die Hedge-Fond-Industrie! ;-)

Natürlich würde ich mein Geld nie in sowas investieren.

Gruß!

Marzell.
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Hallo an Alle,

@ RSPhoenix,

ich denke auch, daß Hedgefonds katalytische Wirkung entfalten können.

Sie können aber auch anderen Unfug treiben, wobei Frontrunning zu Gunsten der Händler noch das Einfachste ist. Oder mal einen Titel ausschütteln, zum Spaß. Mir scheint, daß sich diese Vehikel in eínem rechtlich nur gering regulierten Raum bewegen können. Und das bei einer schwachen Aufsicht. Vermute ich mal.

Ich hörte vor zwei Jahren, daß etwa die Hälfte aller Hedgefonds geschlossen wurden, weil die Mittel bis ans erlaubte Limit vernichtet worden sind. Man kann daraus schließen, daß viele dieser Vehikel eine "alles oder nichts Strategie" fahren und dementsprechend eine sehr gute, mittlere oder vernichtende Performance aufweisen können.

Ich muß aber zugeben, daß ich meine unvollständeigen Informationen nur aus Zeitungen erhalte und daraus meine Schlüsse ziehe. Hintergrundwissen ist mir nicht zugänglich.

In Hedgefonds zu investieren würde mir deswegen nicht im Traum einfallen. Und Hegdedachfonds für die Kleinanleger erst, das ist meines Erachtens der Schwachsinn im Quadrat.

Grüße
Albert

zocka

Kaufen Sie doch den FC Superfond alias FC Pasching. Soweit mir bekannt ist dies das Spielzeug des Vorstandes des Quadriga Fonds.

So wie der FC Pasching von der Fussballbühne verschwinden wird, wird es wohl auch Quadriga erwischen. Nicht Heute, auch nicht Morgen, aber an der Börse ist man geduldig.

gruß

xetrade
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Hallo,

ehrlich gesagt verstehe ich die Polemik zu diesem Thema nicht:

3 bis 5% aller Terminmarktgeschäfte dürften auf ihre physische Erfüllung ausgerichtet sein. Ergo sind 95% Spekulationsgeschäfte.

Nichts anderes machen Hedge-Fonds.

Nichts anderes dürften die Spekulanten/Diskussionsteilnehmer hier im Board machen. lat.: speculor (= spähen, auskundschaften, hier: Ausschau halten nach profitablen Anlagemöglichkeiten).

Gruss

xetrade

Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ Swingtrader

Herr Hildebrandt hat noch nie auf Diskussionen reagiert. Wenn er Zahlen und Daten ausweist, kann man davon ausgehen, dass er sich auf glaubwürdige Quellen berufen kann oder die Daten selbst zusammenstellt hat.

Ich kenne und schätze ihn seit 30 Jahren, auch wenn ich nicht immer seiner Meinung bin. Er hat eine enorme Erfahrung wie kaum jemand hier im Forum.

@ xetrade

Ihre Formel lautet: Futures mit gewollter physischer Erfüllung sind Sicherungsgeschäfte, solche ohne Erfüllung Spekulationsgeschäfte.

Das kann ich aus eigener Erfahrung nicht bestätigen: Der Standard & Poors oder Dax Future hat Null Prozent physische Erfüllung, es wäre reine Spekulation ?

Der Schweinekontrakt an der WTB hat weniger als 1 % physische Lieferung, der Ferkelkontrakt dank Barausgleich (Cash Settlement) Null Prozent. Bedeutet das, dass die WTB Hannover zu 99 % von Spekulanten beherrscht wird ?

Die Grains in Chicago (Weizen, Mais, Sojabohnen) werden in einer ganzen Kette von Hedgern gehandelt, vom Erzeuger über Handels- und Lagerhäuser, Gross- und Einzelhandel, Verarbeiter bis zum Grossbäcker oder Mischfutterhersteller. Alle diese Stationen wollen eine reine Preisabsicherung, obwohl keine Lieferung erfolgt.

Walter weist gerne auf den COT Report über die Aufgliederung nach Marktgruppen hin. Leider gibt es diese nur für an US-Börsen gehandelte Produkte. Vielleicht im nächsten Jahr auch für die Eurex, wenn ihre Futures in den USA gehandelt werden.

Marzell.
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Die NZZ bringt am 30.09.03 eine Sonderbeilage "Hedge-Funds".

Ich hoffe aber, daß die Themen nicht zu sehr von den Emittenten dominiert werden. Trotzdem wird unvermeidlicheweise zu lesen sein, daß "... Hedgefunds eine negative Korrelation zu Aktienmärkten bieten". Oder muß es heißen "positive"? Ich weiß es leider nicht mehr, aber es spielt für mich auch keine Rolle.

In der Ausgabe von diesem Wochenende auf Seite 30 war zu lesen, daß

" ... bei manchen Bankinstitut werden den Anlageberatern derzeit verstärkt Vorgaben für Produkte gemacht, bei denen für die Bank eine hohe Marge abfällt. Dabei hilft die Tatsache, daß einfache und gebührenmäßig transparente Produkte wie Aktien und Renten im derzeitigen Umfeld kaum als ideale Anlagen dastehen.

Gerne werden deshalb komplizierte Produkte verkauft, bei denen nur schon schwer nachzuvollziehen ist, ob die Preise fair gestellt werden. Aber auch bei alternativen Anlagen wie Hedgefunds sind die Möglichkeiten für die Anbieter, irgenwo unbemerkt Gebühren abzuziehen, fast unbegrenzt".

Wochenendliche Grüße
Albert

TraderLux
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Man sollte Hedgefunds nicht als das Übel darstellen. Natürlich gibt es immer wieder schwarze Schafe im Geschäft und LTCM war vielleicht eines der besten Beispiele. Sehr gutes Buch dazu "Der große Irrtum" von Roger Lowenstein.

Es gibt aber auch genügend andere Beispiele. Ob das nun Soros ist oder Allan Howard. Diese Jungs haben in den letzten Jahren für Ihre Kunden gutes Geld gemacht.

Wäre Euch ein Fond nicht lieber, der mehr den absolute Return Ansatz fährt, als diese ganzen Benchmark Fuzzies?

TraderLux
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate
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