° Gold: Alarmsignale ? / Diskussion über Währungsreformen
Der Goldpreis zieht in allen bedeutenden Währungen an - Zufall oder Alarmzeichen ? Die Diskussion über Währungsreformen kommt aus den Startlöchern heraus
(02.09.2003) Gold zieht seit einiger Zeit in allen bedeutenden Währungen an. Dieses Phänomen haben wir schon vor einiger Zeit als das Signal dafür beschrieben, dass sich im monetären Umfeld Grundlegendes verändert.
Die meisten Kommentatoren haben bei der Darstellung des Geschehens am Goldmarkt wie gewohnt nur den Dollar-Preis für das Edelmetall im Auge. Weil sie nicht auf dessen Entwicklung zum Beispiel in Euro achten, bleibt ihnen offenbar der Blick auf Wesentlicheres versperrt.
Die meisten Kommentatoren fallen nach Art des Pawlow'schen Hundes auch in die gewohnten Denkmuster zurück und setzen den anziehenden Dollar-Preis für Gold mit steigenden Inflationserwartungen gleich. Der Kauf von Gold ist aber gewiss kein optimaler Schutz vor Inflationsgefahren. Die modernen Finanzmärkte bieten hier sehr viel bessere Möglichkeiten.
Nur wenigen Kommentatoren scheint der Gedanke zu kommen, dass der Anstieg des Goldpreises in allen bedeutenden Währungen, einmal abgesehen von den gewiss nicht unbedeutenden Aktivitäten spekulativer Fonds, auch einen anderen Hintergrund haben könnte. Nämlich ein wachsendes Misstrauen in den flüchtigen Wert der führenden Papierwährungen.
Dieses Misstrauen kann, wie so oft in längst vergangenen Jahren, auch mit Inflationserwartungen zusammenhängen, muss aber nicht. In der gegenwärtigen Situation spricht einiges dafür, dass mehr und mehr Anleger aller Klassen bemerken, wie sehr der Wert der führenden Währungen durch unermesslich wachsende Haushaltsdefizite und somit Staatsschulden ausgehöhlt wird.
In früheren Zeiten waren emporschießende Haushaltsdefizite das Signal für zunehmende Inflation. Diesmal ist es jedoch anders. Hohe Überkapazitäten und Schulden des Privatsektors aller bedeutenden Volkswirtschaften sowie massiver internationaler Wettbewerb lassen die Preise auf deflationäre Weise tendenziell sinken. Dass sie zwischendurch aus besonderen Gründen auch wieder einmal in Grenzen steigen, ändert an der zugrunde liegenden Tendenz nichts.
Da inzwischen nicht mehr zu leugnen ist, dass die unverdrossen weiter wachsenden Staatsschulden selbst bei spartanischster Haushaltsführung erst in drei oder vier oder fünf Generationen wieder auf ein akzeptables Niveau gedrückt werden können, taucht nun auch in Talkshows die Frage auf, ob die Probleme nicht mittels einer breit angelegten Währungsreform aus der Welt geschafft werden könnten.
Wenn der Begriff Währungsreform schon in Talkshows die Runde macht und damit in eine breitere Öffentlichkeit getragen wird, wie intensiv hat sich dann wohl das "Smart Money" bereits mit diesem Thema befasst und vordisponiert?
Gold, aber auch andere stark benötigte und nicht beliebig reproduzierbare Rohstoffe, sind im Gegensatz zu allem, was auf Papier dokumentiert ist und meist nur versprochen wird, aller Erfahrung nach ideale Vehikel, um eine Währungsreform ohne gravierende Verluste zu überstehen.
Das Thema wird uns mit fortschreitender Zeit gewiss noch heftiger beschäftigen.
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)