° Jo-Jo am Kakaomarkt - wahrscheinlich steigen die Preise
Jo-Jo am Kakaomarkt – Die Wahrscheinlichkeit spricht für höhere Preise
(25.09.2003) Am Kakaomarkt ist es ganz schön aufregend geworden. Seit Mitte August sind Preisbewegungen zu beobachten, wie sie hier länger nicht mehr zu verzeichnen waren. Gewiss, die Spekulation leistet einen wesentlichen Beitrag, doch vermag sie keine dauerhafte Tendenz zu bilden. Sie kann das Preisgeschehen immer nur für einige Tage oder Wochen wesentlich prägen.
Da die Spekulation wegen der Methodik ihres Vorgehens, nämlich der mehr oder minder mechanischen Trendfolge, geradezu dazu verdammt ist, Extreme oder Exzesse entstehen zu lassen, sind die Wendepunkte der Preise stets von großer Bedeutung für das Verständnis des Geschehens.
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass bei einer Wende von unten nach oben hin die physische Nachfrage den entscheidenden Anstoß gibt. Bei einer Wende von oben nach unten hin ist es in der Regel das physische Angebot. Dies mag zu trivial erscheinen, als dass es hier ausgebreitet werden sollte. Doch es ist bisweilen hilfreich, sich auf die simplen Marktmechanismen zurückzubesinnen, um sich vom Tagesgeschehen und dem inhaltlich häufig sehr fragwürdigen Nachrichtenfluss lösen zu können.
Betrachtet man konkret den Kakaomarkt, so lässt sich zu diesem Zeitpunkt mit einem einigermaßen hohen Anspruch auf Treffsicherheit festhalten, dass sich hier ein Boden bildet.
Dieser Prozess begann bereits Ende Mai. Die nach oben gerichteten und bald wieder in sich zusammengefallenen Schübe, die im Juni und im August zu verzeichnen waren, sind ohne jeden Zweifel im Wesentlichen von der Spekulation geprägt worden. Doch ohne physische Nachfrage zwischen 1400 und 1500 Dollar je Tonne (Basis Dezember) hätte sich die seinerzeit auf Baisse gerichtete Spekulation gewiss nicht gedreht. Andererseits haben Vorausverkäufe der Produzenten Anfang Juli und Ende August die Preissteigerungen abgeblockt. Und wieder hat sich die Spekulation sogleich nachweisbar gedreht.
Jetzt hat sich ein neuer Aufschwung eingestellt, der, weil ja eine Begründung her muss, argumentativ wieder einmal ausschweifend mit der innenpolitischen Situation in der Elfenbeinküste untermauert wird. Dabei müssten selbst unbedarfte Kommentatoren inzwischen gelernt haben, dass dieser Faktor für den Kakaomarkt trotz der herausragenden Bedeutung des Landes als Anbieter nur Randbedeutung hat.
Tatsächlich ist gerade jetzt von großer Bedeutung, ob und, wenn ja, mit welcher Intensität erneut Verkäufe der Produzenten einsetzen. Mit der Antwort erfahren wir etwas darüber, wie die Produzenten die Angebotssituation einschätzen.
Das große Bild zeigt einen Markt, der einen ausgedehnten Boden zu bilden scheint. Die starke Schwankungsanfälligkeit könnte der Vorbote einer großen Preisbewegung sein, die schon aus saisonalen Gründen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nach oben weisen dürfte.
Auf der fundamentalen Seite ist noch zu vieles offen, um zu auch nur einigermaßen zuverlässigen Schlüssen über das Angebot in der jetzt beginnenden Saison 2003/04 (Oktober/September) gelangen zu können. Immer wieder muss daran erinnert werden, dass heute noch nicht einmal gesagt werden kann, ob 2002/03 mit einem Überschuss oder einem Defizit endet. Die Prognosen für 2003/04 bewegen sich, grob dargestellt, zwischen +/- 100 000 Tonnen.
Da wir an unserer These festhalten, dass der Kakaomarkt noch auf Jahre hinaus in einem strukturellen Defizit verharren wird, betrachten wir fallende Notierungen grundsätzlich als Gelegenheit, sich mit physischer Ware einzudecken und/oder den Bedarf auf Sicht von derzeit sechs bis neun Monaten wenigstens im Preis zu sichern.
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)
