° Kaffee auf der Kippe - Attacke der Bassiers zu erwarten
Der Kaffeemarkt steht auf der Kippe – Attacke der Baissiers zu erwarten
(10.10.2003) Die Kaffeepreise sind an einem äußerst kritischen Punkt angelangt. Noch ein kleiner Tick, und am Terminmarkt für Arabicas in New York brechen charttechnisch die Dämme. In London haben die Notierungen für Robustas noch etwas Luft, bis die im Juni verzeichneten zyklischen Tiefs akut bedroht sind.
Würden wir zu einer Wette eingeladen, wären wir wohl bereit, auf einen Durchbruch nach unten hin zu setzen. Die charttechnische Situation ist einfach zu delikat, als dass die professionelle Spekulation, nicht zu verwechseln mit den üblichen Terminfonds, nicht versuchen würde, die Stützung zu "knacken".
Die Diskussion dreht sich inzwischen seit zwei Monaten fast nur noch um die Niederschlagstätigkeit in den brasilianischen Erzeugergebieten. Ausreichend Feuchtigkeit ist erforderlich, um die Kaffeesträucher zufriedenstellend Blüten und später Früchte treiben zu lassen. Wir vermuten, dass dieses Thema mangels anderer "anregender" Neuigkeiten und Aspekte eine Bedeutung erlangt hat, die ihm nach Lage der Dinge nicht zukommt.
Wo wir auch immer hinhören, niemand weiß zu berichten, dass in größeren Regionen der brasilianischen Kaffeegebiete akute Feuchtigkeitsdefizite bestehen. Wenn die nächsten drei bis vier Wochen verstrichen sind, wird das Thema ohnehin zu den Aktien gelegt.
Dann richtet sich die Aufmerksamkeit auf das Gedeihen und das Einbringen der mittelamerikanischen Ernten, die wegen ihrer insgesamt überdurchschnittlichen Qualität besonders gefragt sind. Gravierend Nachteiliges ist von dort bisher nicht berichtet worden.
Ferner konzentriert sich das Interesse auf die heranwachsende Robusta-Ernte in Vietnam, die von Mitte November an eingebracht wird. Auch über sie ist bisher nichts herausragend Ungünstiges berichtet worden.
Auf der Nachfrageseite rüsten sich die Röster unterdessen für den Winter auf der nördlichen Halbkugel. Dies ist die Zeit des höchsten Kaffeeverbrauchs. Die Preisentwicklung lässt vermuten, dass sich die Röster beim Einkaufen Zeit lassen. Sie können darauf setzen, die benötigte Ware zu akzeptablen Preisen zu erlangen, während für die Produzenten die Zeit vorüber ist, in der sie zu noch einigermaßen günstigen Bedingungen Sicherungsverkäufe vornehmen konnten.
Zum Schluss bleibt noch das große Bild vom Kaffeemarkt zu zeichnen. Die gerade angebrochene Saison 2003/04 wird vor allem wegen des starken Rückgangs der brasilianischen Ernte mit einem Defizit enden. Statistisch kann es aber durch die Überschüsse aus früheren Jahren mühelos aufgefangen werden. Kritisch würde es nur, wenn in der Saison 2004/05 wiederum ein Defizit entstehen sollte. Dies aber dürfte nach Lage der Dinge durch eine kräftige Zunahme der brasilianischen Ernte 2004 verhindert werden.
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)
Ja, unter 61 könnten die Dämme brechen, und fundamental ist Hildebrandts Expertise ohnehin beachtlich. Man könnte dem Chart aber auch eine ziemlich solide Bodenbildung zwischen 61 und 62 entnehmen. Die wäre lukrativ und mit relativ wenig Risiko zu traden.
Was mich jedoch stutzig und in Hildebrandts Sinne vorsichtig macht, ist der Spike vom September. Der paßt m.E. nicht zu einer ruhigen Bodenbildung.
Erfahrene Meinungen würden mich interessieren.
Vorsicht Ronin,
das saisonale Verhalten der neuen Ernte sagt etwas anderes.
Als Vergleich der Kaffee New York Dezember 2004. Achten Sie bitte darauf, dass die Abwärtsbewegungen bisher bei 71 bis 72 Cents gestoppt wurden.
@ Roland
Etwas anderes als was?
@ Richard Ebert (12.10.):
Das habe ich mit Bodenbildung gemeint. Gestern haben wir aber in beiden hier abgebildeten Kontrakten unter dem Boden geschlossen. Trotzdem blieb der von Arnd Hildebrandt angekündigte Dammbruch aus.
Vielleicht bringt der heutige Tag mehr Klarheit.
@ Ronin
Und ich habe nur gemeint, dass in normalen Märkten (keine Prämie) in Oktober ein saisonaler Aufschwung erwartet werden kann und deshalb 'Vorsicht vor short' gemeint.
@ Roland
Da sind wir uns völlig einig.
Shortgehen in dieser Situation schließt mein Handelssystem aus, da Kaffee zu nahe am historischen Low ist.
Kaffee nahe am historischen Low ?
Bis zum Tief aus 2001 sind es noch mehr als 11.000 US-Dollar Gewinnpotential !
Da ist ein falsches Chart eingekommen, das ist von 2001.
@ Richard Ebert
Nicht "nahe am historischen Low" habe ich geschrieben, denn nahe ist relativ, sondern zu nahe am historischen Low für mein Handelssystem.
Dieses betrachtet die Highs und Lows der letzten 30 Jahre. Bei Kaffee sind das rund 340 und rund 40. Ergibt eine Spanne von 300. Kaffee liegt derzeit nur rund 6 % dieser Spanne über dem historischen Low, rund 94 % unter dem historischen High. Das ist zu tief für mein Handelssystem, um noch short zu gehen. Eine Messung des Abstands zum Low in ATR-Einheiten kommt zum gleichen Ergebnis.
@ Roland
Das war schon Absicht. Für mich stellt ein Chart-Archiv wie hier auf TerminmarktWelt eine Fundgrube dar, wenn es darum geht, ähnliche Situationen herauszufiltern.
Mit dem Chart aus 2001 habe ich auf Ronin reagiert, bei dem ich 'zu nahe am historischen Low' gelesen hatte, den Satz aber nicht vollständig interpretiert hatte.
@ alle
Im -> Chartbuch 2003 können Sie für viele Märkte teilweise mehr als 50 Jahre zurück die internationalen Terminmarkt Charts sehen.
In Kürze wird dies nur noch für angemeldete Mitglieder möglich sein, aber weiterhin kostenlos.
@ Richard Ebert
Okay, hatte ich wohl missverstanden.
Wenn ich aber eine Bitte äussern darf: Wie kann ich im Chartbuch ein Chart darstellen, das die Elemente
nearest contract
front - back month (zB SX - SH)
OI
in einem Chart darstellt?
Danke
@ Roland
Noch gar nicht, vielleicht irgendwann in 2004, ich möchte nichts versprechen.
Gibt es noch Meinungen zum Kaffe-Chart (KCZ3)? Der Dammbruch nach Hildebrandt blieb bisher aus, trotz des mehr als nur "kleinen Ticks" nach unten. Die Bodenbildung zwischen 61 und 62 ist aber auch perdu.
Neue Bodenbildung dicht über 60? Oder doch noch Dammbruch, so ähnlich wie bei Orangensaft?