Richard Ebert
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° Kaffee: Erholungen haben kurze Beine

Erholungen am Kaffeemarkt haben kurze Beine (26.03.2003)

Kaffee hat im Rahmen seiner zyklischen Abwärtsbewegung wieder einmal zu einer Erholung angesetzt. In New York ist der Abschwung sehr viel klarer ausgeprägt als in London, wo sich sogar erste vage Anzeichen einer Stabilisierung erkennen lassen. Doch wenn nicht alles täuscht, wird auch diese Erholung scheitern.

Die "relative Stärke" des Londoner Marktes hat ihren Grund nach Darstellung von Händlern wesentlich darin, dass das Angebot aus der neuen Robusta-Ernte in Vietnam bisher nur sehr spärlich geflossen ist. Berichte lassen jedoch vermuten, dass die vietnamesischen Exporteure jetzt ihre Zurückhaltung aufgegeben haben. Ihre Vision, nachhaltig höhere Preise abwarten zu können, ist nicht aufgegangen. Daher verkaufen sie nun in jede nennenswerte Erholung hinein.

So gehen die Arabica-Produzenten in New York ebenfalls vor, auch wenn ihr Verkaufsdruck derzeit schon aus saisonalen Gründen gering geworden ist. Dafür trumpft in New York die Baissespekulation besonders heftig auf.

Alles in allem ist und bleibt das Angebot reichlich. 2002/03 (Oktober/September) entsteht unbestritten ein beachtlicher Produktionsüberschuss. Betrachtet man die verschiedenen Prognosen, so wird er bei mindestens 10 Millionen Sack von je 60 Kilogramm oder bei etwa 8 Prozent des geschätzten Weltverbrauchs liegen. Die Überschussprognosen gehen bis zu 17 Millionen Sack hinauf. Zu beachten bleibt ferner, dass der Weltvorrat im historischen Vergleich schon recht hoch ist.

Das ist denn auch der Puffer, den der Weltmarkt für 2003/04 benötigt, denn die kommende Saison wird wegen der wahrscheinlich drastisch sinkenden diesjährigen Ernte in Brasilien im Zeichen eines Defizits stehen. Von der Höhe der Produktion in diesem mit Abstand führenden Erzeugerland wird es abhängen, ob der Markt mit spürbar steigenden Preisen reagieren muss, um das Angebot zu dämpfen. Die Ernteprognosen für Brasilien reichen von 27 Millionen bis 35 Millionen Sack, wobei neuere Voraussagen sogar das obere Ende überschreiten.

Das nächste große Ereignis, das den Verkaufsdruck dämpfen dürfte, ist der Beginn des Winters in Brasilien. Von Mitte Mai an besteht Frostgefahr. Sie erstreckt sich üblicherweise bis Mitte August. Die Wahrscheinlichkeit eines Frosteinbruchs ist im Juli bei Vollmond am höchsten. Doch anzumerken bleibt, dass Frost dort extrem selten ist. Aber wenn er einbricht, dann kann er schon mal die Hälfte der erwarteten Ernte vernichten, indem er die Kaffeesträucher zerstört.

(Quelle: Taurosweb)

Bild entfernt.

Kaffeekontrakte werden an den Terminbörsen in New York (Arabica) und London (Robusta) gehandelt.

An der Stuttgarter Euwax werden Kaffee-Zertifikate mit einer Laufzeit bis 20.08.2003 gehandelt, WPK 700.011.

Geschrieben von Richard Ebert am
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