Richard Ebert
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° Kaffee: Gefahr eines weiteren Preiseinbruchs ist noch nicht gebannt

Am Kaffeemarkt ist die Gefahr eines weiter reichenden Preiseinbruchs noch nicht gebannt – Das Angebot bleibt reichlich

(27.10.2003) Kaffee hat es immerhin bis jetzt geschafft, einer drohenden Attacke der Baissiers zu entgehen. Die Betonung liegt auf „bis jetzt“. Der New Yorker Markt vermochte sich wegen einer leichten Erholung sogar noch besser zu halten als der Londoner.

Doch die Gefahr ist noch nicht gebannt. Wir wollen nicht unbedingt den Puristen unter den Charttechnikern folgen, die erklären, die Tiefs vom Juni seien unterschritten worden. Die Verletzung dieser Punkte war zum einen zu geringfügig, als dass sie von Bedeutung sein könnte. Zum anderen ist zu bedenken, dass die mit fortschreitender Zeit schwindende Zinsprämie im Preis diesen absolut sinken lässt. Über den Daumen gepeilt, kann man mit Blick auf den Londoner November- und auf den New Yorker Dezember-Kontrakt daher sagen, dass das im Oktober verzeichnete Unterschreiten der im Juni verzeichneten Notierungen in der Realität konstanter Preise überhaupt nicht stattgefunden hat.

Doch das grenzt an Kaffeesatz-Leserei. Die tatsächliche Situation wird auf der technischen Seite viel eher bestimmt von der Positionierung der Fonds in New York. Wie die jüngsten amtlichen Zahlen zeigen, waren sie am 21. Oktober weit weniger auf der Kaufseite engagiert, als es angesichts der zuvor beobachteten Käufe vermutet worden war. Dennoch neigten sie zuletzt weiter zu Netto-Käufen. Anzumerken bleibt, dass die Gesamtzahl der offenen Positionen beim Terminhandel mit Arabicas in New York am Stichtag mit 81 141 Kontrakten auf Rekordniveau lag.

Die zuletzt verzeichneten Netto-Käufe der Fonds stellen eine reale Gefahr dar, denn wenn die Notierungen nicht bald nennenswert anziehen sollten, dürften Liquidationen einsetzen. Und dass es zu größeren Preissteigerungen kommen kann, halten wir wegen der beharrlichen, wenn auch nicht überwältigend starken Sicherungsverkäufe der Produzenten für wenig wahrscheinlich. Je weiter die Preise anziehen, desto mehr dürften diese Verkäufe zunehmen.

Der Londoner Robusta-Markt scheint besonders gefährdet zu sein. Immerhin rückt der Beginn der Erntearbeiten in Vietnam, dem führenden Produzenten von Robustas, näher. Doch auch die Arabicas in New York könnten zunehmendem Verkaufsdruck ausgesetzt sein, denn in den brasilianischen Erzeugergebieten sind während der vergangenen Woche fast durchweg reichliche Niederschläge gefallen. Die Kaffeesträucher haben unterdessen zu blühen begonnen, und der Regen hat günstige Voraussetzungen für einen zufriedenstellenden Fruchtansatz geschaffen. Das Thema „Brasilien“ kann somit als hausseträchtiger Faktor wohl zu den Akten gelegt werden.

Nicht zuletzt ist zu beachten, dass auch die neuen Ernten in Mittelamerika heranreifen. Unabhängig vom Ertrag, ist dies ein weiterer Faktor, der mit fortschreitender Zeit auf die Preise drücken kann.

Zum Schluss noch etwas zur statistischen Lage: Die Internationale Kaffee-Organisation (ICO) schätzt die Weltproduktion in der noch jungen Saison 2003/04 (Oktober/September) auf 100,1 bis 102,4 Millionen Sack von je 60 Kilogramm. 2002/03 sollen von 118,4 Millionen Sack erzeugt worden sein. Dies wäre die größte Menge seit 37 Jahren. 2002 wurden nach den Erkenntnissen der ICO 108,8 Millionen Sack verbraucht, gegenüber 108,3 Millionen Sack im Jahr zuvor.

Wir möchten anmerken, dass der Verbrauch 2003 trotz der niedrigen Preise kaum beim mehr als 110 Millionen Sack liegen wird. In diesem Fall würde allein der Überschuss aus der vergangenen Saison ohne weiteres ausreichen, um das 2003/04 zu erwartende Produktionsdefizit zu decken.

Dabei ist zu beachten, dass die kommende brasilianische Ernte, die der Weltsaison 2004/05 zugerechnet wird, bereits in der zweiten Hälfte des Frühjahrs hereinkommt und somit das physische Angebot der laufenden Saison erhöht. Diese Ernte kann unter den derzeit überschaubaren Bedingungen durchaus bei 50 Millionen Sack und damit deutlich über dem langjährigen Durchschnitt liegen.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
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