° Kaffee: Niederschlag in Brasilien verdient grösste Aufmerksamkeit
Die Kaffeepreise dürften zunächst eher weiter steigen als fallen – Die Niederschlagstätigkeit in den brasilianischen Erzeugerregionen verdient größte Aufmerksamkeit
(11.08.2003) Am Kaffeemarkt kann die Frostgefahr für die brasilianische Ernte 2004 jetzt zu den Akten gelegt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Temperaturen noch einmal bedrohlich fallen, ist extrem gering. Damit müsste nun die Risikoprämie aus dem Preis entweichen, vorausgesetzt, es besteht noch eine.
Der Markt hat sich in den zurückliegenden acht Wochen sehr stabil, ja phasenweise freundlich dargeboten. Trotz des jüngsten Rückschlags besteht im Vorfeld der Liquidationsperiode für die September-Kontrakte in London und in New York durchaus noch Raum für weiter anziehende Notierungen. Immerhin sind die spekulativen Fonds noch in beachtlichem Umfang netto auf der Baisse-Seite engagiert. Sie könnten zu Eindeckungen gezwungen sein, wenn die Preise im Zusammenhang mit der Liquidation der September-Kontrakte steigen sollten.
Auf der fundamentalen Seite wird die freundliche Grundstimmung unterfüttert von Vermutungen, nach denen die inzwischen zu etwa 75 Prozent eingebrachte diesjährige brasilianische Ernte weniger als 30 Millionen Sack erbringen könnte. Sie stehen im Gegensatz zu Schätzungen, die sich auf 32 bis 34 Millionen Sack belaufen.
Es ist unbestritten, dass die neue Saison 2003/04 (Oktober/September) vor allem wegen des Rückgangs der Ernte in Brasilien ein Produktionsdefizit hervorbringen wird. Nach Lage der Dinge kann die Fehlmenge jedoch ohne weiteres aus vorhandenen Vorräten gedeckt werden. Der Markt zeigt sich daher sehr gelassen. Zudem steht zu erwarten, dass die brasilianische Ernte 2004 das im vergangenen Jahr verzeichnete Niveau von etwa 48 Millionen Sack wieder erreicht oder sogar übertrifft. Damit entstünde 2004/05 ein beachtlicher Überschuss.
Voraussetzung dafür ist jedoch, dass von nun an bis in den frühen November hinein ausreichend Niederschlag in den brasilianischen Erzeugerregionen fällt, um zufriedenstellende Blüten- und Fruchtansätze zu gewährleisten. Gegenwärtig werden weite Gebiete als zu trocken bezeichnet. Sollte Trockenheit ein Thema werden, könnten die Preise, getrieben von Eindeckungen der Baissiers und auch von Käufen der Röster, beträchtlich steigen.
Die Haussiers setzen nun darauf, dass die Röster in diesem Jahr in Erwartung geringeren Angebots ohnehin sehr früh beginnen, ihren Bedarf für die Wintermonate auf der nördlichen Halbkugel wenigstens zu sichern. Der Winter ist die Zeit des stärksten Kaffeeverbrauchs. Wenn tatsächlich gezieltes Interesse der Röster aufkommen sollte, würde dies den Markt eine Weile solide untermauern.
Unter Abwägung aller bedeutsam erscheinenden Aspekte bietet sich jetzt ein Bild vom Kaffeemarkt, das bis auf weiteres eher für steigende als für fallende Preise spricht.
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)