Richard Ebert
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° Kaffee: Niederschlag in Brasilien von entscheidender Bedeutung

Der Kaffeepreis zieht an - Niederschlagstätigkeit in Brasilien von entscheidender Bedeutung

(02.09.2003) Der Kaffeepreis stabilisiert seit nunmehr fast drei Monaten. Bei Robustas in London hat sich im Zuge dieser Stabilisierung sogar eine beachtliche Aufwärtstendenz herausgebildet, die so bei Arabicas in New York nicht zu erkennen ist. Ob dies der Vorläufer einer ausgedehnteren Aufwärtsbewegung ist, lässt sich schwer sagen. Es müssten schon einige hausseträchtige Aspekte zusammentreffen, um die Notierungen in Fahrt zu bringen.

Grundsätzlich ist das Geschehen am Kaffeemarkt vor dem Hintergrund eines nicht unbeachtlichen Produktionsdefizits in der bald beginnenden Saison 2003/04 (Oktober/September) zu sehen. Wie hoch die Fehlmenge ausfällt, ist schwer zu sagen, da sich die Experten noch nicht einmal einig darüber sind, wie die Weltproduktion 2002/03 angesetzt werden muss. Die als seriös zu bezeichnenden Schätzungen liegen zwischen 117 Millionen und 125 Millionen Sack von je 60 Kilogramm. Weitgehende Einigkeit herrscht hingegen darüber, dass sich der Weltverbrauch 2002/03 im Bereich von 107 bis 109 Millionen Sack bewegt und auch künftig nur mäßig wächst.

Den Ausschlag auf der Produktionsseite für 2002/03 wird Brasilien geben. Die Ernte dort ist inzwischen zwar eingebracht, doch gehen die Schätzungen über die Menge weit auseinander. Es sind Zahlen zwischen 27 und 35 Millionen Sack zu vernehmen.

Auch für 2003/04 wird Brasilien Zeichen setzen. Ursprünglich wurde unter anderem mit dem Hinweis auf rein zyklische Phänomene eine Ernte von mehr als 50 Millionen Sack angekündigt.

Doch ob diese Menge erreicht werden kann, hängt nun entscheidend von der Niederschlagstätigkeit in den Kaffeeregionen dieses mit Abstand führenden Erzeugerlandes ab. Noch ist es dort vielerorts zu trocken, um im Laufe des Herbstes einen zufriedenstellenden Blüten- und Fruchtansatz erwarten zu können. Wenn sich diese Situation bis Ende Oktober nicht grundlegend bessert, kann eine Ernte von mehr als 50 Millionen Sack abgeschrieben werden. Heute bereits kursieren Schätzungen von nur 46 bis 48 Millionen Sack.

Über die neuen Ernten in Vietnam und Kolumbien ist zu diesem Zeitpunkt wenig zu erfahren. Aller Erfahrung nach deutet dies auf wenigstens durchschnittliche Wuchsbedingungen hin.

Die Preisentwicklung wird nun zunehmend auch im Zeichen der Nachfrage stehen. Üblicherweise pflegen sich die Röster im Spätsommer und im frühen Herbst physische Ware wenigstens zu sichern. Der Winter auf der nördlichen Halbkugel ist die Zeit des höchstens Kaffeeverbrauchs.

Zahlreiche Kommentatoren und Händler bringen die stabile bis steigende Tendenz an den großen Kaffeemärkten mit beharrlicher Nachfrage der Röster in Verbindung. Diese wüssten sehr genau, dass das über Jahre hinweg reichliche Angebot wegen des 2003/03 entstehenden Produktionsdefizits mit fortschreitender Zeit zurückgehen werde, heißt es. Daher hätten die Verarbeiter in diesem Jahr bereits früh zumindest mit Sicherungskäufen begonnen.

Die spekulativen Fonds spielen an den Terminmärkten für Kaffee gegenwärtig keine nennenswerte Rolle. Die Preisschwankungen sind ihnen zu gering geworden, als dass sie sich für diesen Markt begeistern könnten. Dies bedeutet aber nicht, dass die Fonds für alle Zeit stillhalten. Nur ist unter den derzeit überschaubaren Bedingungen schwer zu erkennen, welche Seite des Marktes sie bevorzugen werden, wenn sich ihr Interesse wieder auf Kaffee richtet. Dies birgt ein erhebliches Planungsrisiko für die kommerziellen Marktteilnehmer, dem sie am besten durch konsequente Sicherungsoperationen entgehen können.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
Richard Ebert
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