° Kaffee: Technisch reif für eine kräftige Erholung
Der Kaffeemarkt ist technisch reif für eine kräftige Erholung – Versorgungsschwierigkeiten derzeit nicht in Sicht
(07.07.2003) Die Kaffeepreise proben von einem optisch sehr niedrigen Niveau aus den Wiederanstieg. Mit Betonung auf optisch, denn niemand weiß, wo der angemessene Preis liegt.
Von großer Bedeutung für die aktuelle Marktlage ist, dass sich die spekulativen Fonds massiv auf der Baisse-Seite der Terminmärkte in London und in New York befinden. Diese Positionen bergen ein enormes Auftriebspotential. Es kann über Nacht freigesetzt werden und zu krassen, aber letztlich nicht zu haltenden Preissteigerungen führen, es sei denn, es bräche schwerer Frost in die brasilianischen Erzeugergebiete ein.
Dort strebt der Winter nun rasch auf seinen Höhepunkt zu. Damit verstärkt sich die Frostgefahr, die dann bis Mitte August hin wieder schwindet. Fröste in den Erzeugergebieten dieses mit Abstand führenden Produzentenlandes sind zwar sehr selten, doch wenn sie auftreten, können sie verheerende Folgen für die Versorgung haben.
Käme es zu Frost, wäre die jetzt hereinkommende Ernte 2003 kaum noch gefährdet. Die Schäden würden die kommende Ernte 2004 treffen, die bereits der Welt-Saison 2004/05 zugerechnet wird. Sie könnte vor allem aus zyklischen Gründen wieder stark steigen und eine Menge von 50 Millionen Sack (je 60 Kilogramm) hervorbringen, erklären Fachleute.
Doch zunächst einmal muss Klarheit über den Umfang der laufenden Ernte und dessen Folgen für die Weltbilanz 2003/04 (Oktober/September) geschaffen werden. Einen weiteren Versuch mit diesem Ziel hat die staatliche brasilianische Agentur Conab am Donnerstag gestartet. Sie schätzte den Ertrag auf 27,85 bis 30,08 Millionen Sack. Zugleich revidierte sie das Ergebnis der zurückliegenden Ernte von 47,27 Millionen Sack auf 48,48 Millionen Sack. Die vorausgegangene Prognose für die laufende Ernte belief sich auf 27,9 bis 29,9 Millionen Sack. Anzumerken bleibt, dass private Voraussagen bei bis zu 35 Millionen Sack liegen.
Zu erklären, die mit Spannung erwartete Schätzung von Conab hätte den Kaffeemarkt bewegt, wäre eine schwer zu begründende Behauptung. Einzig und allein brasilianische Kreise, die die Erzeuger vertreten oder ihnen nahe stehen, zeigen sich enttäuscht. Sie hatten ein geringeres Ergebnis erwartet, weil sie sich davon offenbar eine nachhaltigere Stützung der Preise erhofften.
Nach der statistischen Lage der Dinge kann der Kaffeemarkt den für 2003/04 vorgezeichneten deutlichen Produktionsrückgang wegen hoher vorhandener Bestände ohne weiteres verkraften. Dies um so mehr, als 2004/05 das Defizit der kommenden Saison aus heutiger Sicht ohne weiteres wieder ausgeglichen werden dürfte.
Eine andere Frage ist und bleibt, ob das Angebot an hochwertigen Kaffees ausreicht, um den Bedarf zu decken. Es ist inzwischen hinreichend bekannt, dass die Anbieter von Qualitätsware mit Hilfe der Verbraucher Wege gefunden haben, um ihre Erzeugnisse zu Preisen, die angesichts der Gesamtlage noch zufriedenstellend erscheinen, unterzubringen. Den Rest besorgt mit Blick auf die Qualität die Aufbereitungs- und Mischkunst der Röster.
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)
