° Kaffeepreise: Nur ein Zwischenspiel vor neuem Fall
Steigende Kaffeepreise sind nur ein Zwischenspiel vor einem neuen Fall – Der Winter in Brasilien geht zuende
(21.07.2003) Am Kaffeemarkt sind die Baissiers in der Defensive, aber wenn nichts Außergewöhnliches geschieht, wird es nicht mehr sehr lange dauern, bis sie wieder die Regie übernehmen.
In London haben die Notierungen seit Anfang Juni unter mittelfristigen Aspekten einen fast klassischen Boden gebildet. In New York stellte sich in der gleichen Zeit zunächst eine lupenreine Aufwärtsbewegung ein, die inzwischen aber den Charakter einer Seitwärtsbewegung angenommen hat. Die Fonds liegen netto noch immer auf der Baisse-Seite des New Yorker Marktes. Sollten die Notierungen weiter anziehen und hausseträchtige charttechnische Signale auslösen, könnten Abdeckungen dieser Fonds einsetzen und die Preise vorübergehend noch ein gutes Stück weiter nach oben tragen.
Auf der fundamentalen Seite tritt Vietnam in London als Verkäufer in Erscheinung. In New York geben brasilianische Anbieter beständig Ware ab. Diese Verkäufe dürften im Falle weiter anziehender Notierungen an Umfang zunehmen, denn es ist reichlich Kaffee vorhanden. Nur Qualitätsware bleibt knapp.
Der Winter in Brasilien hat unterdessen seinen Höhepunkt erreicht, ohne dass auch nur die Gefahr von Frost aufgekommen wäre. Am 25. und 26. Juli erwarten Meteorologen noch eine Kaltfront in den Kaffeeregionen. Wenn sie ohne Zwischenfälle verzogen ist, nimmt die Wahrscheinlichkeit von Frost rapide ab. Mitte August kann gewöhnlich völlige Entwarnung gegeben werden. Doch dann gilt die ganze Aufmerksamkeit den Niederschlägen. Sie müssen bis in den November hinein wenigstens durchschnittlich sein, um einen zufriedenstellenden Ansatz der Blüten und später der Früchte zu gewährleisten.
Die neue brasilianische Ernte, die der Weltsaison 2003/04 (Oktober/September) zugerechnet wird, ist inzwischen zu rund 80 Prozent eingebracht. Die jüngste Schätzung, vom Exporteur Comexim vorgelegt, beträgt 30,8 Millionen Sack und liegt damit leicht über dem oberen Rand der offiziellen Prognose. Nach wie vor sind aber noch Stimmen zu vernehmen, die einen Ertrag von 33 bis 35 Millionen Sack ankündigen.
Die Ernte des kommenden Jahres dürfte schon aus zyklischen Gründen wieder stark zunehmen. Das Potential wird gegenwärtig auf mindestens 52 Millionen Sack geschätzt. Dies ist denn auch der Hauptgrund dafür, dass das für 2003/04 am Weltmarkt erwartete Produktionsdefizit keine Rolle spielt. Die Fehlmenge kann ohne weiteres aus vorhandenen Beständen gedeckt werden.
Zur statistischen Lage hat die Internationale Kaffee-Organisation dieser Tage Stellung genommen. Sie schätzt die Weltproduktion in der neuen Saison auf 100,1 bis 102,4 Millionen Sack. Der Verbrauch soll hingegen bei 108,8 Millionen Sack liegen.
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)