Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

° Kakao: Strukturelle Defizite - der Preis schnellt nach oben

Kakaopreis schnellt nach oben - Charttechnisch solide abgesichert

(26.08.2003) Der Kakaomarkt ist immer wieder einmal für Überraschungen gut. Seite Mitte August sind die Notierungen explosionsartig emporgeschnellt. Eindeutig hatte der New Yorker Terminmarkt dabei die Nase vorn. Der Londoner Markt folgte zunächst eher zögernd.

Wieder einmal kann kein Zweifel daran bestehen, dass die spekulativen Fonds den Aufschwung mit ihren zunächst beträchtlich hohen Netto-Baissepositionen wesentlich finanziert haben. Inzwischen verfügen sie allem Anschein nach netto über Kaufpositionen.

Hilfreich für den Preisanstieg war bis jetzt auch, dass die Produzenten kaum Sicherungs- oder Vorausverkäufe vornahmen. Doch das kann sich rasch ändern und den Aufschwung abblocken. Dann ginge die Reise zunächst einmal wieder nach unten. Fürs erste könnten aber charttechnisch bedingte Folgekäufe noch einige Terraingewinne bescheren.

Von großer Bedeutung für die mittel- bis längerfristige Preisentwicklung ist die Tatsache, dass der Markt seit Ende Mai einen wiederholt getesteten, gerade klassischen Boden gebildet hat. Nach Lage der Dinge müsste viel geschehen, um diesen Boden nach unten hin zu durchbrechen.

Saisonale Einflüsse sprechen für stabile bis steigende Notierungen, zumal mit Blick auf die neuen Haupternten vor allem in Westafrika noch alles offen ist.

Unter kurzfristigen Aspekten ist zu beachten, dass die Liquidation der September-Kontrakte Einfluss auf das Preisgeschehen ausübt. Dies gilt besonders für New York, wo die Kakaomengen von andienbarer Qualität vergleichsweise gering sind. Es heißt, sie befänden sich zudem in festen Händen, die keinen Grund sähen, sich von ihrer Ware zu trennen. Die Knappheit in New York drückt sich in einer inzwischen fast chronisch gewordenen inversen und damit atypischen Preisstruktur aus.

Auf der fundamentalen Seite hat sich dieser Tage Credit Lyonnais Rouse (CRL) mit neuen Schätzungen hervorgetan. Sie errechnen für die auslaufende Saison 2002/03 (Oktober/September) wegen hoher Mittelernten in Westafrika einen Überschuss von 90 000 Tonnen, kündigen aber für 2003/04 ein Defizit von 62 000 Tonnen an. Der Weltbestand an Kakao soll in der auslaufenden Saison von 1,216 Millionen Tonnen auf 1,307 Millionen Tonnen zunehmen.

Die Internationale Kakao-Organisation hatte zuvor für 2002/03 einen Überschuss von 30 000 Tonnen vorausgesagt, nachdem sie zuvor noch ein Defizit von 10 000 Tonnen erwartete. Nach ihren Berechnungen soll der Weltbestand in der auslaufenden Saison von 1,137 Millionen Tonnen auf 1,167 Millionen Tonnen wachsen.

Was von der beträchtlichen Differenz bei den Bestandsschätzungen zu halten ist, muss jeder für sich entscheiden. Wir bleiben bei unserer These, dass sich der Kakaomarkt in einem wohl noch Jahre andauernden strukturellen Defizit befindet. Eine einzige Überschuss-Saison vermag daran nichts zu ändern.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
Richard Ebert
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