Richard Ebert
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° Konjunkturoptimismus fehl am Platz / es muss noch schlimmer werden

Konjunkturoptimismus ist fehl am Platz – Es muss noch schlimmer werden bevor es besser werden kann

(15.04.2003) Jetzt, da sich der "Nebel des Krieges" verzieht, erhoffen sich nicht wenige einflussreiche Ökonomen und Anlagestrategen nicht nur mehr Klarheit über die Situation der Weltwirtschaft, sondern auch eine nachhaltige Besserung der konjunkturellen Verhältnisse.

Für Westeuropa erklärt zum Beispiel Goldman Sachs, der Konjunkturpessimismus sei übertrieben. Schon im weiteren Verlauf des Jahres könne eine Erholung einsetzen. 2004 sei sogar mit einem Wachstum zu rechnen, das über dem Trend liege. Daraus folgert die Investmentbank, dass die EZB ihren Leitzins wohl nicht weiter senken wird.

Das Kontrastprogramm zu dieser Sicht liefert Merrill Lynch. Diese Investmentbank erwartet einen Kollaps des Verbrauchs in den USA, den auch Westeuropa zu spüren bekommen werde. Da Westeuropa in seiner gegenwärtigen Verfassung aus sich heraus keine konjunkturelle Erholung zustande bringen könne, würde ein Niedergang des Verbrauchs in den USA schwer auf der europäischen Wirtschaft lasten.

Wir haben den Eindruck, dass sich die Optimisten zu sehr von überkommenen Modellen leiten lassen. Diese Modelle berücksichtigen die deflationären Gefahren offenkundig nicht oder nicht angemessen.

Es ist leichtfertig, wenn jetzt so getan wird, als seien die Schuldenprobleme im Privatsektor der amerikanischen und der europäischen Volkswirtschaften unter Kontrolle. Alle einschlägigen Daten sprechen gegen eine solche Deutung. Die Realität zeigt ferner, dass der Abbau so immenser Schulden, wie sie noch bis in die jüngste Zeit hinein aufgebaut wurden, in sechs oder neun Monaten für erledigt erklärt werden kann.

Was hier auf eine Liquidation mit unzweifelhaft deflationären Folgen wartet, kann nur über Jahre hinweg bewerkstelligt werden. Daraus folgt, dass es nur besser werden kann, wenn es zuvor noch einmal schlimmer wird.

Arnd Hildebrandt

Herausgeber Taurosweb

Geschrieben von Richard Ebert am
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