Richard Ebert
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° Metalle: Haussiers auf dem Rückzug

Stark gedämpfte Aussichten für die Industriemetalle im zweiten Halbjahr – Die Haussiers sind auf dem Rückzug

(30.06.2003) Zur Jahresmitte haben viele Experten, wie üblich, Ausblicke auf den Rest des Jahres an den Märkten für Industriemetalle vorgelegt. Das Wichtigste an den neuen Prognosen ist, dass sich der Konjunkturoptimismus, der ihnen zur Jahreswende 2002/03 noch zugrunde lag, weitgehend verflüchtigt hat. Dies bedeutet, dass auch die Voraussagen zur Nachfrage nach Metallen und damit zu Preisen bis ins Jahr 2004 hinein in vielen Fällen gesenkt werden mussten.

Rückblickend ist festzustellen, dass die Preise für Industriemetalle im vierten Quartal 2001 ein zyklisches Tief erreicht hatten. Seither sind sie im Rahmen eines auffallend geordnet verlaufenen Aufwärtstrendkanals gestiegen. Bis jetzt haben sie aber nur gut die Hälfte dessen, was sie von ihrem vorausgegangenen zyklischen Gipfel von Anfang 2000 eingebüßt hatten, wieder zurückgewonnen. Das ergibt sich auf Basis der in Dollar gemessenen Kassapreise.

Wer von den Optimisten noch übrig geblieben ist, setzt auf eine kräftige Erholung des weltweiten Industriezyklus in der zweiten Jahreshälfte. Zu ihnen zählt Barclays Capital. Die britische Investmentbank glaubt, dass die schwierigen Marktbedingungen der vergangenen Jahre auf der Produzenten- oder Angebotsseite Umstrukturierungen bewirkt haben. Im Klartext bedeutet dies, dass das Angebot der schwächeren Nachfrage angepasst und dass die Kosten gesenkt wurden. Dieser Prozess ist nach Ansicht von Barclays auf der anderen Seite niedrigen Metallvorräten bei den Verarbeitern begleitet worden. Vor diesem Hintergrund dürften die Metallpreise ihren gedämpften Aufwärtstrend fortsetzen, meint die Investmentbank.

Societe Generale (SocGen oder SG) vertritt hingegen die Auffassung, dass die Nachfrage schwach bleibt und dass die Metallbestände noch immer weit von einem kritisch niedrigen Niveau entfernt sind und sich selbst im Laufe des kommenden Jahres diesem Stand nicht annähern werden. Preissteigerungen würden langsam verlaufen und immer wieder von Rückschlägen unterbrochen. Zwischen Anfang 2002 und Ende 2004 dürften sich die Metalle insgesamt auf Dollar-Basis letztlich um weniger als 20 Prozent verteuern, erwartet SocGen.

Es ist klar, dass nicht alle Metalle über einen Kamm geschoren werden können und dass die Verhältnisse von Fall zu Fall sehr unterschiedlich sind. Doch hier geht es nur um Fragen der allgemeinen Tendenz, auf die neben der makroökonomischen Entwicklung natürlich auch die Wechselkursverhältnisse Einfluss nehmen.

Unbestritten ist ferner, dass China und seine rasant steigende Nachfrage nach Metallen das allgemeine Bild an diesen Märkten wesentlich mitgeprägt haben. Doch das Wachstum des Bedarfs könnte zum einen aus allgemeinen konjunkturellen Gründen nachlassen. Zum anderen ist hier der Basiseffekt zu bedenken. Je weiter die Zeit voranschreitet, desto höher wird das Vergleichsniveau der jeweils vorausgegangenen Perioden. Die spektakulären prozentualen Wachstumssprünge werden daher künftig geringer ausfallen.

Dies bedeutet aber nicht, dass das absolute Niveau der chinesischen Nachfrage ignoriert werden kann. Es wird hoch bleiben und weiter zunehmen. Wenn hier dann noch eines fernen Tages stärker wachsender Bedarf aus anderen Schwellenländern und den traditionellen Industrieländern hinzukommt, kann es auf der Angebotsseite rasch eng werden. Doch das ist ein Thema, mit dem wir uns wohl erst im laufe des nächsten Jahres befassen müssen.

Nicht zu vergessen ist die Spekulation. Solange die Kassamärkte keine nennenswerte physische Nachfrage spüren, wird es dabei bleiben, dass die Fonds Regie führen und das tatsächliche Bild an den einzelnen Märkten phasenweise mehr oder minder stark verfälschen. Der Schwanz wird also hier weiter mit dem Hund wackeln.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
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