Richard Ebert
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° Rezession in Deutschland - Passen dazu steigende Zinsen ?

Rezession in Deutschland - Passen dazu steigende Kapitalmarktzinsen ?

(14.08.2003) Deutschland befindet sich nun offiziell und nicht nur technisch in einer neuen Rezession. Das wird die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihren nächsten geldpolitischen Entscheidungen berücksichtigen müssen.

Jüngst sind Befürchtungen über die Entwicklung der Nahrungsmittel- und der Energiepreise im Euroraum aufgekommen. Daran knüpfte sich sogleich die Erwartung, die EZB werde die vielerorts bereits für September vorausgesagt nächste Zinssenkung wegen zunehmender Inflationsgefahren aufschieben und womöglich ganz aufgeben.

Da im Euroraum ein Land nach dem anderen in die Rezession zu geraten droht, wird sich die EZB geldpolitisch zwischen Pest und Cholera entscheiden müssen, meinen die einen.

Die anderen sehen überhaupt keine Wahlmöglichkeit. Sie erklären, die Rezession müsse in Verbindung mit den unverändert vorhandenen Deflationsgefahren gesehen werden. Was sich gegenwärtig an Inflation rühre, sei nur ein vorübergehendes, wesentlich saisonal und witterungsbedingt geprägtes Phänomen, das die zugrunde liegenden deflationären Tendenzen überdecke. Im übrigen betreffe es nicht die Kerninflation, also die allgemeine Entwicklung der Teuerung unter Ausschluss der Nahrungs- und der Energiepreise.

Fatal an der gegenwärtigen Situation ist, dass die Märkte für Staatsanleihen völlig aus dem Ruder gelaufen sind und damit den Eindruck erwecken, sie stellten sich mit steil gestiegenen Renditen auf eine deutlich zunehmende Inflation ein. Argumentativ passt dazu, dass die öffentlichen Defizite rasant wachsen und dass zu deren Finanzierung Unmengen von Anleihen emittiert werden müssen.

Doch wenn sich eines nicht zu fernern Tages herausstellt, dass die reale Wirtschaft im Euroraum wegen fortbestehender Überkapazitäten sowie stagnierender, wenn nicht sogar rückläufiger Investitions- und Konsumbereitschaft gar nicht unter Inflation leidet, kommt das böse Erwachen. Dann wird wieder öffentlich über Deflationsgefahren zu sprechen sein. Übrigens: Die meisten staatlichen Programme zum Aufbrechen erstarrter Strukturen wirken wegen ihrer kostensparenden Ziele deflationär.

Die Deflationsgefahren sind wie ein Virus, der sich langsam, still und beharrlich ausbreitet, mal Befindlichkeitsstörungen entstehen lässt, meist aber sein Wirken ohne Beschwerden fortsetzt. Das lullt Zentralbanker, Politiker, blauäugige Ökonomen und die Märkte gleichermaßen ein, weil die meisten von ihnen noch in althergebrachten, liebgewonnenen Schablonen denken. Doch diesmal ist es wirklich anders. Wenigstens die Notenbank in Washington scheint es erkannt zu haben.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
Richard Ebert
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