Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

° Rohöl: Angespanne Versorgungslage / Zeit läuft für Haussiers

Die Lage am Markt für Rohöl ist unverändert angespannt – Die Zeit läuft für die Haussiers

(05.08.2003) Der Preis für Rohöl hat am Freitag einen Ausbruchsversuch nach oben hin unternommen. Er ist, je nach Standpunkt, bis jetzt halb gelungen und halb gescheitert. Wie so häufig in diesen Tagen, dürfte das endgültige Ergebnis in den Händen der Spekulation liegen. Sie ist wieder einmal massiv auf der Kaufseite des New Yorker Terminmarktes engagiert. Besonders krass sind die Kaufpositionen bei Benzin gestiegen. Ein beträchtlicher Rückschlag ist somit früher oder später vorgezeichnet.

Das tragende fundamentale Thema stellt (wir zögern fast, es wieder anzuführen, aber es muss sein) die mittelfristige Versorgungslage dar. Die Ölvorräte in den führenden Verbraucherländern reichen einfach nicht aus, um gelassen in die nächste Heizperiode auf der nördlichen Halbkugel zu gehen. Es ist nämlich so gut wie auszuschließen, dass diese Bestände bis dahin wieder auf ein einigermaßen normales Niveau aufgebaut werden können.

In den gängigen Marktberichten bildet die Lage im Irak das große Thema. Sie gibt ausreichend Stoff zum Mutmaßen her. Doch der Irak spielt in Wirklichkeit nur eine Randrolle. Jeder weiß inzwischen, dass die Förderung und die Exporte von dort nur sehr langsam in Gang kommen.

Saudi Arabien fungiert als Regulativ für das irakische Angebot. Sollte wider Erwartungen schon früh mehr irakisches Öl auf den Markt gelangen, werden die Saudis ihre Förderung entsprechend drosseln. Sollte das Angebot hinter den Erwartungen zurückbleiben, werden die Saudis entsprechend mehr produzieren.

Den Markt beschäftigt neben der Höhe der Vorräte in Wirklichkeit auch die Frage, ob die Konjunkturerholung in den USA und womöglich auch in anderen Ländern den Bedarf an Öl merklich steigen lässt. Ferner beobachten Händler sowie vorausblickende Verarbeiter und Verbraucher mit gespanntem Argwohn die innenpolitischen Verhältnisse in Nigeria und Venezuela.

Dies sind schwelende Krisenherde für den Ölmarkt, die jederzeit wieder aufflammen können. In diesem Fall wäre eine Preisexplosion zu erwarten. Dagegen scheint das Risiko einer Militäraktion der USA gegen Iran für den Ölmarkt geschwunden zu sein. Nach allem, was über die Hintergründe der Aktion gegen den Irak inzwischen bekannt ist, würde unter den derzeit überschaubaren Umständen niemand mitmachen, ganz abgesehen davon, dass selbst in den USA mit einem massiven politischen Widerstand gegen ein solches Vorgehen zu rechnen wäre.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
Richard Ebert
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