° Rohöl: Immense Risiken einer Unterversorgung
Kräftige Korrektur am Markt für Rohöl – Nur ein Zwischenspiel vor weiter anziehenden Preisen
(24.07.2003) Rohöl hat auf seinem Weg nach oben hin einen herben Rückschlag einstecken müssen. Doch dies bedeutet nicht das Aus für die Haussiers. Sie haben so gut wie alle überzeugenden Argumente auf ihrer Seite.
Vieles deutet darauf hin, dass der Schwächeanfall in Verbindung mit der Liquidation des August-Kontrakts in New York steht. Von Bedeutung ist sicherlich auch, dass es den Notierungen nicht gelang den bei rund 32 Dollar je Barrel (Basis August) aufgebauten charttechnischen Widerstand zu überwinden. Ausschlaggebend dürften jedoch die zuletzt exzessiv hohen Kaufpositionen der spekulativen Fonds gewesen sein. Im Zuge der Korrektur werden sie wohl auf ein vertretbares Maß zusammengestutzt. Dies schafft dann die Voraussetzungen für den nächsten Preisschub.
Er wird kommen, weil, wie wir seit Monaten immer wieder darlegen, die für die Wirtschaft in den Hauptverbraucherländern frei verfügbaren Vorräte zu gering sind, um den Winter reibungslos überstehen zu können.
Das weiß auch die Opec. Da dort durchaus wirtschaftliche Vernunft anzutreffen ist, wird sie am 31. Juli mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine neuerliche Produktionsdrosselung beschließen, selbst wenn die laufende Korrektur noch weiter nach unten führen sollte. Das Kartell weiß sehr wohl, dass Knappheit und hohe Preise das, was vielerorts nun als zarte Erholung der Weltkonjunktur wahrgenommen wird, erstickt würde, wenn Öl zu teuer werden sollte.
Von Bedeutung ist, dass es in Nigeria und in Venezuela, zwei Opec-Mitgliedern, weiter und immer vernehmlicher rumort. Die Ölversorgung aus diesen beiden bedeutenden Exportländern ist und bleibt daher gefährdet. Ferner muss beachtet werden, dass Iran ein potentielles militärisches Ziel der Amerikaner darstellt. Einiges deutet darauf hin, dass gegen dieses Opec-Mitglied vorgegangen wird, wenn sich ein die Weltöffentlichkeit einigermaßen überzeugender Vorwand wie die nuklearen Vorhaben des Landes bietet. Der Herbst mit seinen dann rückläufigen Temperaturen wäre aus militärischer Sicht ideal für eine Aktion.
Die Risiken einer Unterversorgung des Ölmarktes während des nächsten Winters sind immens, die Chancen spürbar zunehmender Ölvorräte im Laufe des dritten Quartals hingegen so gut wie nicht-existent. Daher bleibt kein Raum für nachhaltig weiter fallende Preise.
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)