Richard Ebert
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° Rohöl: Kritisch niedrige Vorräte prägen das Bild

Am Ölmarkt führt die nächste größere Bewegung nach oben - Kritisch niedrige Vorräte prägen das mittelfristige Bild

(30.07.2003) Am 31. Juli, also morgen, tritt die Opec wieder einmal zu einem außerordentlichen Treffen in Wien zusammen, um über die Lage am Markt für Rohöl zu beraten. Beschlüsse, die den Preis nennenswert bewegen könnten, sind nicht zu erwarten. Die Gesamtfördermenge dürfte bei 25,4 Millionen Barrel am Tag gehalten werden. Dafür sprechen alle Aspekte.

Selbst die Falken innerhalb des Kartells, die stets höhere Preise fordern, geben sich friedlich. Sie wissen, dass dem Ölmarkt so lange nichts aus ihrer Sicht Widriges widerfährt, wie das irakische Öl nicht fließt, sondern nur tröpfelt.

Die Falken wissen ferner, dass sich die Ölvorräte in den Ländern der OECD, und hier vor allem in den USA, auf einem im langjährigen Vergleich sehr niedrigen Niveau befinden. Sie bewegen sich am unteren Rand des Durchschnitts der vergangenen fünf Jahre und dürften nach Ansicht der Internationalen Energie-Agentur (EIA) für den Rest des Jahres dort auch verharren.

Die Falken innerhalb der Opec wissen aber nicht zuletzt auch, dass sie das zarte Pflänzchen von Konjunkturerholung, das zahlreiche Ökonomen zu erkennen glauben, sofort zertreten, wenn der ohnehin im langjährigen Vergleich sehr hohe Dollar-Preis für Rohöl wesentlich weiter anziehen sollte. Höhere Ölpreise würden auf sie zurückschlagen, denn der Bedarf müsste bei erneuter beziehungsweise noch ausgeprägterer Schwäche sinken.

Dies wiederum könnte die notorischen Quotenüberzieher in der Opec in ihrer chronischen Finanznot dazu verleiten, noch mehr zu fördern. Dann verlöre das Kartell die mühsam zurückerlangte Kontrolle über den Ölmarkt wohl für lange Zeit wieder.

Im übrigen: Gegenwärtig bewegt sich Ölpreis am oberen Rand der Spanne von 22 bis 28 Dollar je Barrel, die das Kartell selbst abgesteckt hat, um seine Förderung zu steuern. Seine Mitglieder wissen sehr wohl, dass auch auf der Angebotsseite in die Zange genommen würden, wenn der Preis nennenswert über das derzeit herrschende Niveau hinaus anzöge. Dann nämlich würden die nicht der Opec angehörenden Produzenten starke Anreize verspüren, ihre Förderung zu steigern. Da Entscheidungen über eine höhere Förderung bei den freien Produzenten nie kurzfristiger Natur sind, sondern eine mindestens mittelfristige Wirkung entfalten, hätte die Opec das Nachsehen.

Aus rein technischer Sicht scheint die gegenwärtige Schwächephase die Haussespekulation dazu zu bewegen, ihre hohen Kaufengagements abzubauen. Je weiter dieser Prozess voranschreitet, desto gesünder wird der Markt. Nach Lage der Dinge ist zu erwarten, dass die nächste größere Bewegung nach oben führt. Das Risiko (oder die Chance) eines weiterreichenden Preiseinbruchs erscheint minimal.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
Richard Ebert
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