° Saisonale Einflüsse stützen die Kaffeepreise
(25.04.2003) Die Kaffeepreise sind am Weltmarkt seit Mitte April in der Spitze um gut zehn Prozent gestiegen. Zuletzt scheinen sie ausreichend Widerstand gespürt zu haben, um ihren beachtlichen Aufschwung wenigstens zu unterbrechen. Es kann zwar aus der inzwischen "überkauften" technischen Lage heraus zu einem weiterreichenden Rückschlag kommen, doch bestimmen saisonale Einflüsse das Preisgeschehen von Tag zu Tag mehr.
Diese Einflüsse begünstigen auf Sicht von etwa vier Monaten zweifellos anziehende Notierungen. Doch die Bäume werden hier für die Haussiers nicht in den Himmel wachsen, es sei denn, Frost würde die brasilianischen Erzeugergebiete treffen und die Chancen für die Ernte 2004 dort dezimieren.
Frost kann dort aller Erfahrung nach von Mitte Mai an auftreten. Erst Mitte August schwindet die Gefahr, die im Juli bei Vollmond ihren Höhepunkt erreichen kann, wieder. Danach entscheiden bis in den November hinein die Niederschläge, wie hoch die Ernte 2004 ausfällt.
Die Ernte 2003 wäre von einem Frosteinbruch in den nächsten Monaten nur in sehr geringem Maße betroffen, da die Kaffeebohnen beim Eintritt eines solchen Ereignisses entweder bereits geerntet oder aber weitgehend ausgereift und damit frostsicher sind.
Anzumerken bleibt, dass Frost in den brasilianischen Kaffeeregionen mit gravierenden Folgen für den Ertrag sehr selten vorkommt. Es können Jahre vergehen, in denen die Temperaturen nicht in die Gefahrenzone sinken. Und es gab auch Fälle, in denen zwar Frost aufkam, jedoch keine nennenswerten Schäden hinterlassen hat. Diese Erkenntnis hält den Kaffeemarkt jedoch nicht davon ab, immer wieder heftig auf Frostvoraussagen von Meteorologen zu reagieren.
Alle Marktteilnehmer, auch die spekulativen Fonds, wissen um die Frostgefahren in Brasilien. Sie begrenzen ihre (Leer-)Verkäufe daher auf das Notwendigste. Der jüngste Preisanstieg ist eindeutig von Abdeckungen der Baissiers vorangetrieben worden. Sie wollten es nicht riskieren, in die Frostfalle zu geraten. Bemerkenswert erscheint, dass die Röster nach Darstellung von Händlern zuletzt selbst geringfügige Rückschläge genutzt und physische Ware erworben haben sollen.
Auf der anderen Seite stehen viele Produzenten Gewehr bei Fuß, um bei anziehenden Preisen Sicherungsverkäufe zu tätigen. Sie haben in den vergangenen Jahren gelernt, sich selbst mit geringfügig steigenden Notierungen zufrieden zu geben, um sich zu "hedgen". Von besonderer Bedeutung ist derzeit, dass die Erzeuger, Händler und Exporteure in Vietnam noch über ungewöhnlich hohe Vorräte aus ihrer letzten Ernte verfügen. Sie warten nur auf höhere Preise, um die zuletzt auf etwa 250 000 Tonnen geschätzten Bestände abzusetzen. Daher dürfte der Markt für Robustas in London besonderem Druck ausgesetzt sein. Stärkeres Angebot ist ferner aus Indonesien zu erwarten, wo die Erntearbeiten im Mai ihren Höhepunkt erreichen.
(Quelle: Taurosweb)
Grafik: Arabica Kaffee Juli 2003 New York
Blicken wir 6 Jahre zurück, auf den Kaffee Juli 1997:
Mehrere hundert Prozent Preisanstieg in wenigen Wochen oder Monaten kamen am Markt für Robusta- (London) oder Arabica- (New York) Kaffee immer wieder vor!
@ Herrn Ebert
Danke für den historischen Vergleich. Und man schaue sich nur mal die teilweise weit über 10% betragenden Tagesranges der NY Notierungen an. Dazu noch ein paar herrliche Overnight-Gaps. Da möchte man doch nicht auf dem falschen Fuss erwischt werden. Wohl dem, der einen Broker mit Floor-Kontakt hat.
Gruss,
Berliner (der vieles gehandelt hat - ausser Kaffee)
Es gibt noch schönere Charts: Kaffee Arabica September 1975 in New York
Anschliessend stieg der Preis bis auf 338 Cent im April 1977. Siehe Terminmarkt Jahrbuch 2002/03, Seite 140 und 142.
Noch besser der Robusta Kaffee in London: Von 650 US-$ im April 1975 auf 7300 US-$ im März 1977.
Ich war zu etwa 800 eingestiegen und mit exakt 100 % Preisanstieg = 4.000 Dollar oder 1.000 % Gewinn auf den Einschuss wieder raus. Das hat für viele Tassen Kaffee gereicht, allerdings für die besseren Arabica-Qualitäten.
Rohstoffe haben mir immer viel mehr Spass gemacht als Finanz-Futures, und Gewinne von 1.000 Prozent immer mehr Spass als Daytrading, was es damals in heutiger Form noch nicht gab.
Ein Chart der Superlative! Und ein denkwürdiger Robusta-Trade! Die Vorliebe für Rohstoffe kann ich teilen. Wunderbare Trading-Erlebnisse waren für mich NYMEX Crude und Natural Gas, COMEX Copper sowie die klassischen Live Cattle der CME.
Mit dem populären Financial Future E-Mini "S und P" stand ich im Grunde immer auf Kriegsfuss, er heisst nicht umsonst in Händlerkreisen halbironisch der "S und M". Hier hatte ich meine "schönsten" SM-Erlebnisse. Wegen ihm habe ich ein Jahr lang keinen teuren Arabica mehr getrunken, sondern Getreidekaffee :-(
Gruss,
Berliner (der zur Zeit fast ausschliesslich Währungsfutures handelt nicht nur wegen des elektronischen Direktzugangs, vielleicht auch bald an der WTB möglich?)