Richard Ebert
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° Schwache Kakaopreise ändern nichts am strukturellen Defizit

(22.04.2003) Am Kakaomarkt geht es abwärts, auch wenn sich zuletzt eine Stabilisierung eingestellt hat. In London sehen die Charts bedenklicher aus als in New York, denn sie lassen einen beschleunigten Fall erkennen. Dies hat seine Ursache zum einen im Wechselkursverhältnis zwischen dem Pfund Sterling und Dollar. Zum anderen hat sich die Preisstruktur am Terminmarkt in London zunehmend normalisiert. In New York hingegen ist sie nach wie vor invers und damit atypisch. Dies zeugt von einer zumindest latenten Knappheit an Qualitätsware dort.

Händler sind sich darin einig, dass der Preisverfall entscheidend auf die Aktivitäten der spekulativen Fonds zurückzuführen ist. Sie lagen bereits auf der Baisse-Seite, als die jüngste Schwächephase begann, und sie haben ihre Engagements seither noch erhöht. Doch in diesen Baisse-Positionen liegt ein wachsendes, möglicherweise explosives Erholungspotential. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis der professionelle Handel die Fonds ins Messer laufen lässt und zu massiven Eindeckungen zwingt.

Doch es darf auch nicht übersehen werden, dass vor allem westafrikanische Produzenten selbst in die fallenden Preise hinein noch Sicherungsverkäufe getätigt haben. Sie betrafen keineswegs nur die neue Ernte 2003/04, sondern auch noch die alte Ernte.

Daraus kann geschlossen werden, dass die Mittelernten in Westafrika insgesamt höher ausfallen als bisher vermutet. Dies ist jüngst mit Hinweis auf günstige Niederschlagstätigkeit auch mehrfach offiziell aus der Region bestätigt worden. Erneut kursieren Vermutungen, nach denen die Mittelernte in der Elfenbeinküste mehr als 200 000 Tonnen erbringen könnte.

Was sagt dies alles über das große Bild vom Kakaomarkt aus? Zum einen ändert es nichts an der Tatsache, dass er sich in einem strukturellen Defizit befindet. Die Fehlmenge kann 2002/03 jedoch weit geringer ausfallen, als es noch bis vor kurzem vermutet wurde. Nach Lage der Dinge wird das Defizit deutlich weniger als 100 000 Tonnen betragen. Teil dieser Annahme sind auch anhaltende Hinweise auf stagnierenden Verbrauch.

Doch selbst wenn die laufende Saison einen Überschuss hervorbringen sollte, was mancherorts mit eher dürftigen und als spekulativ zu bezeichnenden Argumenten behauptet wird, würde dies am fortbestehenden strukturellen Defizit nichts ändern. Strukturelle, also sich über Jahre erstreckende Überschüsse oder Fehlmengen können durchaus von zyklischen Gegenbewegungen unterbrochen werden.

(Quelle: Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
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