° Treibt China die Metallpreise ? Aufwertung der Währung ?
Fallstricke bei Prognosen zu den Metallpreisen – China könnte als treibende Kraft auf der Nachfrageseite überschätzt werden
(24.09.2003) An den Märkten für Industriemetalle offenbart sich mit jedem verstreichenden Monat deutlicher, eine welch herausragende Rolle China sowohl als Anbieter als auch als Nachfrager derzeit spielt. Die Zuwachsraten bei den Importen sind rasant, und es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass sich das Wachstum in absehbarer Zukunft verringert.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie die Metallmärkte dastehen würden, gäbe es den massiven Bedarf der Chinesen nicht. Es ist nur über Modellrechnungen quantifizierbar, wo sich die Preise für die einzelnen Metalle heute befänden, wenn das hohe Wachstum des Bedarfs in China nicht wäre.
Derzeit befassen sich die Experten sehr intensiv mit den Folgen der sich erholenden Weltkonjunktur für die Metallmärkte. Erste Ergebnisse liegen schon vor: Die Preisprognosen werden für das laufende und schon gar für das kommende Jahr auf breiter Front angehoben.
Noch geschieht dies zögernd, denn die Erinnerung der Auguren an ihre zahllosen Fehlprognosen für die jüngere Vergangenheit sind noch frisch. Doch je mehr sich der Konjunkturoptimismus ausbreitet, desto wagemutiger werden die Voraussagen. Bis sie wieder übers Ziel hinausschießen. Es spricht einiges dafür, dass dies schon bald der Fall sein wird.
Die wirtschaftliche Erholung in den traditionellen Industrieländern steht nämlich auf so schwachen Beinen, dass schon früh im neuen Jahr mit einer Stagnation und einem nachfolgenden neuerlichen Abschwung gerechnet werden muss.
Hinzu kommt, dass die chinesische Führung den Investitions-Boom im Lande konsequent zu dämpfen begonnen hat. Sie fürchtet das Heranwachsen nicht nutzbarer Überkapazitäten, die wiederum auf die bereits bestehenden hohen Kreditrisiken für das Bankensystem des Landes zusätzliche, übrigens stark deflationär wirkende Risiken draufsatteln würden.
Ein bedeutender Nebeneffekt: Die Chinesen können es unter diesen Umständen nicht wagen, ihre Währung aufzuwerten, denn die für den Augenblick mehr als ausreichenden Kapazitäten in vielen Industriezweigen erzwingen möglichst günstige Ausfuhrbedingungen, wenn ein Kollaps des fragilen Bankensystems verhindert werden soll.
Unter diesen Bedingungen wäre es sehr fragwürdig, Prognosen zum künftigen Bedarf an Metallen und Preisziele für die einzelnen Rohstoffe auf bedenkenlos hochgerechnete Werte zu stützen, die Zahlen der jüngsten Vergangenheit vor allem aus China, aber auch aus dem Rest der Welt hergeben.
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)