° Über das Gold, den Dollar und die Inflation
(02.05.2003) Dollar runter, Gold rauf. Es ist das alte Lied. Und so hatte denn auch die zurückliegende Hausse begonnen, bis sie wegen ungezügelter, von wilden Phantasien begleiteter Spekulationslust außer Kontrolle geriet.
Zur Erinnerung: Gold verhält sich zum US-Dollar wie eine Währung. Beweis dafür ist die auch jetzt wieder zu beobachtende hohe positive Korrelation zwischen dem Edelmetall und dem Euro.
Ob man nun mit dem Kauf von Gold und dem Verkauf von Dollar (denn nichts anderes geschieht, wenn man Gold erwirbt) wieder einen Staat machen kann, hängt somit entscheidend vom weiteren Verhalten des Greenback ab. Es sei denn, die Hausse-Spekulation würde sich erneut des Goldmarktes bemächtigen und eigene Gesetzmäßigkeiten schaffen.
Die Argumente, die nicht nur für einen sich fortsetzenden Fall des Dollar, sondern sogar für eine vehemente Baisse sprechen, sind zahlreich: die externen und die internen Defizite der USA, die durch ausländisches Kapital finanziert werden müssen, weil die eigenen Ersparnisse in den USA nicht ausreichen, die massive Schaffung von Liquidität seitens der US-Notenbank, die das Angebot an Dollar in die Höhe schießen lässt, und die vielerorts noch geleugnete Aussicht darauf, dass die Wirtschaft in den USA über längere Zeit hinweg nur unterdurchschnittlich wachsen dürfte.
Daneben darf nicht vergessen werden, dass bisher rund 80 Prozent der Kapitalüberschüsse, die außerhalb der USA entstanden sind, im Dollar angelegt wurden. Wer vor 15 Monaten aus dem Euro in den Dollar überwechselte, muss heute einen Wertverlust von fast 40 Prozent zur Kenntnis nehmen.
Das ist eine Menge Stoff. Die Betroffenen, ob es offizielle Stellen wie Notenbanken oder private Kreise wie die Finanzabteilungen von Unternehmen und ganz einfache Anleger sind, haben die Höhe ihrer Verluste bislang ertragen, ohne die Konsequenzen zu ziehen.
Doch für sie wird die Schmerzgrenze spätestens dann erreicht sein, wenn klar ist, das die Notenbank in Washington die Reißleine zieht und zu einer "unkonventionellen" Geldpolitik übergeht. Dies geschieht spätestens dann, wenn sie die Kapitalmarktzinsen gezielt zu drücken beginnt, indem sie Unternehmensanleihen aufkaufen lässt. Damit würde sie vor aller Welt bekennen, dass die konventionellen monetären Werkzeuge nicht mehr funktionieren, um den wirtschaftlichen Verfall umzukehren und Deflation zu verhindern.
Auf den Dollar kann sie unter solchen Bedingungen für eine Weile keine Rücksicht mehr nehmen. Und das wäre dann ein solider Grund für womöglich stark anziehende Goldpreise. In Dollar, nicht aber in Euro, versteht sich.
(Quelle: Taurosweb / Arnd Hildebrandt)
Interessant beim Dollar>Euro Vergleich sind immer Kaufkraftvergleiche.
Viele der Waren, die ich persönlich vergleiche, sind natürlich nicht repräsentativ, da sie nur einen kleinen Ausschnitt aus der Gesamtheit darstellen. Insbesondere gilt das auch für nicht so alltägliche Sachen wie englischsprachige (Import-)Literatur, z.B. Fachbücher im Bereich Softwareentwicklung/Informatik, bei denen die Amerikaner oft deutlich weniger zahlen.
Aber andere Dinge wie Telekommunikationsleistungen sind gut vergleichbar.
Wenn man sich jetzt anschaut, dass Verizon (Nyse: VZ), eine der grossen lokalen Telefongesellschaften (Regional Bells) in den USA, jetzt die monatlichen Kosten für den DSL-Internet-Zugang um $10 auf nur $34.95 absenkt, kommt man schon ins grübeln, ob die Euro-Euphorie nicht doch primär auf charttechnische Trendfolgementalität zurückzuführen ist.
Bei der Deutschen Telekom muss ein Kunde dagegen EUR 49,93/Monat zahlen (T-DSL Gebühr bei T-Net Anschluss + T-Online Flatrate von EUR 29,95), die Grundgebühr für den Telefonanschluss ist bei diesem Vergleich nicht enthalten. Und hier in Deutschland ist im Gegensatz zur USA der längerfristige Fortbestand der T-Online Flatrate auch alles andere als sicher, da die Telekom auf Grosshandelsebene gegenüber T-Online nicht pauschal abrechnet; die Flatrate wird nur von T-Online angeboten, da es in den Ballungszentren Konkurrenz in Form der City-Carrier gibt.
Zurück zum Thema: Zumindest bei bestimmten Produktgruppen (in Deutschland) ist eine Unterbewertung des Euro alles andere als ersichtlich. Aber vielleicht ist auch nur was "rotten in the state of Germany". Wie dem auch sei, solange alle nur dem Trend beim Euro technisch folgen, will das natürlich keiner wahrhaben und man findet immer mehr Verweise auf eine vermeintliche Unterbewertung des Euro.
Die große Kaufkraft des Dollars konnte ich in Amerika leider nicht feststellen:
Steakessen + 1 Getränk in einem normalen Resturant 35$, Pasta und 1 Getränk mindestens 15$, Miete für ein schlichtes 2 Zimmerappartment in San Diego 1.500$/Monat
Auch bei Literatur sieht es in Wahrheit wohl anders aus, Beispiel:
Street Smarts von Linda Bradford Raschke bei amazon.com: 175$, der gleiche Titel in Deutschland: Top-Trading-Gewinne 79 Euro.
Nur 3 Spontanbeispiele:
Borland C++ Builder Personal Edition: $69 (für US-Kunden) via Borland.com, orland C++ Builder Personal Edition: EUR 149,00 (via Borland.de)
Buch: Swing, Second Edition (ISBN 193011088X): $34.97 (amazon.com), EUR 47,58 (amazon.de)
Buch: Core Swing, Advanced Programming (ISBN 0130832928): $34.99 (amazon.com)
EUR 47,62 (amazon.de)
Super Euro Kaufkraft!
@ ert
Das Raschke Buch in deutscher Sprache ist inzwischen überall ausverkauft und wurde letzte und diese Woche hier im Verlag von Interessenten gesucht.
Sie können es gerne unter einem neuen (!) Thema hier im Forum anbieten, am besten mit Preis.
Hi Global_2,
man kann die Kaufkraft des Euros im Bezug auf Bücher auf dieser Seite eventuell erhöhen:
http://www.mediasell.de/
Gerade Programmierbücher in englischer Sprache gibt's oft für sehr wenig Euro.