° Über die Aushöhlung der Währungen und die Funktion des Goldes
Über die Aushöhlung der Währungen und die Funktion des Goldes - Die physische Nachfrage langfristig denkender Investoren nimmt zu
(06.08.2003) Gold ist aus den Schlagzeilen verschwunden. Im Vergleich zu vielen anderen Märkten tritt dieser im Augenblick praktisch auf der Stelle. Ein stützendes Element ist der wieder schwächelnde Dollar. Andererseits hat die Haussespekulation noch bis vor einer Woche extrem hohe Nettopositionen an der Terminbörse in New York gehalten. Dass sie inzwischen auf ein akzeptables, dem Markt technisch wieder Luft verschaffendes Niveau abgebaut wurden, ist unwahrscheinlich. Damit droht eine Liquidationswelle, wenn neue hausseträchtige Impulse ausbleiben sollten.
Spricht man mit Goldhändlern, so gewinnt man den Eindruck, dass ganze Heerscharen von Kaufwilligen nur auf einen solchen Preiseinbruch warten. Und das sollen nicht die Leute sein, die sich am Terminmarkt betätigen wollen und nur auf Differenzgewinne setzen. Vielmehr handelt es sich um Interessenten, die physische Ware zu erwerben und zu halten gedenken und dabei strikt antizyklisch vorgehen. Kurz gesagt: Es ist das "Smart Money", das die Zeit für gekommen hält, Papierwährungen in das als die ultimative Hartwährung bezeichnete Gold umzuwechseln.
Das Motiv liegt in der Erkenntnis, dass selbst die sogenannten Hartwährungen wegen der massiv wachsenden Staatsverschuldung langsam, aber sicher ausgehöhlt werden. Inflation ist hier nicht das Thema, sondern der Umstand, dass die Staatsschulden in der westlichen Hemisphäre auf Generationen hinaus nicht auf ein tragbares Niveau abgebaut werden können. Selbst über eine kontrolliert zunehmende Inflation, die die Staatsschulden auf probate Weise entwerten würde, wäre dies in angemessener Zeit nicht mehr zu erreichen.
Und dabei ist in der aktuellen Diskussion noch nicht einmal zur Sprache gekommen, wie die Staatshaushalte in Zukunft durch rechtsverbindlich abgegebene Zusagen an Beamte und andere öffentliche Bedienstete zusätzlich belastet werden. Zur Situation im Euroraum und in den USA kursieren Zahlen, die einem vor den Augen verschwimmen. So gigantisch sind sie.
Der "Point of No Return" ist in den führenden Industrieländern wohl bereits überschritten. Daher wird, wenn die augenblickliche Diskussion über die Belebung der Wirtschaft und über die Begrenzung der Staatsverschuldung ohne positives Ergebnis zu den Akten gelegt ist, eine Debatte darüber anbrechen, wie die innerlich entwerteten Währungen und die damit auf die Bürger der einzelnen Staaten drückende finanzielle Last wieder "gerichtet" werden können. Blickt man einmal auf Lateinamerika, kann man Beispiele dafür finden, wie es im Prinzip gemacht wird. Dort ist es schiefgelaufen. Hoffen wir nur, dass es in den Ländern und Regionen, die diesen harten Weg gehen müssen, intelligenter gestaltet wird.
Schon weit im Vorfeld dieses revolutionäre Dimensionen annehmenden Prozess, den wir unter den gegebenen Umständen für unabwendbar halten, wird sich Gold als das klassische Werterhaltungs- oder Wertaufbewahrungsmittel erweisen.
Wir wissen seit langem, dass die europäischen Zentralbanken ihre Goldreserven flüssig machen oder noch machen wollen. Wir vermögen uns nicht auszumalen, wo sich der Goldpreis heute befände, wenn diese Verkäufe nicht wären.
Wir wissen aber auch, dass die Investmentnachfrage nach dem Edelmetall seit langem darniederliegt. Wären die Goldproduzenten, die ihre Verpflichtungen aus Sicherungs- und Vorausverkäufen (Hedge Books) konsequent abbauen und somit physisches Gold erwerben mussten und noch müssen, nicht, würde sich der Preis gewiss nicht auf dem gegenwärtigen Niveau befinden.
Nach Lage der Dinge kann die zwangsläufig schon bald spürbar nachlassende physische Nachfrage der Produzenten durch eine sich langsam aufbauende Investmentnachfrage oder Hortungen ersetzt werden. Dann ist der Markt mehr denn je in der jüngeren Vergangenheit auf Gold aus den Reserven der Notenbanken angewiesen.
Diese Reserven belaufen sich nach Darstellung von Gold Fields Minerals Services (GFMS) gegenwärtig auf etwa 32 200 Tonnen. Diese Menge würde nach Darstellung des hoch angesehenen britischen Analyse-Unternehmens ausreichen, um die Nachfrage zusammen mit dem Angebot aus anderen Quelle wie vor allem der Minenproduktion noch knapp zehn Jahre zu decken. Die gegenwärtige Nachfrage, wohlgemerkt. Bleibt noch darauf hinzuweisen, dass viele Notenbanken, darunter die amerikanische, gar nicht daran denken, Gold zu verkaufen.
Aber was sind schon zehn Jahre?!? Wer als Anleger über einen wirklich langfristigen Horizont verfügt, wird sich schon heute so seine Gedanken machen und handeln, bevor die Massen erwachen.
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)
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Viele Grüße