Richard Ebert
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° US-Arbeitsmarktbericht: Gibt es wirklich keine Probleme ?

Der US-Arbeitsmarktbericht für Februar war beinahe ein Nicht-Ereignis – Doch die eigentlichen Probleme gewinnen wieder Kontur – Der Leidensdruck wird sich zurückmelden

(08.03.2004) Auf den „unerwartet“ schlechten Bericht zum amerikanischen Arbeitsmarkt im Februar vom Freitag hin geht die Welt noch nicht unter.

Und was heißt hier überhaupt „unerwartet“? Wir wissen dass Erwartungen manipuliert werden können. Die Auguren, deren über die Medien transportierten Aussagen die Erwartungen der breiten Masse erst bilden, haben sich ganz einfach vergriffen. Vielleicht haben sie gar nicht bemerkt, dass die Hoffnungen mit ihnen durchgegangen sind. Sie scheinen in ihrer ökonomischen Euphorie die noch vor wenigen Monaten weithin akzeptierte These von der „job-less“-Erholung der Wirtschaft in den USA, die dann noch zur „job-loss“-Erholung gesteigert wurde, und die dafür genannten guten Gründe einfach vergessen zu haben.

Die Quittung ist jetzt dargereicht worden. Die Märkte haben teils heftig, teils aber auch sehr moderat reagiert. Schon in wenigen Tagen wird der Arbeitsmarktbericht weitgehend aus der Tagesdiskussion verschwunden sein.

Die Auguren werden aber hoffentlich noch etwas länger von der Lehre zehren und sich ihre konjunkturellen Prognosen besser überlegen. Vielleicht begreifen sie anhand dieses jüngsten Lehrstücks auch, dass die Zeiten, in denen die Realität die Erwartungen fast schon gesetzmäßig in den Schatten stellte, vorüber sind.

Der hoffnungsvolle Blick der Europäer wird auch in Zukunft auf die USA gerichtet bleiben. Sie müssen in diesem Land ihre „Konjunktur-Lokomotive“ sehen, wenn sie nicht verzweifeln wollen. Sie haben bemerkt, dass ihnen die Aufwertung des Euro weit mehr schadet als nutzt. Dabei sind die eigentlichen Folgen dieses Prozesses noch gar nicht zu spüren. Das kommt noch in den nächsten Monaten und verspricht peinvoll zu werden.

Die Wirtschaft in den USA wird ihre mit horrend wachsenden Staatsschulden finanzierte Erholung zunächst fortsetzen, auch wenn inzwischen selbst die Optimisten einräumen, dass der stärkste Schwung Vergangenheit ist. Die Verbraucher dort werden von den nun erneut sinkenden Kapitalmarktzinsen zehren und ihre Hypotheken wieder zu günstigeren Bedingungen umfinanzieren können. Doch das wird ihnen mit Sicherheit nicht mehr so viel finanzielle Manövriermasse verschaffen wie in der Phase, die im Juni 2003 endete, als die Kapitalmarktzinsen in Erwartung der nun erlahmenden Konjunkturerholung steil anzogen.

Übrigens ist die Notenbank in Washington wegen der sinkenden Kapitalmarktzinsen bis auf weiteres eine ihrer größten Sorgen los. Und wegen der in US-Dollar steigenden Rohstoffpreise muss sie sich zunächst auch keine großen Gedanken über ein Wiederaufleben der deflationären Kräfte machen. Dafür sollte sich ihr aber nun die Frage stellen, was geschehen könnte, wenn die Wall Street unter dem Eindruck der zunehmend gedämpften Perspektiven für die Konjunktur und für die Unternehmensergebnisse kippt und die neu angewachsenen Buch-Vermögen vernichtet werden.

Spannend wird es, wenn die Verbraucher in den USA bemerken, dass sie ihren Konsum nicht weiter steigern können und/oder die Ausländer, darunter an erster Stelle die asiatischen Zentralbanken, nicht mehr bereit sind, die US-Defizite zu den gegebenen Bedingungen zu finanzieren.

Das klingt „wie Schnee von gestern“. Das haben wir alle schon so oft gehört, und doch dreht sich die Erde weiter, könnte man sagen. Doch die Dinge brauchen ihre Zeit, um sich zu entfalten. Und im übrigen verschwinden die Schwierigkeiten nicht dadurch, dass sie wiederholt öffentlich dargestellt werden. Im Gegenteil, sie werden schlimmer, weil die wiederholte öffentliche Darstellung mit ihren Abnutzungseffekten auf das allgemeine Bewusstsein mit der Zeit suggerieren, in Wirklichkeit gebe es diese Probleme gar nicht.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
Richard Ebert
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