° US-.Dollar: Aus der Asche in den Müll ?
Der fragile Höhenflug des US-Dollar - Aus der Asche zurück in die Asche
(05.09.2003) Der amerikanische Dollar ist seit Juni aufgestiegen wie Phönix aus der Asche. Nun scheint er zum Rudern überzugehen, denn er muss feststellen, dass die Auftriebskräfte schwinden und keine Höhengewinne mehr zulassen. Folgt alsbald ein neuerlicher Absturz in den Müll?
Die realen Kapitalströme werden es zeigen. Im Augenblick strebt Kapital vor allem aus dem Euroraum in den Greenback, als gäbe es morgen keine Dollars mehr. Doch das ist, wie jeder weiß, ausgeschlossen. Nach Lage der Dinge werden auch in Zukunft Dollars in Hülle und Fülle gedruckt und von den USA aus in alle Welt verteilt.
Wer aber wird auf Dauer etwas zu hohen Preisen kaufen, wenn es, wie der Dollar, auf unabsehbare Zeit im Überfluss vorhanden ist? Da müssten sich hinter dem, was der Dollar repräsentiert, schon unentdeckte Werte verbergen.
Denkbar sind sowohl materielle wie auch immaterielle Werte. Fangen wir mit letzteren an. Sie stehen hoch im Kurs, wenn sich ein Land durch eine Führung auszeichnet, die aus dem Ruder gelaufene Dinge wieder aufs richtige Gleis zu bringen verspricht. Dies bietet dann die Aussicht aus das Heranwachsen materieller Werte.
Immaterielle Werte spielen auch dann eine Rolle, wenn sich ein Land politisch, militärisch, monetär und konjunkturell in einer gefährlichen geopolitischen Lage als nicht erschütterbarer Fels in der Brandung darstellt. Dort fühlt sich Kapital in solchen Situationen wenigstens vorübergehend gut aufgehoben.
Die Checkliste fällt in diesen Punkten nicht gut aus für die USA und für den Dollar.
Was die materiellen Werte anlangt, so tun sich erhebliche Zweifel daran auf, dass die USA ausländischen Anlegern gegenwärtig noch viel zu bieten haben und, was wohl noch wichtiger ist, auch bieten wollen.
Amerikanische Aktien sind, wie zum Beispiel die von uns hoch geschätzten Londoner Strategen von Dresdner Kleinwort Wasserstein darlegen, heute so teuer wie seit 1929 nicht mehr, wenn man von der „Greenspan Bubble“ der späten neunziger Jahre absehe. Das müsste sowohl normalen Anlegern als auch jenen, die auf Fusionen und Übernahmen abzielen, zu denken geben.
Staats- und Unternehmensanleihen aus den USA bieten nominale Renditen, die im Euroraum etwa auch zu erzielen sind. Betrachtet man das Währungsrisiko und schließt einen totalen ökonomischen Untergang des Euroraums mit seinen vielen verkommenen, aber wieder restaurierbaren materiellen Werten aus, gebietet es die Vernunft, solche Papiere noch nicht einmal anzufassen.
Der Immobilienmarkt in den USA ist überteuert und schon wegen der kräftig gestiegenen Kapitalmarktzinsen reif für einen gefährlichen Rückschlag.
Was bleibt dann noch zu Gunsten des Dollar? Antwort: Nichts, außer vielleicht noch einigen nostalgischen Erinnerungen oder haltlosen Illusionen.
Selbst die Regierung Bush mag den Dollar zu seinem gegenwärtigen Preis nicht mehr. Sie spricht zwar hin und wieder von einer ungebrochenen „Politik des starken Dollar“, doch geschieht das bemerkenswerterweise nur noch, wenn sie ihren Anspruch als Weltmacht auch monetär untermauern möchte. In Wirklichkeit arbeiten Bush & Co. intensiv daran, den Greenback abzuwerten, um so den Export der USA zu stützen.
Wer das nicht sieht und keine Konsequenzen zieht, darf sich nicht beklagen, wenn sein in Dollar untergebrachtes Kapital zusammen mit dem Greenback bald wieder in der Asche landet.
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)