Richard Ebert
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° Wall Street: Auf Sand gebautes Gebäude wird zusammenfallen

An den Aktienmärkten rückt die Stunde der Wahrheit näher – Die allgemeinwirtschaftlichen Folgen eines Rückschlags können enorm sein

(11.07.2003) Die Aktienmärkte in der westlichen Hemisphäre haben sich in den vergangenen Monaten benommen, als stünde ein immenser Konjunktur-Boom bevor. Überflüssig, zu sagen, dass davon keine Rede sein kann. Der Senkung des Leitzinses durch die Bank of England vom Donnerstag ist nur ein aktuelles Indiz dafür, dass es mit der Wirtschaft in Großbritannien nicht zum Besten steht. Gleiches gilt für die Wirtschaft aller westlichen Industrieländer. Ein weiteres Indiz, diesmal aus Asien stammend, sind die sich mehrenden Hinweise auf eine Rezession in Südkorea. Die Wirtschaft dieses Landes gilt wegen der breiten Palette exportierbarer Industrieerzeugnisse als zuverlässiger Indikator für den Zustand der Weltkonjunktur. Und ... und ... und.

Alles spricht dafür, dass die bislang verzeichneten Kurssteigerungen an den Aktienmärkten ein Produkt der extrem hohen Liquidität sind, die vor allem von der US-Notenbank (Fed) bereitgestellt wird. Diese Liquidität wird von der realen Wirtschaft in den USA nicht zu produktiven Zwecken benötigt, denn es wird unter anderem nicht investiert.

Die immense Liquidität soll verhindern, dass Kreditklemmen entstehen, die wiederum eine wachsende Zahl von Unternehmen und privaten Haushalten kollabieren ließen. Neben katastrophalen Folgen für die Wirtschaft würde im Falle eines solchen Kollapses aus den vorhandenen deflationären Tendenzen eine reale, unkontrollierbare Deflation. Das weiß die Fed nur zu gut.

Daher ist sie bis jetzt auch sehr zufrieden über die Kurssteigerungen an der Wall Street gewesen. Abgesehen davon, dass teurer werdende Aktien auch eine Variante der inzwischen willkommenen Inflation sind, drückt sich darin auch Konjunkturoptimismus aus, ob er begründet ist oder nicht. Die Fed hofft nun darauf, dass dieser Optimismus ansteckt und zum Investieren und Konsumieren anregt. Mehr als eine Hoffnung ist dies aber nicht.

Nach dem, was sich in den vergangenen Monaten vor allem bei den Technologiewerten ereignet hat, müsste die Fed nun wieder höchst besorgt sein, dass abermals „irrationaler Überschwang“ entstanden ist oder entsteht. Dass diese Sorge sehr berechtigt ist, beweisen viele Indikatoren, die Aufschluss über die Stimmung unter den Börsianern an der Wall Street geben.

Doch zurück zur Liquidität. Sie ist offenkundig so hoch, dass sie nur zum Teil benötigt wird, um das Bankensystem intakt zu halten und Kreditklemmen größeren Ausmaßes zu verhindern. Der überschießende Teil dieser Liquidität bildet einen Puffer oder eine Versicherung für den Fall, dass plötzlich, aus welchen Gründen auch immer, mehr von diesem Lebenselexier der Wirtschaft benötigt würde. Solange solcher Bedarf nicht besteht, sucht der überschießende Teil nach Anlagemöglichkeiten.

Zunächst haben sich Zinstitel und dann Aktien als „erste Wahl“ für diesen Zweck erwiesen. Vor dem Hintergrund einer extrem schwach wachsenden Wirtschaft und geringer Aussicht auf nachhaltig steigende Unternehmensgewinne können die Kurssteigerungen nur als Fehlleitung von Geld und Kapital bezeichnet werden. Solche „Irrtümer“ haben sich in der Vergangenheit stets gerächt.

Sollte das auf Sand gebaute Kursgebäude besonders an der Wall Street wieder in sich zusammenfallen, was nicht wenige technisch orientierte Analysten für unausweichlich halten, müsste die Fed von vorne anfangen. Dass sie dabei versuchen würde, Einfluss auch auf den Aktienmarkt zu nehmen, steht für viele Kenner der Verhältnisse außer Frage. Doch ob sich der Markt von solchen Eingriffen auf Dauer beeindrucken ließe, erscheint sehr fraglich. In Japan und in anderen asiatischen Ländern hatten Manipulationen der Börsen durch die Notenbanken jedenfalls nie durchschlagenden Erfolg.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
Richard Ebert
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Hallo zusammen.

Die Unternehmen die an den Leitbörsen der Welt gelistet werden, sind zum grösstenteil die "Haupterzeuger" des BIP der einzelnen Staaten. Nochmals möchte ich betonen, man kann es nicht oft genug sagen, Aktien sind Unternehmensanteile. Man wird damit zum Teilhaber mit allen sich daraus ergebenden "Stimm"Rechten.

In jeder rezessiven Phase gibt es einen Zeitraum, in dem die breite Masse meint, dass der "Weltuntergang" kurz bevorsteht. Diese allgemeine Panik "bremst" die Konsumlaune der Bevölkerung und verlängert somit die rezessive Phase.

Es gibt allerdings irgendwann einen Punkt, an dem man "aufwacht". Alles stellt sich doch nicht als "so schlimm" dar. Es wird im privaten Bereich wieder konsumiert, verreist etc. Und dieses Millionenfach multipliziert setzt den Konjunkturmotor wieder in Gang und zieht die "Karre" wieder aus der Rezession.

Und das bedeutet eben auch steigende Aktienkurse. Wir sind meiner Meinung nach an diesem Punkt angelangt.

Ich selbst habe Verwandte in den USA. Bei Telefonaten komme ich auch oft auf die Frage wie es denn dort zur Zeit aussieht. Und die Antwort ist alles andere als schlecht. Die Zinsen sind günstig. Es wird gebaut, konsumiert etc.

Gut, das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem grossen Ganzen. Aber ich neige halt öfter dazu, nicht nur nackten Zahlen Achtung zu schenken, sondern auch das leben des kleinen Mannes im Alltag zu betrachten.

Man sollte sich mal beim nächsten Wochenendeinkauf die Einkaufswagen ansehen. Die sind in unserer Region alles andere als "leer".

Da wiederum kann ich als Negativbeispiel von der "jugoslawischen Konjunkturkrise" die 1993 im Kollaps endete ein Lied singen. Dort war es am Ende soweit gekommen, dass sich die Leute in den Supermärkten wenn überhaupt zwischen Brot, Salz und Keksen aus Belgrad entscheiden konnten. Und das war wirklich eine Krise. Ich hatte die letzten zwei Wochen im Urlaub "live" mitbekommen. Allerdings ist diese "Krise" auch Vergangenheit.

Also, bitte nicht alles so schwarz sehen. Die USA sind und bleiben der Weltkonjunkturmotor. Sagen wir eher, das Dach tropft und wird bald abgedichtet. Das Gebäude wird daher noch lange stehen.

Viele Grüsse und eine erfolgreiche Woche

Franjo

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