° Was verbirgt sich hinter der Euro Schwäche ?
Verbirgt sich hinter der Euro-Schwäche etwas Größeres ? – Mutmaßungen über ein Umdenken der asiatischen Zentralbanken
(20.08.2003) Es zeigt sich immer deutlicher, dass die Kurssteigerungen an der Wall Street mehr und mehr Kapital in den US-Dollar fließen lassen. Dies geht eindeutig zu Lasten des Euro, und es erklärt auch plausibel, warum dieser unter Druck bleibt. Ob der Euro zu Recht Terrain verliert oder nicht, ist eine dogmatische, ja vielleicht sogar ideologische Frage. Wie auch immer die Antwort lauten mag, letztlich zählen nur die realen Kapitalströme für die Bildung der Wechselkurse.
Nun wissen wir spätestens seit zwölf Monaten, dass asiatische Zentralbanken ihre enormen Devisenreserven neu ordnen, um deren gefährliche Dollar-Lastigkeit zu verringern. Ende vergangenen Jahres wurde dies gleich mehrfach vom Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Duisenberg, bestätigt. Die Euro-Käufe der asiatischen Zentralbanken waren die entscheidende treibende Kraft hinter der aus technischer Sicht noch nicht gebrochenen langfristigen Hausse des Euro beziehungsweise der Baisse des Dollar.
Jetzt tauchen erste Vermutungen auf, nach denen sich mindestens eine asiatische Zentralbank, nämlich die taiwanesische, dafür entschieden haben könnte, ihre Euro-Käufe einzustellen. Von dort verlautete dieser Tage, der Euro erscheine zu teuer.
Wenn die Taiwanesen wirklich nach ihren Erkenntnissen handeln und nicht nur verbale Luftballons steigen lassen, um den Devisenmarkt zu testen, besteht die reale Möglichkeit, dass der Euro ein wesentliches stützendes Element einbüßt. Und wenn die Taiwanesen meinen, der Euro-Anteil an ihren Devisenreserven sei wenigstens für den Augenblick hoch genug, könnte man daran durchaus die Frage knüpfen, ob nicht auch andere Zentralbanken in Asien ähnlich denken.
Wir haben stets die Auffassung vertreten, dass es sich bei den Entscheidungen der asiatischen Zentralbanken zu Gunsten des Euro um wohldurchdachte strategische, also langfristig ausgelegte Schritte gehandelt hat. Doch auch solche Beschlüsse haben irgendwann und irgendwie auch einmal ihr Ziel erfüllt.
Jedenfalls reichen uns die Äußerungen der Taiwanesen, um den Euro nun sehr kritisch zu verfolgen und uns ernsthaft darauf einzustellen, dass das, was bislang als Korrektur aussah, den Anfang vom Ende seines Höhenfluges gegenüber dem Dollar darstellt.
Den Exporteuren im Euroraum kann dies nur entgegenkommen, doch bis sie den schwächeren Euro tatsächlich positiv zu spüren beginnen, dürften sechs bis neun Monate vergehen.
Die EZB wird sich im Falle eines nachhaltig schwächeren Euro nicht nur theoretisch, sondern sehr konkret mit der Frage importierter Inflation auseinandersetzen müssen. Jedenfalls würde die Gefahr sich ausbreitender deflationärer Tendenzen im Euroraum dann beachtlich sinken, was aber noch nicht ein starkes Wiederaufleben der Inflation bedeuten müsste.
Wir neigen trotz allem zu der Ansicht, dass die strategische Diversifizierung der asiatischen Devisenreserven noch nicht beendet ist. Nur ein Fall des Euro unter die Marke von 1,08 Dollar ließe uns radikal umdenken.
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)
@ alle
Wie lautete noch die große Überschrift in allen Wirtschafsnachrichten, bei einem Euro von 1,19: 'George Soros spekuliert gegen den Dollar.'
Es war immer das gleiche Spiel und es wird auch künftig das gleiche Spiel bleiben.
Große Überschrift heute in der Tageszeitung. 'Experten sehen weitere Kurssteigerungen im Dax.'
gruß
Ein Musterbeispiel: Die ganzen letzten Wochen war die Stimmung an der Börse skeptisch und mißtrauisch! Von "Minimumkorrekturen" wurde gesprochen, und man müsse erst mal die 3200 oder 3000 Punkte sehen bis der DAX seine Rallye fortsetzen könne.
Nun hat sich der dieser gottverdammte Index nicht daran gehalten sondern ist immer weiter und weiter gestiegen! Auf einmal sehen wir ganz deutlich wie sich der Zweckpessimismus auflöst. Der DAX stolpert von Jahreshoch zu Jahreshoch und langsam sinken die impliziten Volatilitäten an allen Märkten, VIX unter 20, VXN unter 30 (!) und VDAX unter 25. Und plötzlich dreht das Sentiment, die Stimmung steigt und die Marktkommentare werden freundlich!
Damit ist alles klar: jetzt heißt es Stops enger anziehen, tief durchatmen und die letzten Bewegungen genießen!
Gruß!