Richard Ebert
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° Zeugniszeit: EZB - ungenügend, Thema gründlich verfehlt

Zeugniszeit: EZB – ungenügend, Thema gründlich verfehlt *** Anmerkung zur Zensur: "Von Inflation reden wir übermorgen"

(20.05.2003) Wie müssen sich Notenbanker fühlen, wenn sie sehen, dass ihnen die Zügel entgleiten? Miserabel, wenn nicht sogar im falschen Job.

Das gilt aber offenkundig nicht für die Verantwortlichen in der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie sehen offenbar überhaupt nichts, außer der Schimäre Inflation. Oder geradezu besessen in den Rückspiegel, wie Bill Gross von Pimco, der von uns hoch geschätzte kritische Beobachter der Märkte, vermutet. Und da entdecken sie nach Meinung von Gross auch nichts anderes als Inflation.

Doch das ist Vergangenheit. Was ist denn nun noch nötig, um die EZB auf den Boden der Realität zurückzuholen? Eine Warnung des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor Deflation in Deutschland hat sie jetzt schon erhalten.

Die EZB steht in der Tradition der Deutschen Bundesbank, die bis Ende 1998 nicht nur die geldpolitischen Geschicke in Deutschland, sondern in weiten Teilen Europas bestimmt hat. Die Bundesbank war berühmt und berüchtigt für ihre "Politik der ruhigen Hand". Diese Politik erreichte mitunter den Grad von Sturheit. Sie hatte meist Glück. Ob sie überwiegend Recht hatte, ist zumindest umstritten.

Cesar Molinas von Merrill Lynch hat sich vor einiger Zeit einmal kritisch mit dem Wirken der Bundesbank auseinandergesetzt und ist dabei zu dem Schluss gelangt, dass der Mythos, der die Bundesbank umgab, zum Teil nicht mehr war als Schein.

Tatsächlich kann man der Bundesbank Konsequenz nachsagen, und zwar Konsequenz in einer Form, die den Kreis zur Sturheit schließt. Das hat ihr Respekt verschafft. Aber vielleicht war es gerade die Sturheit in Verbindung mit den hohen Devisenreserven und der ehemals überragenden Wirtschaftskraft Deutschlands, was alle Welt davon abhielt, gegen die Bundesbank anzutreten, sprich: gegen die D-Mark zu setzen.

An den Märken gibt es für brisante Situationen einen alten Spruch: Solange die Zentralbanken nicht in Panik geraten, bleibt es gefährlich. Sobald sie aber Panik zeigen, ist das Schlimmste schon vorüber.

Die US-Notenbank verrät bereits Nervosität, die sich zur Panik steigern kann. Für die EZB jedoch scheint Panik jedoch ein Fremdwort zu sein. Noch, denn sie wird es nicht nur lernen, sondern erleiden müssen.

Daran ändert auch die Erklärung des Finanzministeriums in Berlin auf die Warnung des IWF hin, Deflation sei für Deutschland kein Thema, nichts. Was sollen die guten Leute auch anderes sagen? Im übrigen wird dort, wie sich Tag für Tag aufs Neue zeigt, ohnehin nur Inkompetenz nicht nur verwaltet, sondern gehegt und gepflegt.

Schade nur, dass die unausweichlich aufkommende Panik der EZB einen hohen Preis hat, den die für das sich anbahnende Debakel Verantwortlichen materiell gewiss nicht zu zahlen haben.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
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