° Zucker: Hohe Bestände halten Preisanstieg in Schach
Am Zuckermarkt hält der 2002/03 entstehende Überschuss die Preise bis in die kommende Saison hinein in Schach
(11.07.2003) Am Weltmarkt für Zucker bilden die Notierungen einen Boden. Dieser Prozess kann noch einiges an Zeit beanspruchen. Unterdessen zeigt sich der Markt wenig beeindruckt von aktuellen Nachrichten und vor allem von den zuletzt geballt erschienenen statistischen Erkenntnissen. Auch saisonale Einflüsse geben derzeit nicht viel her, um die Preise zu bewegen.
Mit fortschreitender Zeit wird immer deutlicher, dass die Saison 2002/03 (Oktober/September) mit einem beträchtlichen Produktionsüberschuss endet. Die jüngst veröffentlichten Schätzungen der gängigen Quellen erreichen oder überschreiten sogar die ursprünglich gestellten Prognosen, nachdem diese zwischenzeitlich zum Teil stark zurückgenommen worden waren. An ein Defizit, wie es vorübergehend möglich erschien, denkt inzwischen niemand mehr.
Die nun wieder wesentlich höheren Produktions- und Überschussprognosen beruhen entscheidend auf einer unvermutet umfangreichen Zuckererzeugung in Brasilien. Doch dabei ist stets zu bedenken, dass in diesem bedeutendsten Erzeugerland der Teil der Zuckerproduktion, der zur Herstellung von Äthanol und damit zur Beimischung zu Treibstoff verwendet wird, jederzeit erhöht oder gesenkt werden kann. Entsprechend steigt oder schwindet dann der brasilianische Exportüberschuss an Zucker.
Die Internationale Zucker-Organisation spricht von einem ernsten Überschussproblem. Das Londoner Handelshaus Man hatte zuvor einen Überschuss von knapp 8,5 Millionen Tonnen angekündigt. Auch die Prognosen von F.O. Licht und C. Czarnikow deuten auf ein hohes Angebot hin.
Für einigermaßen verwertbare Aussagen zur Produktion in der kommenden Saison 2003/04 ist es noch zu früh. Als sicher gilt nur, dass die Zuckerrübenproduktion in ganz Europa teils wegen verringerter Anbauflächen und teils wegen sehr ungünstiger Wuchsbedingungen besonders in der Frühphase deutlich geringer ausfällt als 2002/03. Manches weist auch darauf hin, dass die kommende Produktion von Zuckerrohr in Brasilien aus zyklischen Gründen zurückgeht.
Doch wie man es dreht und wendet, die Überschüsse aus der laufenden Saison könnten zusammen mit den aus früheren Jahren vorhandenen Beständen einen starken Puffer bilden, um einen deutlichen Minderertrag in der neuen Saison aufzufangen und mögliche Preissteigerungen in Schach halten.
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)