° Zucker: Massive Baisse Positionen der Fonds
Der Zuckermarkt ist reichlich versorgt - China kann aber auch hier zum Faktor werden - Massive Baisse-Positionen der Fonds bilden kurzfristig starkes Aufwärtspotential
(16.01.2004) Vom Zuckermarkt ist aus rein fundamentaler Sicht in nächster Zeit nicht viel zu erwarten. Die Notierungen für "Weltzucker" nähern sich in New York charttechnisch einer Zone, die seit 1999 dreimal solide Stützung geboten hat, wenn man einmal von vorübergehenden Ausreißern absieht. Saisonale Einflüsse beginnen jetzt ihre preistreibende Wirkung zu verlieren. Von Februar an sprechen sie eindeutig für fallende Notierungen.
Obgleich die fundamentalen Bedingungen wenigstens für die überschaubare Zukunft nichts Besonderes verheißen, verdient die technische Situation Beachtung. Der steile Einbruch vom Dezember war zweifelsfrei das Werk der Spekulation. Die bis zur Halskrause auf der Kaufseite engagierten Fonds gingen ans Liquidieren und haben sich zuletzt in erheblichem Umfang auf die Baisse-Seite gedreht. Dies bedeutet enormes technisches Auftriebspotential, das wohl nur noch darauf wartet, freigesetzt zu werden.
Der physische Markt ist gegenwärtig reichlich versorgt. Vor allem steht in großem Umfang brasilianisches Angebot zur Verfügung, das früher oder später auf den Markt gelangen wird. Es wiegt die Aussicht auf eine stark reduzierte Produktion in Thailand mehr als auf.
Noch immer besteht keine letzte Klarheit über das Ergebnis der Saison 2002/03 (Oktober/September). Sicher ist nur, dass ein Überschuss entstanden ist, der die hohen Bestände aus früheren Jahren weiter wachsen ließ. Diese Vorräte stellen einen soliden Puffer gegenüber allen 2003/04 vorstellbaren Risiken dar.
Ungewissheit herrscht über die Folgen der Erweiterung der Europäischen Union für den Zuckermark, die am 1. Mai 2004 in Kraft tritt. Händler erwarten Verwerfungen auf dem dann erheblich größeren Binnenmarkt der Region, die Monate dauernde Ungewissheiten über den Export von Weißzucker verursachen könnten.
Auf der Nachfrageseite ist China zur bedeutendsten Unbekannten geworden. Eine unvermutet geringe Produktion könnte dieses Land, das seinen Eigenbedarf zuletzt aus der eigenen Erzeugung decken konnte, zum Netto-Importeur machen. Die Prognosen für 2003/04 liegen zwischen 1 Millionen und 1,3 Millionen Tonnen (Basis Rohzucker). Dies sind Mengen, die schon ins Gewicht fallen.
Die Chinesen sind ausgezeichnete Kenner des Zuckermarktes, zumal sie traditionell Rohzucker einführen, ihn im Lande verarbeiten und dann als Weißzucker wieder exportieren. Sie werden bei den erwarteten Käufen am Weltmarkt daher wohl sehr geschickt vorgehen.
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)