° Zucker: Vor dem Übergang vom Überschuss zum Defizit ?
Steht der Zuckermarkt vor dem Übergang vom Überschuss zum Defizit ?
(20.05.2003) Der Zuckermarkt stellt sich dar, als wäre ihm alle Luft entwichen. Hatte er sich lange Zeit vor dem Hintergrund einer baisseträchtigen statistischen Lage auf einem schwer vertretbar hohen Niveau gehalten, so dümpeln die Notierungen jetzt in einem Bereich, der in sechs, neun oder zwölf Monaten möglicherweise als sehr niedrig angesehen werden könnte.
Auch dieser tatsächliche oder scheinbare Widerspruch löst sich auf, wenn man die Rolle der spekulativen Fonds genauer unter die Lupe nimmt. Sie treiben die Preise üblicherweise von einem Exzess in den anderen. Zuletzt haben sie auf Baisse gesetzt, doch dauert es möglicherweise nicht mehr lange, bis sie die Pferde wieder wechseln.
Das große fundamentale Bild zeigt einen Markt, der sich allem Anschein nach auf dem Weg vom Produktionsüberschuss zum Produktionsdefizit befindet. Die Überschussprognosen für 2002/03 (Oktober/September) sind über die vergangenen Monate hinweg Schritt für Schritt zurückgenommen worden. Und für 2003/04 mehren sich die Defizitprognosen.
Anzumerken bleibt jedoch, dass Czarnikow gerade mit einer neuen Prognose herausgekommen ist, in der das Londoner Handelshaus seine Schätzung des 2002/03 entstehendenden Überschusses wegen höherer Produktion von 2,13 Millionen Tonnen auf 5,27 Millionen Tonnen (Basis Rohzucker) angehoben hat. Nur zum Vergleich: Die Internationale Zucker-Organisation hatte im Februar noch einen Überschuss von 3,28 Millionen Tonnen angekündigt.
Doch von dieser neuen Prognose des Handelshauses abgesehen, nach Lage der Dinge ist aus früheren Überschussjahren ausreichend Zucker vorhanden, um selbst ein hohes Defizit in der kommenden Saison ohne eine Preisexplosion überstehen zu können.
Was die Spekulation aus der erwarteten Entwicklung machen wird, ist eine andere Frage, doch wer längerfristig disponiert, muss sich heute bereits darauf einstellen, dass sie als nächstes für beachtliche Preissteigerungen sorgt.
Aber eine von der Spekulation verursachte Hausse hätte auch ihr Gutes, denn dies würde Anreize zu höherer Produktion geben. Das ist auf längere Sicht schon deshalb dringend erforderlich, weil die Zuckerproduktion in der Europäischen Union wegen sinkender Subventionen in den nächsten Jahren spürbar sinken dürfte.
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)